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Eva Maria Welskop-Deffaa Eva Maria Welskop-Deffaa 

D: Caritas-Präsidentin sieht Generationenkrise aufkommen

Die deutsche Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa hat davor gewarnt, dass die vielen Krisen wie Inflation, Corona und steigenden Energiepreise vor allem für die Ärmsten kaum zu bewältigen seien. Auch die Jüngsten könnten in Folge der Corona-Pandemie abgehängt werden, weshalb sie vor einer Generationenkrise warnt.

Dies sagte Welskop-Deffaa in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe. Bei vielen Menschen nähmen derzeit die Unsicherheiten und Ängste. Zugleich werde immer mehr Hilfe, etwa Beratungsangebote zum Energiesparen und zum Umgang mit Schulden, in Anspruch genommen.

Steigende Energiekosten treffen vor allem die Armen

Die Caritas Präsidentin begrüßte, dass es eine Gasumlage geben soll; dass diese aber nicht gleichzeitig mit den Entlastungen für Arme wie dem Wohngeld komme, sei für sie enttäuschend: „Menschen mit kleinen Einkommen werden die Strom- und Gasrechnung schlicht nicht zahlen können. Es muss deshalb geregelt werden, dass es in dieser Notlage keine Strom- und Gassperren geben wird, – egal, ob die Menschen ein, zwei, drei oder vier Monate im Rückstand sind.“

„Man versucht, die akuten Probleme mit Pflastern abzudecken, aber das hat alles langfristige Folgen“

Vergesst die jungen Generationen nicht

Welskop-Deffaa warnt davor, dass die jungen Generationen die aktuellen und vergangenen Krisen nicht so gut bewältigen wie gehofft, schon jetzt sei das Eis sehr dünn. „Ich rechne damit, dass wir in einigen Jahren deutlich mehr Kinder mit Lernschwierigkeiten haben werden, weil Kinder, die jetzt in der Kita sind, so viel Durcheinander, so viel Belastung erlebt haben. Da sind Ängste entstanden, schon bei kleinen Kindern. Jetzt kommen Bilder aus dem Krieg dazu und die Sorgen der Eltern vor dem Winter. Man versucht, die akuten Probleme mit Pflastern abzudecken, aber das hat alles langfristige Folgen.“

Gefahr einer Radikalisierung

Die Caritas Präsidentin befürchtet, dass die Krisen und steigenden Preise zu einer Radikalisierung führen könnten. „Man darf hier keine selbsterfüllende Prophezeiung erzeugen. Aber ich kann meine Sorge nicht verhehlen. Es ist offenkundig, dass ein radikales Milieu am rechten Rand mit großer Aufmerksamkeit die Themen identifiziert, die das Potenzial haben, die Gesellschaft zu spalten.“ So wie das Infektionsschutzgesetz von einzelnen Gruppen missbraucht wurde, warnt sie, dass wir „das auch bei den Energiethemen erleben könnten. Es sind immer wieder dieselben Leute“. Sie hofft, dass die Regierung ihre Arbeit und die Gesetze gut kommunizieren kann, sodass es dazu nicht kommt.

Hintergrund

Die Caritas  ist der größte privatrechtliche Arbeitgeber Deutschlands, sie engagiert sich in vielen sozialen Bereichen und begleitet Menschen mit ihren Angeboten auf ganz unterschiedliche Weise.

(funke- schw)

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13. August 2022, 10:44