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Synodaler Weg: Auch viel Textarbeit ist dabei Synodaler Weg: Auch viel Textarbeit ist dabei 

Nach dem Ad-limina-Besuch: „Es gibt einiges zu sortieren“

Nach dem Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe und der Vatikankritik am Synodalen Weg gibt es verschiedene Reaktionen in Deutschland: Fragen und Antworten aus der Redaktion.

Radio Vatikan: Wie fiel das Echo in Deutschland nach der Rückmeldung des Vatikans bisher aus?

Anne Preckel (Redakteuerin Radio Vatikan): Das Laien-Zentralkomitee ZdK war ja wenig überrascht über die Bremse hier im Vatikan. Bei den Bischöfen gab es teils unterschiedliche Reaktionen. Einzelne von ihnen sehen die Kritik des Heiligen Stuhls als Anlass für Einschränkungen beim Synodalen Weg, die meisten sind aber fürs umsichtige Weitermachen. Einiges ist, aus Sicht des Heiligen Stuhls, nicht verhandelbar? Kein Stoppschild für weitere Diskussionen!, sagte etwa Bischof Overbeck. Auch Bischof Bätzing hatte direkt nach dem Ad limina-Besuch betont, dass sich Fragen wie die Frauen- und Ämterfrage nicht wegdrücken ließen. Einzelne Bischöfe fänden es aber wohl besser, solche Themen auszuklammern beziehungsweise mit der Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges bis zum Ende der Weltsynode 2024 zu warten, wie etwa Bischof Meier vorschlug. Für viele Reformbefürworter dürfte das aber sicher nicht in Frage kommen.

Reaktionen nach Ad-limina-Besuch: Kollegengespräch mit Anne Preckel

Im Gespräch bleiben wollen

Radio Vatikan: Gestoppt wurde der Synodale Weg nicht, trotz der Grundsatzkritik seitens des Heiligen Stuhls. Warum?

Anne Preckel: Weil beim Ad-limina-Besuch der Tonus, weiter im Gespräch bleiben zu wollen, insgesamt offenbar stärker war, trotz der Kontroversen. Und weil die deutschen Bischöfe versichert haben, die Anmerkungen des Heiligen Stuhls würden aufgenommen. Bischof Overbeck und andere haben ja im Nachgang außerdem berichtet, die Mehrheit der Bischöfe habe das von Kardinal Ouellet vorgeschlagene Moratorium abgelehnt. Der Ad-limina-Besuch war zwar keine Eskalation, aber eine direkte Konfrontation. Und das wurde vom Heiligen Stuhl auch nicht beschönigt. Die Reden der Präfekten Ouellet und Ladaria wurden in voller Länge veröffentlicht und sollen wohl auch nicht nur von den Deutschen gelesen werden.

Was aber derzeit etwas untergeht in der Debatte: dass die deutschen Bischöfe im Vatikan auch konstruktiven Austausch hatten in den Dikasterien, da ist auch noch was anderes passiert als allein das Abschmettern von Reformwünschen. Die Begegnung mit dem Papst war laut Bischof Bätzing etwa sehr ermutigend. Und der Würzburger Bischof Jung sagte zum Austausch mit der Kurie, es sei schön gewesen, auch einmal direkt zu sprechen „und sich nicht über Zwischenrufe auf Distanz zu verständigen". Etwas verwundert war Jung allerdings, dass die Wiederkehr vieler Themen des deutschen Synodalen Weges im letzten Weltsynode-Synthesepapier für die Kurienvertreter anscheinend „keine besondere Rolle zu spielen schien". 

„Da ist auch noch was anderes passiert als nur das Abschmettern von Reformwünschen...“

Radio Vatikan: Wie geht es jetzt weiter nach dem Ad-limina-Besuch mit dem Synodalen Weg?

