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Voltaire Voltaire 

Buchtipp: Voltaire – Die Abenteuer der Freiheit

Er war bei den Päpsten nicht sonderlich beliebt und umgekehrt galt das wohl auch: kein anderer „Mann der Renaissance“ hat die Aufklärung und die Kritik an die katholische Kirche jener Zeit so stark geprägt wie Voltaire. Doch beim genauen Betrachten seiner Biographie fällt auf, wie eng Voltaire mit der Kirche verbunden war, wie aus dem neuen Buch von Volker Reinhardt hervorgeht.

Voltaire katholisch? Die Bezeichnung erweckt einige Überraschung, ist aber absolut korrekt, vor allem gilt sie im wörtlichen Sinne, da Voltaire katholisch getauft wurde. Als er 1755 beschloss, seinem bis dahin geführten „Wanderleben“ ein für alle Mal ein Ende zu setzen, indem er endgültig nach Genf übersiedelte, war er gezwungen, einen calvinistischen Freund zu fragen, um das Anwesen von Les Délices kaufen zu können. Hätte er keinen Calvinisten gekannt, wäre die Transaktion nicht möglich gewesen. Voltaire durfte kein Eigentum auf dem Territorium der protestantischen Republik Genf besitzen, gerade weil er offiziell ein Katholik war. Es war ein paradoxer Rückschlag, der ihn, so irritierend er auch war, bestimmt amüsiert haben muss. Immerhin konnte sogar Diderot mit etwas pedantischer Genauigkeit über sich selbst schreiben, „innerhalb der katholischen Kirche geboren“ zu sein, obwohl jeder wusste, dass Diderot ein bekennender Atheist war. Allerdings ist bei Voltaire der Beiname „katholisch“ auch als Charakterisierung seiner forma mentis oder, genauer gesagt, einer seiner formae mentis zutreffend. Voltaire war zweifellos ein freier Denker, aber er hat die Kirche nie ignoriert. Sicherlich war seine biblische Kritik peitschend; aber solche Angriffe waren genau deshalb wirksam, weil sie auf einer bemerkenswerten exegetischen Kultur beruhten – von allen Philosophen der Zeit kam keiner Voltaire in seiner Vertrautheit mit der christlichen Lehre gleich. eines seiner formae mentis. Voltaire war zweifellos ein freier Denker, aber er hat die Kirche nie ignoriert. Sicherlich war seine biblische Kritik peitschend; aber solche Angriffe waren genau deshalb wirksam, weil sie auf einer bemerkenswerten exegetischen Kultur beruhten – von allen Philosophen seiner Zeit kam keiner Voltaire in seiner Vertrautheit mit der christlichen Lehre gleich.

Der deutsche Historiker Volker Reinhardt erzählt von einem Abenteurer der Freiheit, der in einer Welt voller Krisen mit scharfem Verstand, beißendem Spott und menschenfreundlicher Toleranz seinen Garten bestellte und unserer eigenen Zeit den Spiegel vorhält. Reinhardt hat das riesige Oeuvre und die Quellen neu gelesen und entdeckt einen Lebenskünstler, der seine Fluchtwege immer im Blick hatte. Voltaire wurde reich, weil er eine Lotterie austrickste, erforschte zusammen mit einer Physikerin die Natur, düpierte die Versailler Hofgesellschaft, verärgerte Friedrich den Großen, kämpfte gegen die verlogene Kirche, deckte Justizskandale auf und verfolgte Rousseau mit grenzenlosem Sarkasmus.

Zum Mitschreiben:

Volker Reinhardt: Voltaire. Die Abenteuer der Freiheit, C.H. Beck Verlag, München 2022.

Eine Rezension von Mario Galgano.

(vatican news)

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07. Mai 2022, 14:02