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Auf dem Markt in Aleppo, am 11. März Auf dem Markt in Aleppo, am 11. März  (AFP or licensors)

Syrien: „Keiner spricht mehr davon“

„Niemand spricht mehr von Syrien. Die anderen Konflikte verdrängen es von der Tagesordnung und sogar aus den Nachrichten. Aber hier sterben und leiden die Menschen weiter.“

Das sagte der Apostolische Vikar von Aleppo, Hanna Jallouf, in einem Interview mit der italienischen Nachrichtenagentur sir zum 13. Jahrestag des Kriegsausbruchs in Syrien. Zum Gebiet des syrischen Bischofs gehören auch Teile des Gouvernements Idlib, die sich immer noch in den Händen von Dschihadisten befinden.

„Die Nacht für Syrien scheint noch lang zu sein, und wir sehen kein Ende“, so Jallouf, der 2014 selbst zeitweise von Islamisten gefangengehalten wurde. Am meisten schmerze ihn, „dass unser Land im Stich gelassen wurde“. Für viele internationale Akteure existiere Syrien anscheinend nicht mehr. Dabei erlebten die Syrer heute „vielleicht die schlimmste Zeit seit Ausbruch des Krieges“. Steigende Preise, Korruption, wachsende Kriminalität und Arbeitslosigkeit machten den Menschen zu schaffen. „Das sind alles Folgen des Krieges, der Sanktionen, der geschlossenen Grenzen.“

„Wie kann man so leben?“

Wörtlich sagte der Bischof: „Die Löhne in Syrien liegen heute bei etwa 25 Dollar im Monat, eine Summe, mit der man nur ein paar Kilo Fleisch kaufen kann. Wie kann man so leben?“ Zum Glück hätten mittlerweile viele Syrer Angehörige im Ausland, die ihnen Geld schickten.

Nach UNO-Angaben gibt es mehr als 7,2 Millionen Binnenvertriebene im Innern Syriens und mehr als 5 Millionen Flüchtlinge in den Nachbarländern Türkei, Libanon, Jordanien, Irak und Ägypten. 16,7 Millionen Menschen im Land sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, die höchste Zahl seit Beginn der Krise. 12,9 Millionen Menschen sind von Ernährungsunsicherheit betroffen, schätzungsweise 90 % der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.

(sir – sk)

Jallouf mit dem Papst
Jallouf mit dem Papst

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18. März 2024, 09:30