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Eine Überlebende sagt im Prozess gegen Lucas García aus Eine Überlebende sagt im Prozess gegen Lucas García aus  (AFP or licensors)

Guatemala: Kirche unterstützt Opfer eines früheren Generals

Für die mittlerweile betagten indigenen Überlebenden von brutalen Repressalien eines ehemaligen guatemaltekischer Militärbefehlshabers ist es möglicherweise die letzte Chance auf Gerechtigkeit: Der als einer der „blutigsten Generäle in der Geschichte Lateinamerikas“ bezeichnete Manuel Benedicto Lucas García steht nun wegen Völkermordes vor Gericht.

In den frühen 1980er Jahren leitete der ehemalige General die guatemaltekische Armee für acht Monate. Wegen gezielter Angriffe auf indigene Dörfer während des bewaffneten Konflikts im Land steht er nun wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, gewaltsamen Verschwindenlassens und sexueller Gewalt vor Gericht. Die Amtszeit von Lucas García als Armeechef fiel mit der Amtszeit seines Bruders, Präsident Fernando Romeo Lucas García, zusammen.

Die Vereinigung für Gerechtigkeit und Versöhnung, eine Organisation, die seit 2008 vom Menschenrechtsbüro der Erzdiözese Guatemala-Stadt unterstützt wird, wirft dem pensionierten General vor, „mehr als 32 selektive und allgemeine Massaker“ sowie „die Zerstörung von mehr als 23 ganzen Dörfern“ in der Maya-Ixil-Region im Westen Guatemalas angeordnet zu haben, wie es in einer Erklärung vor der Verhandlung heißt.

„In seiner Position als operativer Befehlshaber der guatemaltekischen Armee identifizierte er die Maya-Völker des Landes ... als Feinde des Staates“, heißt es in der Erklärung weiter.

Gezielte Massaker an Indigenen

Den Massakern fielen laut der Organisation mindestens 1.771 Menschen zum Opfer, darunter „Kinder, ältere Menschen, Männer, Frauen und sogar schwangere Frauen“. Die Soldaten „verbrannten auch Häuser und Ernten, während sie Verfolgungen, Zwangsumsiedlungen und Bombardierungen durchführten und die Bevölkerung Hunger und Krankheiten aussetzten, die den Tod von Hunderten weiterer Menschen verursachten, zusätzlich zu schweren Akten sexueller Gewalt gegen Frauen und Mädchen“, so die Organisation.

Der Prozess gegen Lucas García wirft einmal mehr ein Schlaglicht auf die Verbrechen, die während des internen bewaffneten Konflikts in Guatemala zwischen 1960 und 1996 begangen wurden, und auf die anhaltende Straflosigkeit, da viele der mutmaßlichen Täter im hohen Alter sterben, ohne vor Gericht gestellt zu werden.

Keine juristische Aufarbeitung

Die Versuche Guatemalas, die Täter von Gräueltaten, die oft gegen indigene Gemeinschaften begangen wurden, strafrechtlich zu verfolgen, waren zögerlich. Im Jahr 2013 verurteilte ein guatemaltekisches Gericht den ehemaligen Präsidenten Efraín Ríos Montt wegen Völkermordes, doch das Urteil wurde aufgehoben. Die Armee wurde 2018 von einem Gericht des Völkermordes für schuldig befunden, allerdings wurden keine Soldaten verurteilt.

Der 91-jährige Lucas García verfolgte den Prozess per Videoverbindung aus einem Militärkrankenhaus. Er hat alle Vorwürfe gegen ihn bestritten.

Bedrückende Aussagen

Juan Brito López sagte gegen den General im Ruhestand aus. Er erzählte dem Gericht, wie Soldaten im Januar 1982 in sein Haus auf dem Land eindrangen, seine Frau und seine Töchter ermordeten und anschließend ihre Leichen verbrannten. Brito López versuchte, sie zu retten, konnte es aber nicht. „Wahrscheinlich wäre ich jetzt tot, wenn ich nicht geflohen wäre“, sagte er laut der Nachrichtenagentur Prensa Comunitaria Kilómetro 169.

Nach Angaben des Washingtoner Büros für Lateinamerika, einer Denkfabrik für Menschenrechte, führte das guatemaltekische Militär während des Bürgerkriegs eine Politik der verbrannten Erde gegen das Volk der Maya Ixil durch, um die Zivilbevölkerung zu eliminieren.

Verschleppung der Prozesse

Die Vereinigung für Gerechtigkeit und Versöhnung verfolgt den Fall gegen Lucas García seit 2001, aber der Prozess wurde wiederholt durch das Ableben von Zeugen und die Weigerung des Militärs, Dokumente herauszugeben, behindert.

„Eine Strategie, um den Prozess zu verzögern, ist, dass die Täter ein fortgeschrittenes Alter hatten“, sagte Nery Rodenas, Leiter des Menschenrechtsbüros der Erzdiözese Guatemala-Stadt, gegenüber OSV News. Nach Angaben der Vereinigung für Gerechtigkeit und Versöhnung wurden mindestens 150 Zeugenaussagen gegen Lucas García als Beweismittel aufgenommen. Der Prozess sei bei der Öffentlichkeit in zwar auf relative „Gleichgültigkeit“ gestoßen, sagte Rodenas weiter. Aber es sei wichtig, „zu beweisen, dass es in Guatemala Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegeben hat, dass es eine rassistische Strategie der Macht gegeben hat, um einen Teil der Bevölkerung zu vernichten“. Rodenas fuhr fort: „Es ist wichtig, dass ein Präzedenzfall geschaffen wird, denn wir wollen, dass die Menschen wissen, was während des Krieges geschehen ist, und (dass) es ein Menschenrecht ist, Zugang zur Justiz zu haben, das den Menschen seit vielen Jahren verweigert wurde.“

(ucanews - cs)

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20. April 2024, 15:29