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Pater Hanna Jallouf (links) bei einer Begegnung mit Papst Franziskus im Vatikan Pater Hanna Jallouf (links) bei einer Begegnung mit Papst Franziskus im Vatikan 

Neuer Vikar von Aleppo will zu Frieden und Versöhnung beitragen

Zu Frieden und Versöhnung in Syrien beitragen – darin sieht der syrische Franziskaner Hanna Jallouf eine seiner Hauptaufgaben im spannungsreichen Norden des zerrütteten Landes. Dass Papst Franziskus den Ordensmann vor wenigen Tagen zum neuen Apostolischen Vikar von Aleppo ernannte, kam für Jallouf überraschend.

„Ich bin ein kleiner Pfarrer aus einer schwierigen Gegend im Norden Syriens und hätte nie gedacht, dass der Heilige Vater mich für eine so wichtige Aufgabe auswählen würde. Hoffen wir, dass der Herr mir die Kraft gibt, dieses neue Kreuz zu tragen“, so Pater Jallouf, der seit 22 Jahren seiner Pfarrei von Knayeh in der Provinz Idlib vorsteht, aus der er selbst stammt.

Gläubige in verschiedene Fraktionen gespalten

Während viele Christen und Priester im Zuge des Krieges geflohen sind, ist Pater Jallouf geblieben. Die Spannungen und die Not hat er hautnah miterlebt, er wurde 2014 sogar zwischenzeitlich selbst von Al-Nusra-Milizionären entführt. Christen gibt es heute in Idlib nur noch ein paar hundert, ihre Zahl sank von 10.000 auf 600. Der Krieg hat die Menschen gezeichnet, immer noch gibt es Hass und verschiedene Fraktionen, so der Franziskaner – Sympathisanten der Regierung al-Assad einerseits und Unterstützer bewaffneter Rebellengruppen andererseits.

Mit der Ernennung zum Apostolischen Vikar von Aleppo wird Jallouf fortan für die Katholiken des lateinischen Ritus in ganz Syrien zuständig sein. Die Versöhnung unter den Menschen zu fördern sei eines seiner wichtigsten pastoralen Anliegen, so der Ordensmann. Gerade als neuer Apostolischer Vikar wolle er sich bemühen, „die beiden Fraktionen zu befrieden – denn meine Gläubigen sind sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite zu finden“, so Jallouf gegenüber Radio Vatikan.

Immer wieder gibt es Spannungen und Gewalt
Immer wieder gibt es Spannungen und Gewalt

Versöhnung und Frieden fördern

Grundsätzlich hält es der syrische Franziskaner für wichtig und klug, dass sich die Kirche in Syrien „nicht in politische Fragen einmischt, sondern allein im sozialen, täglichen und aktiven Leben der Menschen wirkt“. In all den Jahren, die er im schwierigen Kontext des Krieges an der Seite der Bevölkerung verbracht hat, sei er zu dieser Überzeugung gelangt. „Wenn man sich nicht in die Politik einmischt, kann man gute Dinge erreichen“.

Als eine weitere Verpflichtung sieht der neue Vikar an, „das geistliche Leben unserer Ordensleute und Priester zu beurteilen und zu hören, was die Menschen wirklich vom neuen Apostolischen Vikar erwarten“, wie Jallouf formuliert. „All dies“, so schließt er, „wird zur Ehre Gottes und zum Wohl der Kirche geschehen“.

Notunterkünfte bei Idlib, die nach dem Erdbeben errichtet wurden
Notunterkünfte bei Idlib, die nach dem Erdbeben errichtet wurden

Hilfen für Wiederaufbau unerlässlich

Mit Blick auf die schwierige humanitäre Lage verweist der Franziskaner neben den Folgen des Krieges auch auf die Schäden des schweren Erdbebens vom vergangenen Februar, das vor allem in Idlib unzählige Dörfer verwüstete: „Da gibt es noch sehr, sehr viel zu tun“, so Pater Jallouf, der hier auch die Internationale Gemeinschaft stärker in der Pflicht sieht.

Der UN-Sicherheitsrat konnte sich derweil am Dienstag nicht auf eine Verlängerung der grenzüberschreitenden Hilfslieferungen in den Nordwesten Syriens einigen, was die humanitäre Hilfe für bis 4,4 Millionen Menschen in der Region gefährden könnte. Zahlreiche internationale Hilfsorganisationen hatten vor dem Ende des Mandats für grenzüberschreitende Hilfslieferungen gefordert, eine neue Verlängerung für zwölf Monate zu vereinbaren.

Allein über den Grenzübergang Baba Al-Hawa zur Türkei sollen laut Angaben des NGO-Forums SIRF seit den Erdbeben im Februar dieses Jahres rund 2.700 LKW mit Hilfsgütern die Grenze überquert haben. Die Vereinten Nationen erreichten monatlich rund 2,7 Millionen notleidende Menschen im Nordwesten Syriens. Damit ist nach einem Veto Russlands seit Montag vorerst Schluss.

Mit Material von Federico Piana, Vatican News

Hier zum Hören

(vatican news/pm – pr)
 

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12. Juli 2023, 13:21