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Iranische Christen bei der Neujahrsmesse in Teheran Iranische Christen bei der Neujahrsmesse in Teheran  (AFP or licensors)

Iran: Zahlreiche Christen müssen Verfolgung erdulden

Christen in Iran werden immer öfter Opfer von staatlicher Verfolgung. Grund ist nur ihre religiöse Überzeugung. Im vergangenen Jahr wurden mindesten 166 Personen verhaftet. Doch die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich noch viel höher. Denn nur ein Bruchteil der Opfer macht seine Anklagen öffentlich, wie ein Bericht der NGO Article 18 zeigt.

In Iran steigt die Zahl der „Opfer ohne Gesicht“, also Personen, die sich aus Furcht vor Repressalien nicht trauen, ihre Fälle öffentlich zu machen. Dies geht aus einem Bericht der NGO Article 18 hervor, der gestern veröffentlich wurde. Wie asianews berichtet, sei die Zahl der wegen ihres christlichen Glaubens angeklagten Personen signifikant gestiegen; von 134 im Jahre 2022 auf 166 im vergangenen Jahr. Dies seien jedoch nur die Mindestzahlen. Der Bericht sieht in Iran genug Beweise für eine „deutliche Verschlechterung“ der Lage für Christen in dem schiitischen Gottesstaat. Vor allem nach dem Aufflammen der Proteste in Folge des Todes von Mahsa Amini habe sich die Situation eklatant verschärft. Ein UN-Bericht über dasselbe Jahr kommt zu ähnlichen Ergebnissen und fordert deshalb, den Iran als „besonders besorgniserregend“ einzustufen.

Verurteilter musste Gräber ausschachten

Christenverfolgungen sind in Iran nichts Neues. Schon unmittelbar nach der Islamischen Revolution 1979 wurde der Pastor Arastoo Sayyah in seinem Büro ermordet aufgefunden. Sein Todestag ist zugleich das Veröffentlichungsdatum des diesjährigen Verfolgungs-Berichtes. Der Text verzeichnet eine „Welle von Verhaftungen“ mit Schwerpunkten in den Monaten nach Juli und kurz vor Weihnachten. Bis Ende des Jahres wurden mindestens 17 der im Sommer verhafteten Christen zu Haftstrafen von mindestens drei Monaten oder Geldstrafen, Auspeitschungen und anderen Formen beschämender Bestrafung verurteilt. In einem Fall musste das Opfer Gräber ausheben. Die Verhaftungen richteten sich auch gegen Personen, die Bibeln verteilten sowie Konvertiten. Problematisch, so die Autoren des Berichts, sei vor allem, dass den Opfern weitere Strafprozesse und Verurteilungen drohten, sollten sie mit ihrem Fall an die Öffentlichkeit gehen. Der Bericht spricht von Belästigungen, Arbeitsverlust, erneuten Anschuldigung oder der Wiedereröffnung von eigentlich abgeschlossenen Fällen. Alles in allem, so der Bericht, mache das Regime in Teheran „es immer schwieriger für die Christen, im Iran zu bleiben“.

Nachbarländer bieten kaum Schutz

Doch auch, wenn sie aus dem Land fliehen, seien Christen in den Nachbarländern nicht sicher, so der Bericht weiter. Er erwähnt den Fall des 56-jährigen Mojtaba Keshavarz Ahmadi, der in einem türkischen Abschiebegefängnis sitzt. Nach über zehn Jahren Aufenthalt in dem Land war ihm plötzlich vorgeworfen worden, ohne Genehmigung seinen Aufenthaltsort verlassen zu haben. Im Falle einer Abschiebung in den Iran drohen ihm dort drei Jahre Haft wegen Ausübung des christlichen Glaubens.

(asianews – ww) 

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20. Februar 2024, 12:42