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Der Bischof von Dori, Laurent Birfuoré Dabiré, mit christlichen und muslimischen Flüchtlingen Der Bischof von Dori, Laurent Birfuoré Dabiré, mit christlichen und muslimischen Flüchtlingen 

Bischof aus Burkina Faso: Kein Krieg der Religionen

Für den Bischof von Dori in Burkina Faso, Laurent Birfuoré Dabiré, gibt es nur eine Antwort auf die Attacke während einer Messe, bei der am Sonntag mindestens 15 Menschen getötet wurden: „Wer auf uns schießt, dem bieten wir Frieden, Glaube und Hoffnung". Das Attentat habe nichts mit Christenverfolgung zu tun, erklärt er außerdem im Interview mit Radio Vatikan.

Federico Piana und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Der Bischof von Dori in Burkina Faso, Laurent Birfuoré Dabiré, erinnert im Telefoninterview mit Radio Vatikan auch daran, dass am selben Tag auch Muslime angegriffen wurden: „Sie haben uns nicht angegriffen, weil wir Christen sind. Am selben Tag wurde auch eine Moschee angegriffen und ungefähr die gleiche Zahl Menschen getötet. Ich denke, es handelt sich hier um den Versuch, die Leute glauben zu lassen, es gebe interreligiöse Probleme, einen Krieg der Religionen. So ist es aber nicht. Die Terroristen wollen die Religion missbrauchen und Verwirrung schaffen und die Gemeinden, die friedlich zusammen leben, gegeneinander aufstacheln." Er sei sich sicher, dass es keine Christenverfolgung gebe, betont der Bischof. 

Hier im Audio: Bischof aus Burkina Faso: Kein Krieg der Religionen (Audio-Beitrag von Radio Vatikan)

„Terroristen wollen die Religion missbrauchen und Verwirrung schaffen und die Gemeinden, die friedlich zusammen leben, gegeneinander aufstacheln“

Friede statt Gewalt - trotz fast 10 Jahren Terror

Burkina Faso wird seit neun Jahren von dschihadistischem Terror heimgesucht. Wer genau für die aktuellen Anschläge verantwortlich ist und ob es  bei beiden einen konkreten Zusammenhang gibt, ist noch unklar. Klar ist hingegen für den Bischof von Dori, wie die Reaktion auf Terror und Gewalt auszusehen hat:

„Unsere Reaktion war zuerst einmal, die Leute und die Christen zu Ruhe, Glaube und Hoffnung aufzurufen. Und die Christen haben wir darin bestärkt, weiter ein christliches Leben in Nächstenliebe zu führen. Unser Leben muss auf das Evangelium gegründet sein. Es geht darum, die anderen als Freunde, als Brüder und Schwestern zu sehen und uns gegenseitig zu helfen. Wir haben also die Leute zu Frieden und Ruhe aufgerufen und dazu, Worte und Verhaltensweisen zu vermeiden, die Öl ins Feuer gießen könnten." 

„Zu Frieden und Ruhe aufgerufen und dazu, Worte und Verhaltensweisen zu vermeiden, die Öl ins Feuer gießen könnten“

Der Bischof von Dori in Burkina Faso spricht sich deutlich gegen Rache aus. Er betont, dass die katholische Kirche seit Beginn des langwierigen und immer blutiger werdenden Konflikts für Frieden und Solidarität wirbt:

„Ich denke, unsere Botschaft ist auch angekommen, auch bei unseren Gläubigen, von Beginn der Krise an, die 2015 begann. Wir haben immer auch zu Solidarität mit den Opfern aufgerufen, um ihnen Hoffnung und Mut zu schenken."

Papst Franziskus dankbar

Laut der Konfliktbeobachtungsstelle ACLED wurden 2023 für Burkina Faso rund 1.700 bestätigte bewaffnete Angriffen und 8.000 Tote gezählt, sowie rund 700.000 neue Binnenflüchtlinge, deren Gesamtzahl jetzt nach UN-Angaben bei 2,1 Millionen liegt. 2023 war damit das bisher blutigste Jahr für das Land. Und 2024 könnte diesen Rekord noch brechen. Der Terrorismus behindert auch die Arbeit vieler Diözesen, die teilweise nicht zugänglich sind. Bischof Dabiré berichtet, dass mehr als 30 Pfarreien geschlossen und teilweise sogar ganze Diözesen lahmgelegt seien. Die Nähe von Papst Franziskus, der nach der Terror-Attacke vom Sonntag ein Telegramm schickte, helfe allen sehr, berichtet der Bischof von Dori:

Papst Franziskus schreibt
Papst Franziskus schreibt

„Wir sind dem Papst wirklich sehr dankbar, die Gläubigen spüren, dass der Papst von ihrem Leid weiß und er alle anderen Christen zum Gebet und Solidarität aufruft mit allen, die unter Terrorismus oder anderen Dingen leiden“

„Wenn der Papst sich äußert und seine Nähe bekundet, bedeutet das für uns, dass der Vater der christlichen Glaubensfamilie sich dafür interessiert, wie es seinen Kindern auf der ganzen Welt geht, auch hier bei uns in der Ecke. Und das gibt uns Kraft und Mut und Durchhaltevermögen. Wir sind dem Papst wirklich sehr dankbar, die Gläubigen spüren, dass der Papst von ihrem Leid weiß und er alle anderen Christen zum Gebet und Solidarität aufruft mit allen, die unter Terrorismus oder anderen Dingen leiden."     

Kirche lebt Dialog

Die Mehrheit der Bevölkerung in Burkina Faso ist muslimischen Glaubens; Christen machen etwa 30 Prozent aus, gefolgt von den Angehörigen traditioneller afrikanischer Religionen. Die katholische Kirche lebt in dieser Situation einen guten Dialog mit allen:

„Wir haben sehr starkes Engagement im interreligiösen Dialog, sowohl mit den Muslimen als auch mit den Verantwortlichen der traditionellen afrikanischen Religionen. Auch mit den politischen Autoritäten sind wir in gutem Kontakt. Unsere Aufgabe als Kirche ist es, die Menschheit zu begleiten und ihr zu helfen, zu wachsen und Solidarität, Frieden und Gerechtigkeit zu verbreiten."

(vatican news - sst)

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29. Februar 2024, 10:56