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Kirchenraum, durch eine kreuzförmige Öffnung betrachtet Kirchenraum, durch eine kreuzförmige Öffnung betrachtet 

Homosexualität: Bischof Meier will Arbeitsrecht elastisch anwenden

Im Bistum Augsburg bleibt das kirchliche Arbeitsrecht vorerst bestehen, Bischof Bertram Meier bittet aber „um Elastizität in der Anwendung“. Das sagte er vor am Freitag vor der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken in Augsburg, wie das Bistum mitteilte.

Die Initiative „OutInChurch“ bezeichnete Bischof Meier als „Barometer für die Gesamtwetterlage der Kirche“. Er warnte davor, „schnell und unreflektiert“ die Kategorien des weltlichen Arbeitsrechtes in das kirchliche Arbeitsrecht zu übernehmen. Allerdings werde das Bistum Augsburg „alles tun, um den einzelnen Personen gerecht zu werden. Ich bin für eine Kirche ohne Angst.“

Der Bischof verwies auf den Mut der Menschen im kirchlichen Dienst, die ihre sexuelle Orientierung und Praxis nicht mehr geheim leben wollten. Andererseits gehe es um „Zeugnis und Bekenntnis“, denn gerade in Seelsorge und Verkündigung brauche es „existentielles Engagement“. Wörtlich sagte Bischof Meier: „Es gibt Berufe, die ins Leben ausgreifen; und es gibt eine Lebensführung, die in bestimmte Berufe direkt einfließt.“

Im Januar hatten sich in Deutschland unter dem Motto „OutInChurch“ mehrere Dutzend Mitarbeitende der katholischen Kirche als queer geoutet und ein Ende von Diskriminierungen gefordert. Kirchliche Verbände solidarisierten sich. Seither diskutieren Bischöfe und Laien über eine eventuelle Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts, das den Laien eine Lebensweise nach katholischen Maßstäben als Voraussetzung für ein Dienstverhältnis vorschreibt. „Queer“ ist ein Sammelbegriff für Personen, deren geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung von der heterosexuellen Norm abweicht.

Kardinal Marx: Homosexualität „keine Sünde"

Noch weiter als Bischof Meier war jüngst der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx gegangen. Er wolle sich für eine Änderung der katholischen Lehre über Homosexualität einsetzen, sagte er in einem Interview des „Stern“. „Der Katechismus ist nicht in Stein gemeißelt. Man darf auch in Zweifel ziehen, was da drinsteht", so Marx, der sich für eine „inklusive Ethik" aussprach. Homosexualität sei „keine Sünde. Es entspricht einer christlichen Haltung, wenn zwei Menschen, egal welchen Geschlechts, füreinander einstehen, in Freude und Trauer." 

Marx sagte, „LGBTQ+-Menschen sind Teil der Schöpfung und von Gott geliebt, und wir sind gefordert, uns gegen Diskriminierung zu stellen". Und: „Wer Homosexuellen und überhaupt mit der Hölle droht, der hat nichts verstanden."

Zuvor hatte der Kardinal beim Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen von katholischen Queer-Gottesdiensten in München für die Diskriminierung Homosexueller durch die Kirche um Vergebung gebeten. Dem „Stern" sagte er, noch vor zehn Jahren habe er sich nicht vorstellen können, selbst einen solchen Gottesdienst zu feiern. Marx war bis 2020 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gewesen.

Für Aussagen wie diese, die auch den Reformvorhaben des „Synodalen Wegs" entsprechen, steht die Kirche in Deutschland in internationaler Kritik. Die polnische und die nordische Bischofskonferenz hatten je einen offenen Brief an den derzeitigen Bischofskonferenz-Vorsitzenden Georg Bätzing geschickt, in denen sie das Abweichen von gültiger katholischer Lehre beanstandeten. 

(pm – gs)

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02. April 2022, 09:59