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Schwester Solange Sia grüßt Papst Franziskus bei den Synodenarbeiten im Vatikan Schwester Solange Sia grüßt Papst Franziskus bei den Synodenarbeiten im Vatikan 

„Wir müssen die Stellung der Frau in der Kirche hinterfragen“

Das Zuhören, die Begleitung von Frauen und das Diakonat der Frau in der Kirche: Diese Themen waren für die Ordensschwester und Theologin Solange Sia von der Elfenbeinküste bei der Synode über die Synodalität, an der sie teilgenommen hat, besonders prägend. Die Erfahrungen der Frauen auf kirchlicher Ebene und in der Welt müssen ernster genommen werden, meint die Ordensfrau im Nachgang zur ersten Sitzung. Diakonat für die Frau? Nach ihrem Dafürhalten nur, wenn es der Mission wirklich hilft.

Françoise Niamien und Christine Seuss - Vatikanstadt

„Da ich diesen Prozess auf kontinentaler Ebene verfolgt habe, war diese erste Sitzung für mich ein Moment, in dem ich all diese Erfahrungen, die ich bereits an der Basis gemacht hatte, mit anderen in der Vielfalt der Kontinente, die vertreten waren, teilen konnte“, berichtet Schwester Sia im Anschluss an die erste Sitzung der Generalversammlung der Bischofssynode zur Synodalität im Interview mit Radio Vatikan.

Hier zum Nachhören

Die Synodenversammlung fand vom 4. bis 29. Oktober 2023 im Vatikan statt und endete mit einem 40-seitigen Synthese-Bericht zu verschiedenen Themen wie der Rolle der Laien, dem Amt der Bischöfe, dem Priestertum und dem Diakonat, der Bedeutung der Armen und Migranten, der digitalen Mission, der Ökumene oder dem Missbrauch.

Synthese-Bericht Ergebnis geduldigen Zuhörens

„Der zusammenfassende Bericht der ersten Sitzung dieser Synode, die seit 2021 läuft und 2024 enden wird, ermöglicht es mir, die Realität unserer Kirche in der ganzen Welt zu erkennen“, meint Schwester Sia: „Im Rahmen der Methodik der Synodalität haben wir sehr genau darauf geachtet, was in unseren Kirchen geschieht, wie das Leben, die Dynamik und die Mission all dieser Kirchen, die anwesend waren, aussieht. Ob aus Asien, Amerika, Europa oder auch Afrika, ich glaube, dass diese Synthese diese Erfahrung des Zuhörens zusammenfasst, die diese Synode uns erleben lassen wollte. Der Synthese-Bericht ist also nur das Ergebnis dieses manchmal sehr geduldigen Zuhörens.“

„Könnte man nicht noch ein bisschen weiter gehen, insbesondere bei den Fragen der Ämter?“

Es sei dieser spezifischen Methodik der Synode zu verdanken, dass es zu einem wahren Austausch gekommen sei, zeigt sich die Theologin überzeugt.

„Und das Zuhören hat wirklich gezeigt, dass Frauen ziemlich engagiert sind, unabhängig von den Kirchen der Welt. Und ich glaube, dass das Bewusstsein, das auf kirchlicher Ebene immer mehr wächst, dazu auffordert, Frauen mehr Raum zu geben, vor allem in Entscheidungspositionen. Denn was das pastorale Engagement angeht, sind Frauen wirklich präsent. Aber könnten wir nicht noch einen Schritt weiter gehen? Das war auch Gegenstand der Debatte. Könnte man nicht noch ein bisschen weiter gehen, insbesondere bei den Fragen der Ämter?“

Synodenmutter unter Synodenvätern
Synodenmutter unter Synodenvätern

Auf die Erfahrungen der Frauen hören

Diese Fragen erforderten jedoch eine ganze Reihe von Überlegungen sowohl historischer als auch theologischer und sogar kanonischer Art, betont Schwester Sia weiter: „Das Amt der Frau ist nicht neu im Leben der Kirche. Dennoch denke ich, dass es vor allem bei dieser Synode über die Synodalität wichtig wäre, wirklich auf die Erfahrungen mit Frauen in der Kirche und sogar in der Welt zu hören, um die Stellung der Frauen in der Kirche weiter zu hinterfragen.“

