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Muslime beim Beten in der Mevlana-Moschee in Berlin-Kreuzberg Muslime beim Beten in der Mevlana-Moschee in Berlin-Kreuzberg 

Einheit im Fasten: Muslime und Christen verzichten zeitgleich

Die Fastenzeit und der Ramadan gehören zu den bedeutendsten Zeiträumen der Besinnung und Enthaltung für Christen und Muslime. In diesem Jahr wird der Ramadan am 11. März beginnen und am 10. April mit den Feierlichkeiten des Zuckerfests enden. Die drei Wochen dauernde Überschneidung der Fastenzeiten im März nehmen wir zum Anlass, die Geschichte und Praktiken beider Traditionen genauer zu betrachten.

Pinar Dogantekin - Vatikanstadt

Während des Ramadan sollen die Gläubigen durch ihre Enthaltsamkeit verinnerlichen, dass die spirituellen und ethischen Prinzipien des Islams einen höheren Stellenwert haben als ihre eigenen persönlichen Bedürfnisse: das Gebet und die Hingabe an Gott, die Solidarität mit Armen und Schwachen sowie das Wirken für die Mitmenschen. Daher wird der Ramadan auch als Monat der guten Taten, der Versöhnung und der Familie betrachtet. Auch Christen fasten aus spirituellen Gründen, um sich Gott näher zu fühlen, Buße zu tun, und ihre Selbstbeherrschung zu stärken. Das christliche Fasten ist, wie im Islam, auch Ausdruck der Solidarität mit Bedürftigen und eine Vorbereitung auf religiöse Feiern, wie beispielsweise vor Ostern.

Ramadan in Jerusalem auf dem Tempelberg
Ramadan in Jerusalem auf dem Tempelberg

Der Heilige Monat Ramadan

Jedes Jahr erwarten Muslime auf der ganzen Welt die Sichtung der neuen Mondsichel, die den offiziellen ersten Tag des Ramadan ankündigt, dem neunten Monat des islamischen Kalenders und dem heiligsten Monat in der islamischen Kultur. Der Beginn des Ramadan variiert dabei jedes Jahr, da der islamische Kalender den Phasen des Mondes folgt. Er beginnt am Tag nach der Sichtung der neuen Mondsichel, die aufgrund ihrer Schwäche nur etwa 20 Minuten lang sichtbar ist. Wenn der Mond aufgrund von Dunst oder Wolken nicht mit bloßem Auge sichtbar ist, werden lunare Berechnungen zur Bestimmung der Mondposition verwendet.

Der Monat Ramadan war bereits Teil des islamischen Kalenders der antiken Araber. Muslime glauben, dass im Jahr 610 n. Chr. der Engel Gabriel dem Propheten Muhammad im Monat Ramadan erschien und ihm den Koran, das islamische Heilige Buch, offenbarte. Muslime fasten in diesem Monat, um der Offenbarung des Koran zu gedenken. 


Spirituelle Praktiken im Ramadan

Während des Ramadan streben Muslime danach, spirituell zu wachsen und stärkere Beziehungen zu Allah aufzubauen. Dies geschieht durch Gebete und das Rezitieren des Koran, indem sie ihre Handlungen selbstlos gestalten und sich des Tratschens, Lügens und Streitens enthalten. Während des gesamten Monats ist das Fasten zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang für alle Muslime obligatorisch, außer für Kranke, Schwangere, Reisende, Ältere oder Menstruierende. Versäumte Fastentage können im Laufe des restlichen Jahres nachgeholt werden, entweder alle auf einmal oder an verschiedenen Tagen.

Die Einnahme von Mahlzeiten bieten Muslimen Gelegenheit, sich mit anderen in der Gemeinschaft zu versammeln und gemeinsam das Fasten zu brechen. Das Frühstück vor Sonnenaufgang findet vor dem ersten Tagesgebet statt. Das abendliche Fastenbrechen, bekannt unter dem Namen „Iftar“, kann beginnen, sobald das Sonnenuntergangsgebet beendet ist. Da der Prophet Mohammad sein Fasten mit Datteln und einem Glas Wasser brach, essen Muslime Datteln sowohl zum Frühstück, als auch am Abend zum Fastenbrechen. Datteln sind im Nahen Osten eine Grundnahrung. Reich an Nährstoffen und leicht verdaulich, versorgen sie den Körper nach einem langen Tag des Fastens mit Zucker. Nach dem letzten Tag des Ramadan feiern Muslime dessen Ende mit dem dreitägigen Zuckerfest, das mit gemeinsamen Gebeten bei Tagesanbruch beginnt. Während dieser drei Festtage versammeln sich Muslime zum Beten, Essen und Austauschen von Geschenken. 


