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Bischof Glettler mit den Familien Ablasser und Karnel Bischof Glettler mit den Familien Ablasser und Karnel

Weltfamilientreffen Rom - Rückblick mit Stimmen aus Österreich

Zum Abschluss des 2019 von Papst Franziskus ausgerufenen „Jahres der Familie“ findet in Rom das X. Weltfamilientreffen statt. Rund 2000 Teilnehmende – Bischöfe, Priester, Diakone und Laien – aus der ganzen Welt haben sich dafür in der ewigen Stadt eingefunden.

Martin Reiter - Vatikanstadt

Auch eine österreichische Delegation wurde nach Rom entsandt. Der Innsbrucker Diözesanbischof Hermann Glettler, der auch Referatsbischofs für Ehe, Familie und Lebensschutz in der österreichischen Bischofskonferenz ist, reiste zusammen mit fünf Ehepaaren nach Rom, die sich in Österreich für Kirche und Familien engagieren. 

Teil der öster. Delegation Weltfamilientreffen 2022
Teil der öster. Delegation Weltfamilientreffen 2022

Begleitung von Ehepaaren in guten wie in schlechten Zeiten

Die Begleitung von Paaren durch die Bischöfe, Seelsorger und auch Laien ist Papst Franziskus ein großes Anliegen. Der Vatikan hat dafür neue Leitlinien herausgegeben. Papst Franziskus sieht es als Pflicht an, jene, die „den Wunsch haben, sich in der Ehe zu vereinen“, verantwortungsbewusst zu begleiten. Bischof Hermann Glettler sieht die Begleitung von Ehepaaren als „schöne und herausfordernde Aufgabe für alle, die in der Familienpastoral tätig sind“. Was es dafür braucht, beschreibt der Bischof so:

„Es braucht eine Begleitung hin zum Ehesakrament, aber natürlich auch in allen Phasen ehelichen Lebens. Und das Wesentliche ist - Ehepaare begleiten Ehepaaare. Familienpastoral wird nicht von Priestern und Bischöfen allein, sondern ist ein synodales Unterwegs-sein wo jeder eine ganz spezifische Aufgabe wahrnimmt und es sind auch die Pfarrgemeinschaften herausgefordert, Ehepaare und Familien möglichst gut zu begleiten."  

Zum Nachhören - der Beitrag von Martin Reiter

Die Begleitung von Paaren, die sich trennten, ist Papst Franziskus ein weiteres Anliegen. Bischof Gletter sieht die Familien als Orte, wo man lernen kann, „das Leben mit seinen Brüchen, dem Nicht-Perfekten, dem Unvollkommen anzunehmen“. In den Familien komme es neben „dem Schönen“ auch zu Brüchen, zum Scheitern, so der Bischof. Es brauche eine „Kultur des Empfangs, seien es Pfarren oder kirchlichen Gemeinschaften, wo gerade jene Menschen, die das erleben, willkommen geheißen werden, nicht verurteilt werden, angehört werden, und dort eine Ermutigung erfahren zu Versöhnung und auch zum Neubeginn“. Krisen innerhalb von Familien und Ehepaaren führen oft zu Trennung und Scheitern der Beziehungen. Das Ehepaar Karnel berichtet von ihren Erfahrungen und ihrem Umgang mit Krisen:

Bei Krisen ist es so, dass wir unsere Unterschiedlichkeit anerkennen lernen, Krisen akzeptieren als Teil unseres Lebens und uns Hilfe suchen, wenn wir es selbst nicht schaffen. Mit Krisen umzugehen ist oft einmal nicht so leicht und wenns es ganz auf Hart kommt, dann denk ich mir dran, wenn wir schon die Liebe Gottes zu den Menschen sollen repräsentieren, dann ist es auch seine Verantwortung, uns dabei zu helfen. Dann gibt es auch das Stoßgebet ,Wenn wir schon das müssen, dann hilf uns gefälligst auch dabei´ und im Nachhein merke ich, er hat mir geholfen"

