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Veronica Fuhrmann, Generaloberin der Congregatio Jesu Veronica Fuhrmann, Generaloberin der Congregatio Jesu  

Fusion von Mary-Ward-Gemeinschaften schreitet voran

Das passiert nicht alle Tage: Zwei Ordensgemeinschaften fusionieren. Die „Congregatio Jesu“ und die Loreto-Schwestern (IBMV) berufen sich beide auf die englische Ordensgründerin Mary Ward und haben 2022 ihre Vereinigung beschlossen. Spätestens 2026 soll es soweit sein.

Vergangene Woche haben die Generaloberinnen der beiden Frauengemeinschaften ihre Mitschwestern über den Stand der Dinge informiert. Demnach wird im September ein gemeinsames Leitungstreffen in Loyola, Spanien, stattfinden, und die Loreto-Schwestern wollen im Sommer 2025 über ihr „Ja“ zu der Fusion abstimmen.

Hier zum Hören:

„Wir sind im Prozess der Zusammenführung, das ist die Vorbereitung der Schwestern, das langsame Zusammenwachsen, das gegenseitige Kennenlernen, des Austausches“, sagte uns Schwester Veronica Fuhrmann, die aus Deutschland stammende Generaloberin der Congregatio Jesu. Nach dem Votum der Loreto-Schwestern, „wenn eine große Übereinstimmung gegeben ist, können wir beim Vatikan einreichen, und das wird dann noch mal ein paar Monate dauern. Ich denke, 2026 ist ein realistisches Datum.“

„Wir arbeiten in Erziehung im weitesten Sinne“

Der eigentlichen Fusion geht also ein Prozess des Zusammenwachsens voran. Das halten beide Gemeinschaften für wichtig. Sie haben eine je eigene Gründungsgeschichte, waren aber schon bisher durch ihre gemeinsame Berufung auf die Spiritualität und das Wirken Mary Wards etwas wie Geschwisterkinder. Nicht zuletzt gilt ihr Einsatz in der Welt denselben Zielen. Es geht um Bildung, hauptsächlich Mädchenbildung, aber nicht nur. Veronica Fuhrmann:

„Wir haben noch viele Schulen rund um die Welt. Wir arbeiten in Erziehung im weitesten Sinne. Wir arbeiten in der Pastoral, an verschiedenen Orten der Welt, auch sehr stark in sozialen Projekten. Neu erschlossen in den letzten Jahrzehnten hat sich für uns der spirituelle Bereich ganz besonders in Europa, in Westeuropa, also eigentlich in allen Bereichen, in denen Kirche tätig ist.“

Einmal uniert, heißt das Institut „Congregatio Jesu“ wie die größere der beiden Ordensgemeinschaften und wird knapp 2.000 Schwestern auf allen Kontinenten umfassen.

Mary Ward, eine zeitgemäße Dienerin Gottes

Ein gemeinsames Anliegen aller ist die Seligsprechung der Ordensgründerin. Mary Ward, die 1585 bis 1645 lebte, gilt als Pionierin nicht nur in der Mädchenbildung, sondern auch im Religiösen: Sie war die erste, die Ordensfrauen nicht nur als Nonnen in der Klausur gut aufgehoben sah, sondern auch als in der Welt wirkende, tätige Schwestern in der Nachfolge Jesu. Die Idee war gewagt für ihre Zeit, sodass Mary Ward Anfeindung erfuhr, auch in Rom. Für die Sache der Frau in der Kirche ist Mary Ward bis heute „sehr, sehr aktuell“, unterstreicht Veronica Fuhrmann.

„Sie war eine Visionärin ihrer Zeit. Sie war überzeugt, dass Frauen auf Augenhöhe mit Männern arbeiten und wirken können. Sie hat das auch sehr klar geäußert in ihren Schriften, in ihren Ansprachen. Sie hat es gelebt. Das, was an Mary Ward fasziniert, ist ihre zum einen kämpferische Natur, für das Erkannte sich einzusetzen und es stringent zu verfolgen, auf der anderen Seite aber ihrer Kirche sehr treu zu bleiben, also nicht in den Widerstand zu gehen, nicht in die Rebellion zu gehen, sondern versuchen, ihre Überzeugung in Treue zu leben. Und ich denke, da kann sie auch für uns heute ein großes Beispiel sein. Aber das, was neu war in ihrer Zeit, ist der Anspruch einer Frau, ein Stück in Gleichberechtigung zu kommen.“

Ein Wunder wird geprüft

Das Gros der Arbeit für die Seligsprechung ist getan, erklärt die Generaloberin. „Wir brauchen ein Wunder für die Seligsprechung und wir sind im Prozess der Anerkennung dieses Wunders. Da müssen wir abwarten, was der Ausgang der verschiedensten Untersuchungen medizinischer und theologischer Art sein wird. Und wenn da eine Zustimmung kommt, dann können wir beim Vatikan einreichen.“ In der Tat schreibt die Kirche bei Selig- und Heiligsprechungen verpflichtend den Nachweis eines Wunders vor, das auf die Fürsprache des oder der Kandidatin zurückgeht. In den meisten Fällen handelt es sich um medizinisch unerklärliche Heilungen von Krankheiten.

„Es gibt eine große Verehrung für Mary Ward rund um den Globus“, sagt die Generaloberin. „Das ist ein hilfreiches Plus, das sicher etwas bewegen kann. Aber wir brauchen die Anerkennung des Wunders.“ Der Zeithorizont für die Seligsprechung Mary Wards lässt sich mithin schwerer bestimmen als jener der Fusion der beiden von ihr inspirierten Ordenszweige. Fest steht, dass beides ein großes Fest für die Schwestern sein wird.

(vatican news – gs)

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12. April 2024, 08:05