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Robert Schuman (1886-1963) Robert Schuman (1886-1963) 

Europas Bischöfe erinnern an einen der Gründerväter der EU

Mit einem Gottesdienst erinnert die katholische EU-Bischofskommission COMECE an Politiker Robert Schuman. Die Messe findet am Montagabend in der Chapel for Europe im Brüsseler Europaviertel statt. Der 4. September ist der 60. Todestag Schumans, der als einer der Gründervater der EU gilt. Seit längerem läuft in der katholischen Kirche ein Seligsprechungsverfahren für den überzeugten Katholiken Schuman.

Mit der 1950 präsentierten Idee einer Montanunion zwischen Deutschland und Frankreich legte der gebürtige Luxemburger den Grundstein für die deutsch-französische Aussöhnung und die europäische Einigung.

Schumans Heimat lag auf der Grenze zwischen Luxemburg und Lothringen - das 1871 an das Deutsche Reich fiel. Im Ersten Weltkrieg diente er noch als Reservist im deutschen Heer. Nach der Abtrennung Elsass-Lothringens war er dann in Metz als Rechtsanwalt tätig und wurde 1919 Abgeordneter der Pariser Nationalversammlung.

Nach dem frühen Tod seiner Eltern hatte Schuman eigentlich Priester werden wollen. Doch Freunde überzeugten ihn, dass die Welt tüchtige Laien brauche; „Heilige im Straßenanzug“. So schlug der Vielbegabte eine Karriere als Jurist und Laienkatholik ein.

Viele Talente

Bereits in den 20er Jahren knüpfte Schuman ein dichtes Netz von Kontakten mit christlich-demokratischen Politikern aus ganz Europa, etwa Konrad Adenauer oder dem Italiener Alcide de Gasperi. Diese Beziehungen trugen nach 1945 Früchte. Doch zunächst geriet Schuman als Unterstaatssekretär für das Flüchtlingswesen in Gegensatz zu Petains Vichy-Regierung; im Herbst 1940 wurde er als erster prominenter französischer Politiker verhaftet. Nach seiner Flucht aus Gestapo-Haft im August 1942 versteckte sich Schuman bei Benediktinern. Er arbeitete nun im Widerstand; 1945 gründete er die Christlich-Demokratische Partei.

Zwischen 1947 und 1953 gehörte Schuman allen schnell wechselnden französischen Regierungen an - zunächst als Finanzminister, dann als Premier- und Außenminister. Gegen die Anfeindung der Gaullisten betrieb er mit Energie seine Idee der europäischen Einigung und einer deutsch-französischen Annäherung. Auch die Straßburger Konvention für die Menschenrechte und Grundfreiheiten von 1950 gilt als sein Werk.

Grundidee der Montanunion

Im Mai 1950 wurde der sogenannte Schuman-Plan vorgestellt. Der damalige Außenminister sah darin eine „Montanunion“ zwischen Frankreich und Deutschland vor, also eine behördliche Aufsicht über die Stahl- und Kohleproduktion beider Länder. Die gemeinsame Bewirtschaftung der zentralen Stoffe der Rüstungsindustrie durch die einstigen Erbfeinde war für Schuman aktive Friedenspolitik.

Dieses Instrument, das auch dem Beitritt anderer Länder offenstand, sollte zur Keimzelle der europäischen Einigung werden - die heute weit über den einst Eisernen Vorhang ausgreift. Die Stadt Aachen verlieh Schuman dafür 1958 den Karlspreis. Noch weiter reichende Elemente der Integration, etwa eine Europäische Verteidigungsgemeinschaft, scheiterten damals an nationalen Widerständen.

Nach seinem Ausscheiden als Parlamentspräsident 1960 erlitt der Junggeselle Schuman im Winter 1961 bei einem Abendspaziergang einen Herzinfarkt. Eine ganze Nacht blieb er in der Kälte liegen und erholte sich nie mehr vollständig. Am 4. September 1963 starb er mit 77 Jahren in seinem Landhaus in Scy-Chazelle bei Metz. Papst Johannes Paul II. nannte Schuman 1988 vor dem EU-Parlament ein „ewiges Vorbild für alle Verantwortlichen am Aufbau Europas“.

(kna - cs)

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03. September 2023, 10:01