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Dagalo traf am Donnerstag den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa in Pretoria Dagalo traf am Donnerstag den südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa in Pretoria 

Sudan: Plötzliche Hoffnung auf Waffenstillstand

Nach Monaten heftiger Kämpfe eröffnet sich auf einmal die Aussicht auf einen Waffenstillstand. Mohamed Hamdan Dagalo, der Führer der Rapid Support Forces (RSF), erklärt, er sei zu einem sofortigen Waffenstillstand bereit.

Einzige Bedingung dafür sei die Aufnahme von Gesprächen mit der sudanesischen Armee, sagte Dagalo jetzt bei einem Auftritt in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Mehrere Tage lang hat Dagalo Gespräche in einigen der Nachbarstaaten des Sudan geführt: Uganda, Dschibuti, Äthiopien und Kenia. Am Donnerstag war er in Südafrika.

In Addis Abeba unterzeichnete der RSF-Führer eine Erklärung mit dem sudanesischen Verband „Taqaddum“. Das vom ehemaligen Ministerpräsidenten Abdullah Hamdok geleitete Netzwerk bringt mehr als 60 Vertreter sudanesischer politischer Parteien, Bürgerkomitees, Gewerkschaften, zivilgesellschaftlicher Organisationen und unabhängiger Persönlichkeiten zusammen. Viele von ihnen hatten dem zivilen Teil der zivil-militärischen Koalitionsregierung (Souveräner Rat des Sudan) angehört, die 2019 nach dem Sturz von Präsident Omar al-Bashir die Führung in Khartum übernommen hatte.

Anhänger der sudanesischen Armee Ende Dezember in Gadaref
Anhänger der sudanesischen Armee Ende Dezember in Gadaref

Ein möglicher Wendepunkt des Konflikts

Der Souveräne Rat des Sudan wurde im Oktober 2021 von seiner eigenen militärischen Komponente gestürzt, die von General Abdel Fattah al-Burhan (Chef der Sudan Armed Forces-SAF, der regulären Armee) und Dagalo, dem Chef der mächtigen paramilitärischen RSF, verkörpert wurde. Die beiden Generäle, die sich bei der Unterdrückung des sudanesischen Versuchs eines demokratischen Aufbruchs verbündet hatten, gerieten am 15. April 2023 aneinander – und stürzten den Sudan in einen neuen dramatischen Bürgerkrieg.

Die Erklärung von Addis Abeba wurde von Hamdok als Wendepunkt „zur Beendigung des Konflikts im Sudan“ begrüßt. Ein mögliches Treffen zwischen al-Burhan und Dagalo wird nun in Dschibuti erwartet, dessen Staatschef Ismail Omar Guelleh amtierender Präsident der IGAD („Intergovernmental Authority on Development“) ist. In dieser internationalen Organisation sind die Staaten der Region (Eritrea, Äthiopien, Dschibuti, Kenia, Somalia, Sudan, Südsudan, Uganda) zusammengeschlossen; sie vermittelt im sudanesischen Konflikt.

Binnenflüchtlinge in Gadaref bei der Essensausgabe
Binnenflüchtlinge in Gadaref bei der Essensausgabe

Dagalos Tour weckt Befürchtungen in Ägypten

Dagalos Reise durch die Region und insbesondere sein Besuch in Äthiopien hat jedoch in Ägypten Befürchtungen geweckt, das al-Burhans sudanesische reguläre Armee unterstützt und eine gemeinsame Erpressung Äthiopiens und des RSF-Führers um die Kontrolle des Nilwassers befürchtet. Die von Kairo ausgehende Bedrohung bezieht sich auf den von Äthiopien errichteten großen Staudamm am Blauen Nil und die Kontrolle der sudanesischen Gebiete am Blauen Nil durch die Dagalo-Truppen. Seit Mitte Dezember haben die schnellen Eingreiftruppen die Kontrolle über den an den Blauen Nil angrenzenden Bundesstaat Gezira übernommen und Angriffe auf Gebiete im Bundesstaat Sennar, einem weiteren wichtigen Gebiet für die Kontrolle des Wasserlaufs, gestartet.

Die ernste humanitäre Lage, die durch den Konflikt verursacht wird, hat die sudanesischen und südsudanesischen Bischöfe dazu veranlasst, an die UNO und die sogenannte Troika (USA, Großbritannien und Norwegen) zu appellieren, alles für eine Einstellung der Feindseligkeiten zu tun. In ihrer Erklärung erinnern die Bischöfe an die „Herausforderungen für das Volk Gottes in Darfur und Kordofan“, wo „Dörfer dem Erdboden gleichgemacht wurden, so dass die Bürger ohne Obdach und ohne Wohnung sind“.

(fides – sk)
 

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05. Januar 2024, 11:56