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ECA-Vertreter bei einer Mahnwache in Rom (Archivbild) ECA-Vertreter bei einer Mahnwache in Rom (Archivbild)  (AFP or licensors)

Italien/D: Missbrauchsbetroffene verweisen auf Risikofaktoren

Anlässlich des Weltkindertages in Rom haben italienische Missbrauchsbetroffene und Vertreter des Netzwerkes „Ending Clergy Abuse“ (ECA) an Risikofaktoren im kirchlichen Raum erinnert und eine mangelnde Aufarbeitung von Fällen kritisiert.

Die katholische Kirche in Italien und anderswo sei weiterhin ein „unsicherer Ort für Kinder“, kritisierten Missbrauchsbetroffene im Rahmen einer Pressekonferenz in Rom, die am Donnerstag anlässlich des katholischen Weltkindertages durchgeführt wurde. Die italienische Bischofskonferenz hatte am Freitag Neuerungen im Bereich Missbrauchsaufarbeitung bekanntgegeben, die sie auf ihrer vorangehenden Vollversammlung beschlossen hatte. Sie kündigte eine wissenschaftliche Konferenz zum Thema sowie eine neue nationale Kinderschutzbeauftragte an. Der erste katholische Weltkindertag fand am Wochenende des 25.-26. Mai unter Anwesenheit des Papstes in Rom statt.

Strukturelle Ursachen für sexuelle Gewalt, für „Täterschutz“ und Vertuschungen hätten sich „auch durch die vom Papst im Kirchenrecht vorgenommenen Veränderungen nicht gewandelt“, zeigen sich die Missbrauchsüberlebenden in der Pressemeldung überzeugt. Angeführt werden hier etwa die ungleiche Machtverteilung zwischen Klerikern und Laien, die kirchliche Sexuallehre, die Haltung zur Homosexualität und die Zölibatspflicht, die risikoverstärkend wirken würden.

Fokus auf katholische Ordensgemeinschaften

Besonderes Augenmerk richteten die Betroffenen auf katholische Ordensgemeinschaften, die weltweit Schulen und Heime betreiben. In diesem Bereich würden Missbrauchsfälle kaum erfasst, wohingegen lokale Medienberichte auf mögliche Missbrauchsfälle verwiesen, etwa auch nach der Versetzung mutmaßlicher Täter in andere Länder. Betroffenenverbände wie „ECA“ und „Eckiger Tisch“ aus Deutschland fordern in diesem Zusammenhang mehr Kontrolle und eine konsistente Schutzpolitik sowie eine systematischere Aufarbeitung.

Verschiedene Missbrauchsstudien der letzten Jahre haben auf strukturelle Probleme der Kirche und mögliche Risikofaktoren für Missbrauch verwiesen, so etwa die MHG-Studie, die in Deutschland 2018 erschien. Einfache Schlussfolgerungen sind in dem Feld zugleich kaum zu ziehen. So zeigt sich etwa im Vergleich zu Fällen in der evangelischen Kirche ein differenziertes Bild hinsichtlich des katholischen Zölibates. Franziskus hat mit dem Erlass „Vos estis lux mundi“ vom Mai 2019 die Rechenschaftspflichten von kirchlichen Amtsträgern und Amtsträgerinnen gestärkt und bei Vertuschung oder anderen Verstößen Sanktionen festgeschrieben. Der Papst ruft zugleich zu einem Mentalitätswandel in der Kirche auf, „um die Abwehrhaltung zum Schutz der Institution zu bekämpfen“. Den Opfern müsse „in jeder Hinsicht Vorrang“ gegeben werden, sagte er bei einem vatikanischen Kinderschutzgipfel im Februar 2019 im Vatikan.

Gewaltiger Lernprozess

Die katholische Kirche habe weltweit in den vergangenen Jahrzehnten einen gewaltigen Lernprozess bezüglich des Schutzes vor Gewalt und Missbrauch durchlaufen, verspiele diese Fortschritte jedoch durch mangelnde Aufarbeitung von Verbrechen der Vergangenheit, kritisierte jüngst der katholische Präventionsexperte Pater Hans Zollner.

Im Rahmen des Weltkindertages unterzeichneten am Samstag Vertreter italienischer Sportverbände vor Papst Franziskus im römischen Olympiastadion eine Selbstverpflichtung zum Kinderschutz in der Welt des Sports.

(pm/vatican news – pr)
 

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26. Mai 2024, 11:22