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Oleksandara Matviichuk (rechts) bei der Übergabe des Friedensnobelpreises 2022 Oleksandara Matviichuk (rechts) bei der Übergabe des Friedensnobelpreises 2022  (AFP or licensors)

Österreich: Friedensnobel-Preisträgerin sprach über Kriegsleid

Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien hat ein Symposium über den Krieg in der Ukraine beendet. An den Gesprächen nahmen 27 Referentinnen und Redner überwiegend ukrainischer Herkunft teil. Darunter war auch Oleksandra Matviichuk, Gründerin und Direktorin des „Center for Civil Liberties”. Die Einrichtung erhielt 2022 den Friedensnobelpreis.

Matviichuk hielt einen Online-Vortrag zum Thema „Impunity breeds War Crimes. How to fight it?“. Sie wandte sich unter anderem mit der Aufforderung an die Zuhörerinnen und Gäste, gegenüber dem Völkermord in der Ukraine nicht in gleichgültige Distanz zu verfallen: „Ich möchte Ihnen die Namen der Opfer nennen, nicht nur trockene Statistiken, denn wir dokumentieren nicht nur Kriegsverbrechen, wir dokumentieren menschliches Leid.” Das geht aus dem Tagungsbericht von Olha Uhryn hervor.

Die Teilnehmerinnen und Gäste stammten aus Österreich, Deutschland, Polen, den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Schottland, den Vereinigten Staaten und der Ukraine. Die Idee zu dem Projekt entstand Anfang März 2022 als Reaktion einer Gruppe von Fakultätsangehörigen aus verschiedenen Fachbereichen an der Uni Wien auf die Eskalation des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine am 24. Februar 2022. Das Symposium sollte Doktorandinnen und Nachwuchswissenschaftler aus der Ukraine unterstützen und ihnen die Möglichkeit bieten, sich fachlich über den Krieg auszutauschen und seine kulturellen, religiösen und politischen Herausforderungen zu erörtern. 

Aus der Vielzahl der eingegangenen Bewerbungen wählten die Organisator 27 Referentinnen und Redner aus, die die geografische Vielfalt der Ukraine wie Lemberg, Ternopil, Ivano-Frankivsk, Kyiv, Dnipro, Donezk, Odessa, Mariupol und Simferopol sowie verschiedene akademische Einrichtungen und Disziplinen widerspiegelten. Die Konferenz wurde unter anderem von der Stadt Wien und Renovabis unterstützt.

Thomas Mark Németh, Professor für Theologie des christlichen Ostens in Wien und griechisch-katholischer Priester, betonte in seinem Schlusswort, dass das Symposium eine wichtige Plattform für interdisziplinären Gedankenaustausch bot. Gerade auch die Theologie könne als wissenschaftliche Disziplin dazu beitragen, öffentliche Diskurse zu fördern und die Rolle der Kirchen in einer freien und demokratischen Gesellschaft zu stärken.

Mit den Augen der Opfer sehen

In seiner Zusammenfassung der Ergebnisse des Symposiums zeigte der Wiener Professor für Kirchengeschichte Thomas Prügl wichtige Ergebnisse der Tagung auf. Erstens sei im Zusammenhang mit den Überlegungen zum Krieg die Notwendigkeit eines neuen Konzepts des gerechten Krieges und des gerechten Friedens angesprochen worden, aber auch die Erfahrung des andauernden Krieges als verändernde Realität für Politik, Gesellschaft und Religion.

Thematisiert worden sei zweitens auch die Rolle von Kommunikation und der Konsensbildung während des Krieges. Die Art und Weise, wie Ukrainerinnen und Ukrainer mit dem Krieg umgehen, insbesondere in den sozialen Medien, durch Bilder, Literatur und Folklore, schaffe eine gemeinsame Erzählung, die auf gemeinsamen Werten und Hoffnungen beruhe, so ein weiteres Fazit. Sie zeuge von der Einigkeit und dem Optimismus der sogenannten „Maidan-Generation“ (Revolution von 2014) und einer „neuen“ Ukraine.

Drittens sei auf dem Symposium die Rolle der Religion und der Religionsgemeinschaften hervorgehoben worden, die eine herausragende Rolle bei der Stärkung der ukrainischen Widerstandsfähigkeit spielen würden, aber auch eine ethische Orientierung in dunklen Zeiten böten. Ein wesentliches Ergebnis des Symposions bestand darin, den Menschen außerhalb der Ukraine zu helfen, den Krieg mit den Augen der Opfer der militärischen Aggression zu sehen, so Prügl.

(pm – mg)

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03. März 2023, 12:16