Zwar habe die Synode keine „endgültige Richtung“ vorgegeben, doch durch den Austausch sei der Anstoß dazu gegeben worden, weiterführende Fragen zu stellen, so Schwester Sia, die in diesem Zusammenhang auch darauf hinweist, dass wichtige Führungsrollen in der vatikanischen Kurie mittlerweile mit Frauen besetzt wurden:

„Mit anderen Worten, vielleicht hat man die Frage des Klerikalismus nicht ausreichend berücksichtigt, das heißt, man wollte immer glauben machen, dass bestimmte Funktionen mit der Tatsache verbunden sind, dass man Priester ist. Ich glaube, dass all diese Fragen sowohl auf theologischer als auch auf kirchenrechtlicher Ebene diskutiert werden müssen.“

Kein Priestertum zweiter Klasse

Insbesondere eine mögliche Öffnung des Diakonats für Frauen wurde unter den Synodenteilnehmern eingehend diskutiert – wie sehr, wird auch bei einem Blick auf die Abstimmungsergebnisse zum Synthesebericht deutlich, wo dieser Punkt, bei dem zunächst einmal nur die divergierenden Positionen abgebildet wurden, besonders viele Nein-Stimmen einkassiert hat. Sie selbst stehe einer Entscheidung, die Frauen „zu Unterpriestern von Priestern“, also zweitrangigen Amtsträgern machen würde, reserviert gegenüber, lässt die Theologin durchblicken: „Meine Meinung in Bezug auf den Diakonat der Frau, wenn es ihn denn geben sollte, ist, dass man zunächst seine Bedeutung klären muss. Denn für mich geht es beim synodalen Prozess um die Teilnahme aller, um die Mitverantwortung für die Mission. Werden Frauen, die Diakonin werden, dadurch engagierter und missionarischer?“

Hilft das Diakonat, missionarischer zu werden?

Diese Frage bleibe letztlich offen, so das nachdenkliche Fazit von Schwester Sia, die in diesem Zusammenhang auch von der zweiten Synodensitzung im kommenden Oktober nicht unbedingt eine Entscheidung erwartet:

„Ich lasse die Frage offen, weil wir in der Kirche versuchen, an die Mission zu denken, d.h. die Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt. Wenn wir also der Meinung sind, dass Diakone zu werden, also, Frauen zu Diakonen zu machen, zu einer besseren Evangelisierung und zur Verkündigung des Evangeliums in der Welt beitragen kann, warum nicht? Aber auch hier kommt es darauf an, und ich denke, das wirft weitere Fragen auf: Wer spricht darüber? Wer hat diese Erwartung? Sind es die Kirchen in Europa, in Asien oder die in Afrika? Ich glaube, dass diese Frage des weiblichen Diakonats bedeuten würde, dass man etwas weiter gehen müsste, sowohl in der Lektüre des Wortes Gottes, der Tradition und natürlich der Zeichen der Zeit - also, wie heute die Realitäten, mit denen wir konfrontiert sind, unseren Glauben in Frage stellen.“

Sich als Weltkirche kennenlernen

Sie wolle das „ganze Volk Gottes“ einladen, tatsächlich und wahrhaftig in diesen synodalen Prozess einzutreten, den Weg gemeinsam zu gehen und sich „wirklich die Zeit zu nehmen“, einander zuzuhören: „Zunächst einmal, uns als Kirche in Afrika zuzuhören. Ja, denn während der Arbeit der Synode haben wir festgestellt, dass es notwendig ist, uns als Kirche zu finden, die wahre Realität unserer Kirchen in Afrika zu kennen und auch auf die Realität der anderen Kirchen zu hören, denn wir sind eine einzige katholische Weltkirche, mit all ihren Verzweigungen, aber es ist wichtig, uns zu kennen. Ich lade das Volk Gottes also wirklich dazu ein, in diesen Prozess einzutreten, damit die Mission Christi überall auf der Welt fortgesetzt werden kann.“

(vatican news)

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06. November 2023, 11:53