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Ein Mann steht mit seinem Koffer auf der Straße in der Hauptstadt Porte-au-Prince, während landesweit Proteste gegen die Regierung laufen (Bild vom 18. Januar 2024) Ein Mann steht mit seinem Koffer auf der Straße in der Hauptstadt Porte-au-Prince, während landesweit Proteste gegen die Regierung laufen (Bild vom 18. Januar 2024)  (AFP or licensors)

Haiti: Generalstreik gegen ausufernde Gewalt

In Haiti beginnt am Montag ein dreitägiger Generalstreik, zu dem Organisationen aus dem Transportgewerbe und eine Angestellten-Gewerkschaft aufgerufen haben. Die Proteste richten sich gegen die anhaltende Unsicherheit und Kriminalität im Land.

Die Anti-Korruptions-Brigade der Gewerkschaften (BSAC) wirft den Behörden vor, keinerlei Willen zu zeigen, das Land aus der katastrophalen Situation herauszuführen. BSAC-Generalkoordinator Sonson Dume kritisierte laut haitianischen Medienberichten, die Preise für Grundnahrungsmittel seien gestiegen. Die Landwirte im Süden könnten ihre Erzeugnisse nicht in die Hauptstadt transportieren. Das Nationalen Zentrum der haitianischen Arbeiter (CNOHA) monierte, dass die Sicherheitskrise die Menschen daran hindere, sich frei zu bewegen, weil bewaffnete Banden die Straßen blockierten.

Am Sonntag hatte Papst Franziskus ein internationales Eingreifen in dem Karibikstaat Haiti gefordert. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz sagte der Papst, eine erneute Unterstützung der internationalen Gemeinschaft sei notwendig, um dort eine friedliche Entwicklung zu erreichen. Die UN wollen eine internationale Sicherheitsmission ins Land schicken, zu deren Leitung sich Kenia bereiterklärt hatte. Eigentlich hätte die Truppe bereits zum 1. Januar 2024 einsatzbereit sein sollen. Allerdings hat ein kenianisches Gericht in Nairobi an diesem Freitag entschieden, dass das Vorhaben der Regierung nicht in Einklang mit der Verfassung des Landes stehe. 

Bischöfe besorgt

Die katholischen Bischöfe in Haiti hatten jüngst von einer der schwersten Krisen des Landes berichtet. Haiti stehe unter der Herrschaft bewaffneter Banden, die Angst und Schrecken verbreiteten und Hunderte von Familien in Trauer versetzten: „Seit vier Jahren erlebt unser Land eine der längsten und tödlichsten sozio-politischen und sicherheitspolitischen Krisen seiner Geschichte. Das ganze Volk, das ganze Land, ist zutiefst betroffen. Der Staat hat die Kontrolle über das Staatsgebiet verloren", so die Bischöfe. Die Bevölkerung sei der „gnadenlosen Gewalt der Banden und ihrer Verbündeten" ausgeliefert.

Die humanitäre Krise in Haiti hat zuletzt immer größere Ausmaße erreicht. Das Land leidet laut UN-Angaben unter einer noch nie dagewesenen Nahrungsmittelknappheit. Fast die Hälfte der Bevölkerung, etwa 4,9 Millionen Menschen, habe nicht genug zu essen, um gesund zu überleben. Haiti gilt ohnehin als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den letzten Jahren von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen erschüttert, zuletzt kam eine Cholera-Welle hinzu, die Hunderte Tote forderte.

Neben der Hungersnot leidet Haiti auch unter einer schweren innenpolitischen Krise. Im Juli 2021 wurde Staatspräsident Jovenel Moise ermordet, Neuwahlen sind seit Jahren ausgesetzt. Haitis politische Kräfte gelten als hoffnungslos zerstritten.

(kna - cs)

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29. Januar 2024, 12:38