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Auch Deutschland sollte den Anti-Atomwaffenvertrag unterzeichnen

Am 22. Januar 2021 tritt der Vertrag der UNO über das Verbot von Kernwaffen in Kraft. Zwei deutsche Bischöfe, die sich in unterschiedlichen Positionen in besonderer Weise dem Einsatz für Frieden in der Welt verpflichtet sehen, begrüßen diese Entwicklung ausdrücklich. Das schreiben die Bischöfe Heiner Wilmer als Vorsitzender der Deutschen Kommission Justitia et Pax und Peter Kohlgraf als Präsident der Deutschen Sektion Pax Christi in einer gemeinsamen Erklärung.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Eigentlich ist es eine positive Nachricht: Ab diesem Freitag sind Atomwaffen weltweit verboten. Rund zwei Drittel aller Staaten haben ein entsprechendes UNO-Abkommen unterzeichnet und ratifiziert. Es fehlen aber die Atommächte, die wohl ungern ihre Waffen aufgeben, und es fehlt auch die Bundesrepublik Deutschland, die gleichwohl keine Atommacht ist und keine Nuklearwaffen besitzt. Für die katholische Kirche in Deutschland ist es unverständlich, dass die Bundesrepublik das Anliegen des Abkommens nicht unterstützt. Christine Hoffmann ist Generalsekretärin von Pax Christi Deutschland und sagt zum Einsatz der Katholiken gegen Atomwaffen im Interview mit Radio Vatikan:

Zum Nachhören - was Pax Christi-Generalsekretärin Christine Hoffmann zum Vertrag sagt

„Seit es diesen Vertrag gibt, setzt sich Pax Christi Deutschland dafür ein, dass auch die Bundesrepublik diesen Vertrag unterzeichnet und ratifiziert. Das ist aber bisher noch nicht gelungen. Diese Woche, kurz vor Inkrafttreten des Vertrages, konnten wir eine gemeinsame Erklärung des Pax Christi-Bischofs in Deutschland – Bischof Peter Kohlgraf – gemeinsam mit dem Vorsitzenden der bischöflichen Kommission Justitia et Pax – Bischof Heiner Wilmer – veröffentlichen. Sie fordern dazu auf, die Doktrin nuklearer Abschreckung zu überdenken. Beide begrüßen ausdrücklich, dass dieser Vertrag in Kraft tritt, weil sie sich dem Einsatz für Frieden in der Welt verpflichtet fühlen.“

Bundesregierung hält Vertrag für kontraproduktiv

Die deutsche Regierung jedoch hält das neue Vertragswerk für kontraproduktiv. „Aus Sicht der Bundesregierung kann dies zu einer Fragmentierung und realen Schwächung internationaler Abrüstungsbemühungen im nuklearen Bereich führen“, heißt es in dem Schreiben der Staatssekretärin Antje Leendertse. Pax Christi-Generalsekretärin Hoffmann sieht das anders und erinnert an den Einsatz des Papstes und des Vatikans, was den Einsatz gegen Atomwaffen betrifft:

„Für Pax Christi war es immer eine Motivation, sich für diesen Vertrag einzusetzen. Papst Franziskus gehört zu den ersten, die dies mitunterstützt haben. Der Heilige Stuhl hat den Vertrag auch unterzeichnet und ratifiziert. Deswegen freuen wir uns so sehr, dass es auch diese Erklärung von Bischof Kohlgraf und Bischof Wilmer gibt. Auf diese Weise würdigen sie all jene Staaten, die diesen Vertrag unterzeichnet und ratifiziert haben. Sie betonen, dass all jene Staaten, die den Anti-Atomwaffenvertrag nicht nur unterzeichnet, sondern auch ratifiziert haben, uns ein leuchtendes Beispiel dafür geben, dass wir uns niemals mit vermeintlich unverrückbaren Gegebenheiten abfinden sollten."

„Kein Konfliktgeschehen kann jemals den Einsatz von Kernwaffen legitimieren.“

„Die sogenannte nukleare Abschreckung, die seit über 60 Jahren eine vermeintliche Sicherheit suggeriert, baut auf dem unvorstellbaren Vernichtungspotential von Nuklearwaffen auf. Wilmer und Kohlgraf erinnern auch daran, wie sie schon oft betont haben, dass jede militärische Konflikt-Eskalation in gewisser Weise eine Niederlage des menschlichen Miteinanders darstellt. Kein Konfliktgeschehen kann jemals den Einsatz von Kernwaffen legitimieren. Ausdrücklich unterstreichen sie daher die Botschaft von Papst Franziskus, dass nicht nur der Einsatz, sondern bereits der Besitz solcher Waffensysteme unethisch ist. Sie rufen daher alle Staaten, die den Vertrag noch nicht unterzeichnet oder ratifiziert haben, insbesondere die Atommächte, dazu auf, dem Vertrag beizutreten und die Doktrin der nuklearen Abschreckung zu überdenken. Der gerechte Friede erwächst nicht aus der Furcht vor der totalen Zerstörung, sondern aus den Samen des Dialogs und des Miteinanders.“

(vatican news/pm)

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21. Januar 2021, 11:59