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Franz Jägerstätter wurde 2007 selig gesprochen Franz Jägerstätter wurde 2007 selig gesprochen 

Österreichischer Bischof: Jägerstätters Seligsprechung war „ein Meilenstein"

15 Jahre nach der Seligsprechung des NS-Märtyrers ziehen der Linzer Bischof Manfred Scheuer und die Jägerstätter-Biografin Erna Putz Resümee: Die Seligsprechung Jägerstetters habe sich positiv auf seine Rezeption ausgewirkt. Der oberösterreichische Bauer und Mesner Franz Jägerstätter wurde am 9. August 1943 im Alter von 36 Jahren in Brandenburg hingerichtet, da er aus Glaubensgründen den Kriegsdienst für das NS-Regime verweigerte.

Die Seligsprechung Franz Jägerstätters habe „maßgeblichen Einfluss" auf die Entwicklung der kirchlichen Gedenkkultur in Oberösterreich gehabt und war „sicher ein Meilenstein". Das hielt Bischof Manfred Scheuer anlässlich des 15. Jahrestags der Seligsprechung des Märtyrers in den „Oberösterreichischen Nachrichten" am Donnerstag fest. Jägerstätters Glaube habe „dem Evangelium ein ganz besonderes Gesicht gegeben", würdigte der Bischof. Gleichzeitig räumte der Linzer Bischof ein, dass die Kirche in der Beschäftigung mit der NS-Zeit und den Widerstandskämpfern „in den Jahrzehnten nach dem Krieg einiges verabsäumt" habe. Die Seligsprechung Jägerstätters vor 15 Jahren habe dafür „wie ein Beschleuniger in der nun tiefer gehenden Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus" gewirkt.

Dass sich die Seligsprechung positiv auf das Bild Jägerstätters ausgewirkt habe, davon ist auch seine Biografin Erna Putz überzeugt. Jägerstätter widerstand dem „kollektiven Irrtum", und dazu würde „die Zahl derer, die umdenken" wachsen, so Putz. Anfangs spürte selbst die Familie Jägerstätters noch Gegenwind, so habe etwa seine Witwe bis 1950 keine Witwenpension erhalten. Die Verachtung vieler Menschen habe sich heute in Verehrung gewandelt.

„Franz Jägerstätter hat gewusst, dass er als Einzelner am Weltgeschehen nichts ändern konnte und ist dennoch bei seiner Haltung geblieben.“

„Er wollte wenigstens ein Zeichen sein. Er ist ein Zeichen geworden und geblieben. Eines, für das wir nicht dankbar genug sein können", so Putz.

Papst Benedikts Würdigung kaum wahrgenommen


Zur positiven Rezeption Jägerstätters hätten zudem auch Filme und in zahlreiche Sprachen übersetzte Biographien und Briefe, die internationales Interesse geweckt haben, eine Rolle gespielt, betonte Putz. Die Aussagen von Papst Benedikt über Jägerstätter sieht Putz hingegen als „kaum wahrgenommen" an. Papst Benedikt, der die Seligsprechung begründete, bezeichnete ihn als „verehrungswürdigen Diener Gottes", welcher „in hochherziger Selbstverleugnung, mit aufrichtigem Gewissen in Treue zum Evangelium" sein Leben gegeben habe. Seine Kriegsdienstverweigerung sei als „Einsatz für die Würde des Menschen" zu interpretieren.

1997 wurde der Seligsprechungsprozess des Vaters dreier Töchter offiziell eröffnet. Am 1. Juni bestätigte der Vatikan das Martyrium Jägerstätters, welcher am 26. Oktober 2007 im Linzer Mariendom vor rund 5.000 anwesenden Gläubigen selig gesprochen wurde.

(kap-sm)

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28. Oktober 2022, 10:59