Geschichte und Rituale der christlichen Fastenzeit

Die Fastenzeit ist eine 40-tägige Periode des Gebets, der Buße und der Enthaltung. Die Fastenzeit soll Christen an die 40 Tage erinnern, die Jesus in der Wüste fastete. Der Höhepunkt dieser Fastenzeit ist die Karwoche, die nach dem Palmsonntag beginnt und mit dem Karfreitag endet, der gleichzeitig ihr Höhepunkt ist. Nach dem Vorbild des Fastens Jesu in der Wüste legte die Kirche die Länge der Fastenzeit auf 40 Tage und Nächte fest. Die 40 als Zeiteinheit kommt in der Bibel häufiger vor: Die Israeliten wandern 40 Jahre durch die Wüste (Ex 16,35), Mose begegnet Gott 40 Tage auf dem Berg Sinai (Ex 24,18), und 40 Tage nach der Auferstehung Jesu wird Christi Himmelfahrt gefeiert (Apg 1,3).

Bis zum vierten Jahrhundert beschränkte sich das Fasten lediglich auf einen oder zwei Tage. In einigen Fällen wurde eine Buße von 40 aufeinanderfolgenden Stunden der Enthaltung vorgeschrieben. Die Fastenzeit entstand als eine Art Vorbereitung für Taufkandidaten, die an Ostern getauft werden sollten. Im vierten Jahrhundert wurde dieses vorbereitende Fasten als Mittel zur Reinigung des Körpers von Unreinheiten und zur Buße für Sünden gerechtfertigt. Bald begannen auch andere Mitglieder der Gemeinschaft zu fasten, um diejenigen zu unterstützen, die sich auf die Taufe vorbereiteten, und um ihren eigenen Glauben zu bekräftigen.

Jesus in der Wüste
Jesus in der Wüste

Später war nur eine Mahlzeit pro Tag erlaubt, üblicherweise am Abend. Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte waren verboten, und vorher durfte nur Wasser getrunken werden. Im achten Jahrhundert wurde die Mahlzeit nach dem Gebet zur neunten Stunde (etwa 15 Uhr) eingenommen, eine Praxis, die sich bis zum 14. Jahrhundert zur heutigen Mittagsmahlzeit entwickelte. Ein leichtes Frühstück und ein abendlicher Snack wurden allmählich als akzeptabler Teil des Fastens betrachtet.

Die römisch-katholische Kirche fuhr dann fort mit dem, was zu einem gängigen Muster wurde - sie formalisierte die Essgewohnheiten, die bereits von der allgemeinen Bevölkerung praktiziert wurden, als diätetische Regeln für die Fastenzeit. Vielfach nehmen sich Christen für die Fastenzeit den Verzicht auf lieb gewonnene Angewohnheiten vor, seien dies Essgewohnheiten oder anderer Art.

In der Tradition der Ostkirchen gibt es zweimal im Kirchenjahr je eine Fastenzeit und zwar sowohl vor Weihnachten als auch vor Ostern und dann auch vor wichtigen kirchlichen Hochfesten. Als Philippus-Fastenzeit oder Weihnachtsfastenzeit (Fasten vor Weihnachten) bezeichnet man die 40-tägige (sechswöchige) dem alten abendländischen Adventsfasten entsprechende Fastenzeit als Vorbereitungszeit vor Weihnachten in den Ostkirchen, benannt nach dem Apostel Philippus, da es am Tag nach dessen Gedenktag am 15. November beginnt. Sie entspricht dem vierwöchigen Advent in den westlichen Kirchen.

(vatican news)

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09. März 2024, 13:55