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Österreich: Auf der Suche nach einem gemeinsamen Ostertermin

Nur eine breite Konsenslösung für einen gemeinsamen Ostertermin ist sinnvoll, um nicht neue Spaltungen entstehen zu lassen. Das schreibt Thomas Mark Németh, Professor für Theologie und Geschichte des christlichen Ostens an der Katholisch-Theologischen Fakultät Wien und Priester der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche in einem Beitrag über die unterschiedlichen Ostertermine zwischen Ost- und Westkirchen.

Auch in diesem Jahr wieder weicht der Termin des Osterfestes zwischen Ost- und Westkirchen ab. Angesichts innerkirchlicher Bruchlinien und Rivalitäten, aber auch heikler zwischenkirchlicher Beziehungen, dürften faktische Hindernisse in diesem vielschichtigen Prozess nicht unterschätzt werden, so der Ostkirchenfachmann. Neben Traditions- und Vernunftsargumenten seien aber auch „eine demütige Grundhaltung und ökumenische Bereitschaft“ gefragt. Das Ziel der gemeinsamen Begehung des „Festes der Feste“ scheine aber der Bemühungen wert zu sein, so Németh.

Dass Ostern am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert werde, klinge nur auf den ersten Blick eindeutig. Seit der Spätantike sei die Berechnung des Ostertermins eine wissenschaftliche Herausforderung – und spalte Ost- und Westkirchen bis heute. Auch andere Frühlingsfeste der Religionen bezeugen die Unwägbarkeiten zwischen Sonnen- und Mondjahr.

Festes Datum andenken

„Angesichts der hohen theologischen Bedeutung des Osterfestes darf sein Zusammenhang mit der tatsächlichen Frühjahrs-Tagundnachtgleiche nicht unterbewertet werden. Von daher rührt auch das überkonfessionelle Interesse an astronomischen Gegebenheiten“, schreibt der Theologe in einem Gastbeitrag in der Zeitschrift „Die Furche“.

Denkbar wäre deshalb ein festes Datum. Auf Basis einer Neuberechnung würde dann Ostern immer an einem bestimmten Sonntag liegen, etwa am zweiten Sonntag im April. Dies ließe sich mit der Annahme begründen, dass Jesus wahrscheinlich am 7. April 30 gestorben sei, so Németh. „Gegen diese Praxis sprechen aber Argumente aus der biblischen und kirchlichen Pascha-Tradition und die kosmische Dimension eines beweglichen Systems“, fügt er an. Ins Spiel gebracht sei schon die Möglichkeit der Feier am Sonntag, der dem jüdischen Pessach folge. „Befürworter sehen dies als eine Berücksichtigung jüdischer Wurzeln, anderen erscheint dies aber unter Hinweise auf frühchristliche Abgrenzungstendenzen eher als eine Distanzierung davon und ist wenig konsensfähig“, erläutert der Wiener Professor.

„Osterparadoxon“ vermeiden

Mehr Chancen werden dem 1997 verabschiedeten „Aleppo-Dokument“ eingeräumt. „Es handelt sich dabei um ein vom Ökumenischen Rat der Kirchen mitentwickeltes modifiziertes Modell des gregorianischen Kalenders. Geografischer Bezugspunkt ist der Meridian von Jerusalem, und die Bestimmung des Frühlingsbeginns wird aktuellen wissenschaftlichen Kriterien überlassen, worauf auch Patriarch Bartholomaios Wert legt.

So ließe sich auch das „Osterparadoxon“ vermeiden: Da die kirchlichen Berechnungsmethoden den Frühlingsanfang astronomisch inkorrekt pauschal auf den 21. März datieren, führen sie mehrmals pro Jahrhundert gar nicht zum erwünschten Ergebnis, nämlich dem Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond als Osterdatum. Insgesamt ließe sich das Aleppo-Modell mit dem „Geist von Nizäa“ in Einklang bringen und würde die Bemühungen um Exaktheit ausdrücken.

(die furche – mg)

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13. April 2023, 14:15