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Russische Friedenstruppen evakuieren Zivilisten aus den "gefährlichsten Gebieten" von Berg-Karabach. Russische Friedenstruppen evakuieren Zivilisten aus den "gefährlichsten Gebieten" von Berg-Karabach.  (ANSA)

Berg-Karabach: Kirchenvertreter fordern Gerechtigkeit und Frieden

Die Berichte über den Angriff aserbaidschanischer Truppen auf Berg-Karabach „lenken erneut unsere Blicke mit Sorge auf diese schon so lange blutig umkämpfte Region“. Darauf weist der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Franz Lackner, hin. Der Patriarch der armenisch-katholischen Kirche, Raphael Bedros XXI. Minassian, spricht entmutigt in die Mikrofone von Radio Vatikan.

Mario Galgano und Olivier Bonnel – Vatikanstadt

Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat den Angriff Aserbaidschans auf Berg-Karabach verurteilt. „Ein Militäreinsatz, wie er nun erfolgt, trifft unweigerlich diese ohnehin schon Geschwächten und wird nichts außer Tod, Leid und Zerstörung bringen“, sagte Lackner am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur „Kathpress“.

Zum Nachhören - was Kirchenvertreter sagen

Unterdessen ist am Mittwochvormittag Medienberichten zufolge eine Feuerpause vereinbart worden. Die Armenier in Berg-Karabach hätten der Forderung Aserbaidschans zugestimmt, die Kämpfe zu beenden und ihre Waffen abzugeben, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch. Auch der armenische Sender Sputnik Armenia berichtete, es gebe eine Feuerpause. Patriarch Minassian ist aber nicht sonderlich zuversichtlich, wie er gegenüber Radio Vatikan sagt:

„Wie wir überall gehört haben, werden Erklärungen abgegeben, die nicht wirklich offiziell sind, sondern eher Täuschungen, um diese Aggression gegen dieses Volk fortzusetzen, das seit so vielen Monaten jeglicher menschlicher Hilfe und jeglicher Unterstützung der Menschenrechte beraubt wird, und leider ist das internationale Gewissen noch immer still und schläft. Ich hoffe wirklich, dass es ein positiver Akt sein wird, ein direkter aktiver Akt, um diese Aggression zu stoppen und diesen Menschen, die unbewaffnet und jeglicher menschlicher Hilfe beraubt sind, eine Gerechtigkeit zur Verteidigung dieser Gesellschaft zu geben.“

Verletzte in Berg-Karabach
Verletzte in Berg-Karabach

Durch Gewalt von der Auslöschung bedroht

Das in früheste Zeiten des Christentums zurückreichende Erbe der armenischen Kirche in Berg-Karabach sei durch diese Gewalt von der Auslöschung bedroht, warnte Lackner. Auch Patriarch Minassian fordert „eine starke internationale Aktion, um diese Aggression zu stoppen“:

„Es gibt auf der einen Seite Opfer und auf der anderen Seite die unterschiedlichen Akteure, wie die Europäer, Russen, Amerikaner und all diese großen Nationen, die zu Recht den Handel mit einem friedlichen Volk machen wollen. Wir können diesen bisherigen Weg nicht fortsetzen, und sie müssen Lösungen finden, die dem Interesse der Menschen dienen und nicht dem Interesse bestimmter Gruppen gegen andere Gruppen. Das ist Ungerechtigkeit in Perfektion.“

„Und es ist nicht richtig und nicht fair, so weiterzumachen.“

Um es ganz genau zu verstehen, präzisiert der Patriarch: Das armenische Volk werde von bestimmten Mächten instrumentalisiert. Dies sei nicht hinnehmbar, so Patriarch Minassian:

„Und dann will ich nicht glauben, dass Aserbaidschan, wie sie erklären, mit dem Einverständnis Russlands und der Türkei diesen Militärschlag vorgenommen hat. Eine solche Erklärung, die Aserbaidschan abgegeben hat, dient nur zur Rechtfertigung der Verbrechen. Und es ist nicht richtig und nicht fair, so weiterzumachen.“

Hintergrund

Berg-Karabach liegt auf aserbaidschanischem Gebiet, ist aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und hat sich in 1990er-Jahren mit Unterstützung Jerewans in einem blutigen Bürgerkrieg von Baku gelöst. 2020 gelang es dem durch Öl- und Gaseinnahmen hochgerüsteten Aserbaidschan, große Teile der Region zurückzuerobern. Der damals nach dem Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien geschlossene Waffenstillstand war trotz der dort zur Überwachung eingesetzten russischen Truppen brüchig. Zudem hat Baku monatelang den einzigen Zugang Berg-Karabachs zum armenischen Kernland blockiert. Beobachter nennen die humanitäre Lage in der Region katastrophal.

(vatican news/kap)

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20. September 2023, 12:34