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Bischof Felix Genn Bischof Felix Genn 

D: Bistum Münster will keine weiteren Fusionen von Pfarreien

Es ist ein leidiges, aber ein notwendiges Thema: Da in Deutschland die Zahl der Katholiken immer weiter sinkt und auch weniger Priester zur Verfügung stehen, muss die pastorale Arbeit auf lokaler Ebene ständig neu angepasst werden. Im Bistum Münster soll es in den künftigen pastoralen Räumen Teams geben, die die Seelsorge in größeren Einheiten gestalten. Trotzdem sollen Pfarrei-Fusionen vermieden werden.

„Wir müssen die pastoralen Strukturen so gestalten, dass die Verkündigung der Frohen Botschaft unter in Zukunft deutlich veränderten Rahmenbedingungen weiter gut möglich sein wird.“ Das betonte Bischof Felix Genn am Freitag in Münster. Auf der gemeinsamen Sitzung von Diözesanrat und Kirchensteuerrat informierten der Bischof und Generalvikar Klaus Winterkamp über den Prozess zur Entwicklung der pastoralen Strukturen, der im Bistum Münster nun beginnt. Im Herbst werde es hierzu Veranstaltungen mit Haupt- und Ehrenamtlichen in allen Kreisdekanaten im nordrhein-westfälischen Bistumsteil sowie in den Dekanaten im Offizialatsbezirk Oldenburg geben. Der dortige Pastoralrat und Kirchensteuerrat wurden bereits über den Prozess informiert.

Zum Nachhören - was der Generalvikar des Bistums Münster über die Zukunft sagt

Offensichtliche Fragen

Bischof Genn unterstrich, dass die katholische Kirche im Bistum sich den offensichtlichen Fragen stellen müsse: „Was bedeuten die massiven Veränderungsprozesse, die wir erleben, für uns? – Wie können christliche Gemeinschaft und kirchliches Leben unter den sich wandelnden Rahmenbedingungen dennoch wachsen? – Welche Gestalt von Kirche wird zukunftsfähig sein?“ Beim Bemühen, Antworten auf diese Fragen zu finden, schließe der Prozess an die pastoralen Orientierungen an, die im Bistum in den vergangenen Jahren entwickelt worden seien: den Diözesanpastoralplan und die lokalen Pastoralpläne sowie die Überlegungen zur „Sendung der Kirche“ und zu den Notwendigkeiten, stärker eine Kirche zu sein, die Beziehung stiftet und in der Veränderungen so gestaltet werden, „dass es gelingen kann, die Krise der Kirche in einen Aufbruch hin zu einer neuen, lebendigen und missionarischen Kirche zu wandeln“. Zudem werde es eine enge Verknüpfung mit weiteren Veränderungsprozessen geben. Der Bischof nannte den Spar- und Strategieprozess, das angedachte Klimaschutzkonzept sowie die Modernisierung der Bistumsverwaltung.

Generalvikar Winterkamp erläuterte Zahlen, Fakten und Prognosen, die den Prozess zur strukturellen Entwicklung notwendig machen: So wird die Katholikenzahl im Bistum bis 2040 von derzeit knapp 1,8 Millionen auf weniger als 1,4 Millionen zurückgehen. Im kirchlichen Leben, etwa bei den Gottesdienstbesuchern, Taufen oder Eheschließungen hat es in den vergangenen Jahren deutliche Rückgänge gegeben. Und die finanziellen Mittel, die dem Bistum insbesondere über Einnahmen aus der Kirchensteuer zur Verfügung stehen, werden in Zukunft spürbar geringer ausfallen. Besonders gravierend sind zudem die zu erwartenden Einbrüche beim seelsorglichen Personal: Gibt es derzeit noch rund 380 Diözesanpriester im aktiven Dienst, 165 Priester der Weltkirche, 600 Pastoralreferentinnen, Pastoralreferenten und Diakone im Hauptamt sowie 225 Diakone mit Zivilberuf, also insgesamt 1.370 Seelsorgerinnen und Seelsorger, wird diese Zahl bis 2040 auf 500 bis 550 zurückgehen.

Deutliche Veränderung

„Und bei den Menschen, die freiwillig in der Kirche aktiv sind, sehen wir eine deutliche Veränderung hin zu einem zeitlich befristeten, projektbezogenen, klar beschriebenen und nachhaltig sinnstiftenden Engagement“, sagte der Generalvikar. Allgemeine Megatrends verschärften zudem die Notwendigkeit für Veränderungen. Und schließlich würden dazu auch innerkirchliche Missstände und Entwicklungen beitragen.

Vor allen diesen Hintergründen, so sagte Generalvikar Winterkamp weiter, sei die Überzeugung gewachsen, dass es im Bistum neue sogenannte pastorale Räume geben müsse. Von der Bistumsleitung und der Bistumsverwaltung seien hierfür Vorschläge entwickelt worden, die bei den regionalen Veranstaltungen im Herbst in den Kreisdekanaten vor- und zur Diskussion gestellt werden sollen. „Das sind ausdrücklich nur Vorschläge. In einem beteiligungsorientierten Prozess wollen wir hören, was die Menschen vor Ort von diesen Vorschlägen halten. Auch viele inhaltliche Fragen, die damit verbunden sind, sind noch nicht geklärt. Das wird im Laufe des Prozesses erfolgen. Unsererseits gehen wir derzeit davon aus, dass es perspektivisch im Bistum höchstens 40 bis 50 solcher pastoralen Räume mit in der Regel nicht mehr als acht hauptamtlichen Mitarbeitenden geben wird. Schon heute haben wir an einigen Orten die Situation, dass es de facto solche Räume bereits gibt. Die Beratungs- und Entscheidungsphase im Prozess soll bis April oder Mai 2023 abgeschlossen sein.“

Der Generalvikar stellte einige Grundüberlegungen zu den pastoralen Räumen vor: So werden diese nicht Pfarreien, Gemeinden, Einrichtungen oder Verbände ersetzen. Die Präsenz der pastoralen Arbeit in der Fläche soll so weit wie möglich gewährleistet bleiben. Zugleich wird die Seelsorge in größeren Einheiten gestaltet werden müssen.

(pm – mg)

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18. September 2021, 10:11