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Lemberger Friedhof (Bild: Mariusz Krawiec) Lemberger Friedhof (Bild: Mariusz Krawiec)  (Mariusz Krawiec.)

Ukraine: Weihnachten als „Heilung von Wunden“

Für die Ukraine ist es das zweite Weihnachten seit der russischen Großinvasion: Viele Familien nutzten die Feiertage zum Besuch von Kriegsverletzten oder für das Totengedenken. Derweil starben auch am 25. Dezember in der Südukraine Zivilisten durch Kriegshandlungen.

Mariusz Krawiec SSP / Anne Preckel – Ukraine / Vatikanstadt

Mitten im Krieg sei das christliche Weihnachten für die Ukraine trotz aller Widrigkeiten ein Moment des Trostes und der Heilung, berichtet der Weihbischof von Lemberg, Edward Kawa, im Interview mit Radio Vatikan. Angesichts der Verluste und Entbehrungen, der Zerstörungen und unsicheren Zukunft empfänden die Menschen das Weihnachtsfest als einen Moment, in dem sie im Glauben Kraft tanken könnten. Seit Kurzem feiert die Ukraine das Weihnachtsfest entsprechend dem neujulianischen Kalender am 25. Dezember.

„Es gibt viele Menschen, die in Krankenhäusern um ihr Leben kämpfen oder zu Hause sind, aber verstümmelt. Darunter leiden ihre Familien sehr… Deshalb ist dieses Weihnachtsfest für sie eine Zeit des Trostes und der Heilung der Wunden. Die Wunden, die wir in dieser Zeit erleben, können nur durch die Gegenwart Jesu geheilt werden. Ich glaube, der neugeborene Jesus kann jedes verwundete Herz berühren.“

Gräberbesuche und - verschärfte Mobilmachung 

Die Realität des Krieges hat viele Familien in der Ukraine auch an Weihnachten fest im Griff: Angriffe und Kämpfe gingen unvermindert weiter, und die Regierung brachte noch in diesen Tagen zwei neue Gesetze für eine verschärfte Mobilmachung auf den Weg, nachdem das Militär mehr Personal für die Front gefordert hatte: Das Reservistenalter solle von 27 auf 25 herabgesetzt werden, Wehrdienstuntauglichkeiten solle überprüft und Wehrdienstverweigerung mit Freiheitsstrafe belegt werden, hieß es.

Viele Familien nutzten das Geburtsfest Jesu auch zum Besuch der Gräber, an denen sie durch den Krieg getötete Söhne, Töchter, Ehemänner und Ehefrauen betrauerten, so Weihbischof Kawa weiter. Der andauernde Krieg bringe ständige Angst und Unsicherheit mit sich, viele Menschen hätten „alles verloren“, bringt es Kawa auf den Punkt:

„Sie haben ihr Dach über dem Kopf verloren und müssen zu ihrer Sicherheit ständig in Kellern und Unterkünften übernachten. Sie sind eines menschenwürdigen Lebens beraubt. Körperlich ähneln sie der Heiligen Familie, aber andererseits sehnen sie sich nach einem menschenwürdigen Leben und bitten Jesus auch darum. Deshalb ist dieses Weihnachtsfest eine Herausforderung für uns – wir müssen sie tief und spirituell leben, dürfen aber auch die Bedürftigen nicht vergessen, die wirklich auf Hilfe warten.“

Dank Hilfen wohltätiger und kirchlicher Organisationen, darunter etwa aus Polen, konnten in der Ukraine in diesem Jahr immerhin einige Menschen an Weihnachten unterstützt werden.

Verlegung des Weihnachtsfestes

Vor der Verlegung des Weihnachtsfestes auf den 25. Dezember feierten die orthodoxen Christen der Ukraine, aber auch die Mitglieder der griechisch-katholischen Kirche Weihnachten entsprechend dem julianischen Kalender am 7. Januar. Die Verlegung des Weihnachtsfestes hatte eine Bischofsversammlung im Februar entschieden; das ukrainische Parlament schaffte im Juli den gesetzlichen Feiertag am 7. Januar ab und machte dafür den 25. Dezember zum offiziellen Weihnachts-Feiertag. Die Christen der weiter mit dem Moskauer Patriarchat verbundenen orthodoxen Kirche in der Ukraine feiern Weihnachten hingegen - wie die russisch-orthodoxe Kirche - nach wie vor am 7. Januar. 

Hier zum Hören

(vatican news - pr)

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28. Dezember 2023, 09:51