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Theodore McCarrick auf einem Archivbild von 2021 Theodore McCarrick auf einem Archivbild von 2021  (2021 Getty Images)

USA: Opfer kritisieren Aussetzung des Prozesses für Ex-Kardinal

Missbrauchsopfer in den Vereinigten Staaten beklagen die de-facto-Einstellung des Missbrauchsprozesses für den ehemaligen Kardinal Theodore McCarrick. Ein Richter in Wisconsin hatte vergangene Woche das letzte verbleibende Strafverfahren gegen den einst hochgeachteten Kirchenmann ausgesetzt, weil McCarrick (93) wegen fortgeschrittener Demenz nicht mehr verhandlungsfähig sei.

Bereits im August 2023 war ein Verfahren wegen Missbrauchs zu Lasten MacCarricks aus demselben Grund eingestellt worden. Damit schwinden die Erwartungen mutmaßlicher Opfer, dass die Justiz den Ex-Kardinal zur Rechenschaft zieht. Ihm werden sexuelle Übergriffe vorgeworfen, die bis in die 70er Jahre zurückreichen. Papst Franziskus hatte den früheren Erzbischof von Washington 2018 aus dem Kardinalstand und 2019 auch aus dem Klerikerstand entlassen, nachdem sich Anschuldigungen gegen MacCarrick in einer kirchlichen Untersuchung erhärtet hatten.

Peter Isley, ein Betroffener von Missbrauch in der Kirche und Gründungsmitglied von SNAP (Survivors Network of Those Abused by Priests) bezeichnete die Aussetzung des Verfahrens gegenüber der Agentur OSV News als herben Schlag. Priesterliche Missbrauchstäter seien für betroffene Minderjährige „mächtige direkte Vertreter Gottes und der Kirche“, und zu sehen, dass ein solcher Täter sich vor Gericht verantworten muss, könne „die Befreiung von der schrecklichen Last der Scham und der Geheimhaltung sein, die eine unvermeidliche Folge dieser Verbrechen sind“, sagte Isley.

Opfer: Im Stich gelassen

Durch die de-facto-Einstellung des Verfahrens könnten Betroffene sich im Stich gelassen und in ihrer Einschätzung bestärkt sehen, dass ihr Schmerz in der Kirche nicht wichtig sei, zitiert die Agentur den Forscher Stephen de Weger, der an der Queensland University of Technology in Brisbane, Australien, die Folgen sexuellen Fehlverhaltens von Geistlichen untersucht. Das Gerichtsverfahren in Wisconsin ist zwar formal nicht eingestellt, sondern nur ausgesetzt, eine Wiederaufnahme gilt aber wegen der Natur von Demenzerkrankungen als ausgeschlossen.

Theodore McCarrick gehörte einst zu den erfolgreichsten Kirchenmännern der USA. Als Erzbischof von Washington (2001-2006) erhielt er den Kardinalshut, Spitzenpolitiker suchten seinen Rat, auch im Vatikan genoss McCarrick Wertschätzung. Dass er über Jahrzehnte Seminaristen und junge Priester belästigte, galt in kirchlichen Kreisen schon zum Zeitpunkt der Vorfälle als offenes Geheimnis. Erst als Vorwürfe bekannt wurden, er habe Minderjährige belästigt, kam ein Aufklärungsprozess ins Rollen.

(OSV news - gs)

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16. Januar 2024, 16:18