Rolle der Vemittlung 

Bischof Glettler sieht es als notwendig, in der Spannung, die zwischen dem kirchlichen Ideal der Familie und der Wirklichkeit der Familie zu vermitteln. „Ehe und Familie meint genau diese Spannung auszuhalten", so der Familienbischof, und er erläutert die Spannung, die heute besteht: „Es gibt einerseits den Traum, den Wunsch, die Sehnsucht und auch das Ideal von einer verlässlichen, treuen Liebe und Hingabe, und auf der andere Seite eine Wirklichkeit, die rau ist. In den Familien und Paaren schlägt alles auf, was uns moment beschäftigt an Nervosität, an Identitätskrise, an Unsicherheit, und diese Spannung aber das ist genau die Zusage Gotte ´Ich bin mit euch´. Christus in der Mitte eines Paares und ihrer Liebe und in der Mitte einer Familie. Und dann wird diese Spannung zwischen eben dem Ideal und dem was es an bedrängender Wirklichtkeit gibt, vielleicht auch fruchtbar. Jedenfalls - der Segen Gottes ist den Familien und Ehen sicher zugesagt."

Großeltern als Vorbilder

Die Rolle der Großeltern als Vorbild für die jungen Menschen hat Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 15. Juni betont: „Alte Menschen haben uns so viel zu geben: die Weisheit des Lebens. Wir können so viel von ihnen lernen“, so der Heilige Vater bei seiner Ansprache. Wie sie ihre Rolle als Großeltern sehen und was sie den jungen Menschen mitgeben können, erzählt das Ehepaar Ablasser:

„Wir als Großeltern dürfen an der Entwicklung unserer Enkel teilhaben, was nicht selbstverständlich ist. In der Hauskirche sind wir Großeltern auch für die Glaubensweitergabe mitverantwortlich. Wichtig ist uns auch das christliche Traditionen durch die Großeltern aufrecht erhalten werden, durch ihre besondere Rolle haben sie einen anderen Zugang haben. Enkelkinder können von ihren Großeltern Lebenserfahrungen besser annehmen, als von ihren eigenen Eltern, was ich auch aus den eigenen Jugendtagen kenne."

Familien? Friedenschulen unserer Zeit 

„Erfreulich war diese Fülle an Programmen und Initiativen“, blickt Bischof Glettler zurück auf die vergangenen Tage. Es brauche „mehr Raum“ für die Eheleute in den Pfarrgemeinden, mehr „Herzblut“ in der Ehevorbereitung und eine vernünftige Krisenprävention. Als „Friedenschulen unserer Zeit“ sieht Glettler die Familien, „in denen Erwachsene und Junge lernen, unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen auszuhalten“.  „Den Blick nicht nur auf den Tag der Hochzeit zu richten, sondern auf die Ehe als Lebensaufgabe“ und die Familie als „Schatz, den man suchen, bergen und pflegen soll“ – diese beiden Aspekte nimmt das Ehepaar Ablasser mit auf den Heimweg. Weltkirche als weltumspannend und Praxisbeispiele für die Begleitung und Stärkung von Ehen sowie die Annahme der Paare in ihrer Lebensweise und Lebensgestaltung und die Vision der Begleitung von Paaren sind dem Ehepaar für ihre Arbeit und ihr Leben zu Hause von Bedeutung.

Eröffnet wurde das Weltfamilientreffen mit einem Festival der Familien, bei dem auch Papst Franziskus anwesend war. Die Konferenzen, die in der Audienzhalle Paul VI. stattfinden, stehen jeweils unter Leitbegriffen: „Hauskirche und Synodalität“, „Identität und Mission einer christlichen Familie“, „Beltrame Quattrocchi: Weg zur Heiligkeit der Familie“. Ehepaare aus verschiedenen Ländern hielten dabei Impulsvorträge. Abgerundet wird das Programm unter anderem mit Konzerten und Veranstaltungen in römischen Pfarrgemeinden. Das Weltfamilientreffen findet seinen Abschluss am Sonntag mit dem Angelus und der Entsendung der Ehepaare.

(vaticannews)

 

 

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25. Juni 2022, 10:42