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Bild von der israelischen Militäroperation in Dschenin Bild von der israelischen Militäroperation in Dschenin 

Nahost: Die Forderung nach Waffenstillstand in Dschenin

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbsichof Pierbattista Pizzaballa, hat einen Waffenstillstand für das unter israelischem Beschuss stehende Dschenin gefordert.

„In den vergangenen zwei Tagen war die Stadt Dschenin einer beispiellosen israelischen Aggression ausgesetzt, die auch unserer Lateinischen Gemeinde in Dschenin großen Schaden zugefügt hat“ hießt es in einer am Dienstag verbreiteten Stellungnahme des italienischen Franziskaners.

Er hoffe auf einen Dialog um „künftige ungerechtfertigte Angriffe auf die Bevölkerung“ zu verhindern, so Pizzaballa. Auf durch das arabisch-christliche Portal „Abouna.org“ verbreiteten Bildern sind zerstörte Fensterscheiben und Brandschäden an der Kirche zu sehen. Eine christliche Quelle berichtete, dass rund 500 Christen in Dschenin leben.

Gegenüber Vatican News sagte Pizzabella am 4.Juli: „Wir assistieren zum wiederholten Mal – es ist nicht das erste Mal und ich fürchte, auch nicht das letzte Mal- einer militärischen Operation im Norden von Samarien“.  Die Operation sei gegen einige „ausharrende palästinensische Zellen“ gerichtet, die bewaffneten Widerstand leisten.

„Wir wissen, dass es sich nur um vorläufige Lösungen handelt“ fügte er hinzu.

„Wir wissen, dass es sich nur um vorläufige Lösungen handelt“

Widerstandszellen entstünden immer wieder, wenn man die strukturellen Probleme nicht löse.

Als erstes müsse hierbei „das der Würde und Freiheit und Selbstbestimmtheit des palästinensischen Volkes mit einem eigenen Staat“ angegangen werden. Andernfalls „werden diese vorläufigen und so schmerzlichen Situationen mit vielen Opfern auf der einen, wie auf der anderen Seite weitergehen“.

Krisenhilfe für die Fliehenden

Die Lateinische Pfarrei in Zebadeh öffnete unterdessen ihre Kirche für Fliehende aus dem unter den Angriffen leidenden Gebieten. Entsprechende Twitterberichte wurden durch Vikar Louis Salman auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigt.

Allerdings sei Zebadeh bisher für die Fliehenden nicht erreichbar gewesen, weshalb sie in Häusern und Geschäften in Dschenin Schutz suchten.

Berichten des stellvertretenden Gouverneurs von Dschenin, Kamal Abu Aroub, gegenüber Radio al-Schams zufolge, seien rund 3.000 Menschen auf der Flucht aus dem Flüchtlingslager. Schätzungsweise leben ca. 15.000-20.000 Menschen in dem Lager.

Laut der palästinensischen Nachrichtenagentur „Wafa“ wurde am Dienstag zu einem Generalstreik für die palästinensischen Gebiete aufgerufen. Durch die israelische Abriegelung der Stadt warnte der Chef der Handelskammer Dschenin, Ammar Abu Bakr, unterdessen vor Nahrungsmittel- und Medikamentenknappheit. Aufgrund der Verschärfung der Lage mobilisierte die UN Medienberichten zufolge bereits humanitäre Hilfe.

Israelischen Medienberichten von Dienstag zufolge kündigte der palästinensische Präsident Mahmud Abbas an, alle Beziehungen zu Israel einzustellen und auch die Sicherheitskoordination auszusetzen. Dies soll das Ergebnis einer Dringlichkeitssitzung der palästinensischen Führung in Ramallah sein.

Laut dem Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, wurden bisher rund 110 Verdächtige festgenommen. Hagari schätzte die Zahl der bewaffneten Palästinenser in dem Lager auf etwa 300. Weitere rund zehn Ziele in dem Flüchtlingslager sollten noch durchsucht werden.

Die Zahl der palästinensischen Todesopfer der umfangreichsten israelischen Militäraktion in den besetzten palästinensischen Gebieten seit Jahren stieg unterdessen laut Medienberichten auf zehn. Weitere rund 100 Menschen wurden teils schwer verletzt.

Die Geschehnisse in Dschenin


Israel hatte in der Nacht zu Montag eine Luft- und Bodenoffensive mit mehr als 1.000 Soldaten auf das Lager begonnen, das es als „Terroristenhochburg" bezeichnete. Ziel war das Hauptquartier der terroristischen Gruppe „Dschenin-Bataillon", das nach Armeeangaben „als Beobachtungsposten, als Treffpunkt für bewaffnete Terroristen vor und nach terroristischen Aktivitäten, als Waffen- und Sprengstofflager und als Kontakt- und Kommunikationszentrum für die Aktivisten" sowie als „Unterschlupf für gesuchte Aktivisten" genutzt werde.

Unterdessen sind bei einem mutmaßlichen Terroranschlag in Tel Aviv am Dienstagmittag mehrere Personen verletzt worden. Israelische Medien berichteten von fünf bis zehn Verletzten, drei von ihnen seien in kritischem Zustand. Demnach lenkte ein Fahrer sein Fahrzeug in eine Menschenmenge. Er soll danach außerdem eine Person mit einem Messer angegriffen zu haben und wurde offenbar von einem bewaffneten Zivilisten erschossen.

(kap/kna/vatican news - md)

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04. Juli 2023, 16:29