Anne Preckel: Für die Beteiligten gibt es sicher einiges zu sortieren, emotional und inhaltlich. Bischöfe und Laien müssen sich zum Feedback des Heiligen Stuhls verhalten, dann zurrt man das Ganze auf der fünften und letzten Synodalversammlung im März zusammen. Glaubenspräfekt Ladaria hatte den Vorschlag gemacht, der Synodale Weg könnte ein Abschlussdokument verfassen, um die disparaten Texte und Themen besser zu bündeln. Das könnte man tatsächlich angehen, auch weil man die Themen ja auch in der Weltsynode vermitteln will. Thomas Söding, Vizepräsident des Synodalen Weges hat das so formuliert: Man wolle „nicht Recht haben, sondern der Gerechtigkeit Gottes dienen“. Was Grundsatzfragen betrifft, etwa das Bischofsamt, die Rolle der Laien, Geschlechtlichkeit, wo es unterschiedliche Auffassungen zwischen Heiligem Stuhl und Synodalem Weg gibt, da stellt sich allerdings schon die Frage, wie man damit in Zukunft umgehen will.

Missbrauch war Ausgangspunkt des Synodalen Weges

Radio Vatikan: Beim Ad limina-Besuch wurde erstmals explizit gewürdigt, dass sich der Synodale Weg des Missbrauchsthemas angenommen hat.

Anne Preckel: In der Tat, das tauchte in Papst Franziskus‘ Brief an Deutschlands katholische Kirche von 2019 noch nicht auf und wurde beim Ad limina-Besuch jetzt aber hervorgehoben. Allerdings zieht der Heilige Stuhl wohl andere Schlüsse daraus als der Synodale Weg; der Papst würde deswegen etwa sicher nicht den Pflichtzölibat abschaffen wollen... Glaubenspräfekt Ladaria sieht auch die Gefahr, dass die in Deutschland angedachten Reformen die bischöfliche Macht so beschneiden, dass nichts mehr übrig bleibt von der Sendung der Bischöfe. Und Kardinal Marc Ouellet vom Bischofs-Dikasterium warnte sogar, das Missbrauchsthema könnte für Reformzwecke missbraucht werden.

Radio Vatikan: Das ist in Deutschland nicht so gut angekommen, oder?

Anne Preckel: Nein, das ist nicht gut angekommen. Die Rede vom „Missbrauch des Missbrauchs“ hat in den Ohren Missbrauchs-Überlebender, die um Anerkennung ihres Leids ringen, einen Missklang, um es gelinde auszudrücken. Und angesichts der Fülle der kirchlichen Missbrauchsfälle, übrigens ja nicht nur in Deutschland, leuchtet es dem Synodalen Weg nicht ein, nicht auch von möglichen strukturellen Ursachen auszugehen. Der Theologe Thomas Söding hat aber auch unterstrichen, dass Ursachenforschung jetzt nicht bedeutet, Kirchen-Bashing zu betreiben, also nach dem Motto: „Kirche ist Macht ist automatisch Missbrauch“. Das wäre nun auch wieder zu einfach.

Radio Vatikan: Wie ist der deutsche Ad-limina-Besuch eigentlich weltweit wahrgenommen worden, oder ist das überhaupt kein Thema mehr?

Anne Preckel: Ich denke schon, dass da auch beim Ad limina-Besuch teils aufmerksam hingeguckt wurde, denn der Synodale Weg in Deutschland hat ja von Anfang an eine gewisse Aufmerksamkeit auch im Ausland gehabt. Die ausländischen Kritiker des Synodalen Weges dürften sich mit der Vatikankritik am Synodalen Weg bestätigt gesehen haben; es gab ja einige Offene Briefe, die sich kritisch geäußert hatten, etwa aus den USA und aus Polen. Länder wie die Schweiz oder Belgien, wo es ähnliche Reformanliegen gibt wie in Deutschland, dürften etwas andere Schlüsse gezogen haben. Vielleicht nutzen ja diese Ortskirchen die Weltsynode, um sich zu gemeinsamen und anderen Themen untereinander noch einmal direkt auszutauschen.

(vatican news – pr)
 

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30. November 2022, 19:41