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Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nach der Attacke auf eine Synagoge in Halle, 2019 Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nach der Attacke auf eine Synagoge in Halle, 2019  (AFP or licensors)

D: Juden fühlen sich stärker bedroht

Juden in Deutschland fühlen sich nach Angaben des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, in der Bundesrepublik stärker bedroht, weil Antisemitismus insgesamt zugenommen habe. Das erklärte Schuster in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ am Samstag (21. Oktober).

Schuster sagte, „dass wir im Moment erheblich mehr Zulauf zu den palästinensischen Demonstrationen in Deutschland haben“. Er habe den Eindruck, dass ein Teil der Menschen, die seit 2015 ins Land gekommen seien und sich zunächst unauffällig verhalten hätten, nun bereit sei, auf die Straße zu gehen und auch gewalttätig zu werden. Er bezeichnete den rechtsextremen Antisemitismus als „gefährlichsten“ in Deutschland. Trotzdem sei das Problem antisemitischer Haltungen unter muslimischen Migranten „offensichtlich groß“. „Dazu muss man wissen, dass die arabischstämmigen Menschen, die nach Deutschland kommen, in den Schulen ihrer Heimat jeden Tag israelfeindliche Zerrbilder gelehrt bekommen haben. Sie hören auch zu Hause nichts anderes“, so der Zentralratspräsident.

Härtere Strafen gefordert

Schuster forderte eine härtere Bestrafung für das Skandieren antisemitischer Parolen auf Demonstrationen. Dass viele deutsche Städte pro-palästinensische Demonstrationen verboten haben, hielt Schuster für gerechtfertigt. „Die Demonstrationen sind nicht einfach pro-palästinensisch, sondern sie sind israelfeindlich, aggressiv und antisemitisch“, sagte er. Auf die Frage, ob es derzeit in Deutschland lebende Juden gebe, die erwägen, das Land zu verlassen, sagte Schuster, es gebe immer mal wieder Menschen, die aus religiösen Gründen nach Israel ziehen. „Aber im Moment sehe ich niemanden, der Deutschland wegen des Antisemitismus verlassen will.“ Anders sei das in Frankreich. Das hänge auch mit der Geschichte des Landes zusammen und der Zuwanderung aus den Maghreb-Staaten.

(kna – jo)

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21. Oktober 2023, 15:12