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Die Synagoge im Ghetto von Rom Die Synagoge im Ghetto von Rom  (©CdG - stock.adobe.com)

Vor 80 Jahren in Rom: Die Razzia im jüdischen Ghetto

Am 16. Oktober 1943 nahmen die nationalsozialistischen Besatzer in Rom über tausend jüdische Männer, Frauen und Kinder in Rom fest und deportierten sie zwei Tage später nach Auschwitz. Nur 16 überlebten.

Jonas Over - Vatikanstadt

Zunächst kündigte die deutsche Militärverwaltung in Rom an, dass es zu keinen Deportationen kommen werde, wenn die jüdische Gemeinde den Besatzern 50 Kilo Gold übergebe. Mit der Hilfe nichtjüdischer Römerinnen und Römer konnte die Forderung erfüllt werden. Doch die Zusagen der Deutschen stellte sich als leeres Versprechen heraus. Der nationalsozialistische Militärbefehlshaber für Rom, General Reiner Stahel, befürchtete zwar anfangs, dass jede Aktion gegen die Juden in Rom eine Verurteilung durch Papst Pius XII. nach sich ziehen würde. Doch Pius schwieg in der Öffentlichkeit. Anfängliche Pläne, die deportierten Jüdinnen und Juden in eigens eingerichteten Lagern in Italien zu internieren, verwarf die SS, da dies ihrer Linie widersprach.

Der 16. Oktober 1943 war ein Samstag, also Sabbat, Feiertag für die Juden. Am frühen Morgen riegelten 365 deutsche Sicherheitspolizisten das Ghetto ab und verhafteten alle, die sich nicht rechtzeitig verstecken konnten. Man vertraute den italienischen Sicherheitskräften nicht, deshalb waren an der Razzia ausschließlich Deutsche beteiligt. Bereits im Vorfeld wurde den Italienern ein „störende Sentimentalität“ vorgeworfen, aufgrund derer sie nicht hart genug gegen Jüdinnen und Juden durchgreifen könnten. Die Razzia erstreckte sich nicht nur auf das Ghetto, die SS-Kräfte führten an jenem Tag jüdische Familien aus ihren Wohnungen im ganzen Stadtgebiet ab. Zwei Tage später rollten vom römischen Bahnhof Tiburtina Viehwaggons mit 1.035 Jüdinnen und Juden in die Vernichtungslager der Nazis. 

Insgesamt wurden 2091 jüdische Menschen während der neun Monate währenden deutschen Besatzung von Rom deportiert. Mindestens viereinhalb Tausend Juden fanden in kirchlichen Einrichtungen Roms Zuflucht. 

Anlässlich des 80. Jahrestages des „Schwarzen Sabbat" findet ein Gedenkmarsch in Rom statt. Dieser wird von der Stadt Rom, der Gemeinschaft Sant'Egidio und der Jüdischen Gemeinde von Rom organisiert und unterstützt.

(vatican news)

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16. Oktober 2023, 12:14