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Der FAO-Gipfel zu Ernährungssystemen tagte von Montag bis Mittwoch in Rom Der FAO-Gipfel zu Ernährungssystemen tagte von Montag bis Mittwoch in Rom  (ANSA)

FAO-Gipfel: „Hunger von Millionen von Menschen ist skandalös"

Seit Montag tagte in Rom der FAO-Gipfel über Welternährungssysteme, der an diesem Mittwoch zu Ende geht. UN-Generalsekretär Antonio Guterres prangerte in seiner Eröffnungsansprache erneut den Skandal an, dass in einer „Welt des Überflusses" Millionen von Menschen sterben oder an Hunger leiden. Für eine Umwandlung der Ernährungssysteme brauche es bis 2023 viertausend Milliarden Dollar, so FAO-Generaldirektor Qu Dongyu.

 


Alessandro Di Bussolo und Christine Seuss - Vatikanstadt

„Die Nahrungsmittelsysteme der Welt liegen in Trümmern, und Millionen von Menschen zahlen den hohen Preis“: In seiner Eröffnungsansprache beim FAO-Gipfel nahm der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, kein Blatt vor den Mund. Es sei ein „Skandal“, wenn es in einer „Welt des Überflusses“ mit Millionen von fettleibigen Menschen zwei Milliarden Arme gebe, ebenso wie drei Milliarden, die sich keine gesunde Ernährung leisten können, so die Klage des UNO-Vertreters. Die Verluste und die Verschwendung sollten durch ein besseres Management der Nahrungsmittelsysteme zur Begrenzung der Ungleichheiten und durch einen Schuldenerlass für mehrere Länder bekämpft werden.

Umweltverschmutzung und Klimawandel

Die Art und Weise, wie Lebensmittel heute produziert, verteilt und konsumiert werden, ist für Umweltverschmutzung und Klimawandel verantwortlich, betonte der UN-Generalsekretär. Unter den derzeitigen Bedingungen genüge „ein neuer Schock, um ganze Bevölkerungen in den Hunger zu treiben“, wie etwa die Nichtverlängerung des Abkommens über ukrainische Getreideexporte. Er wiederholte in diesem Zusammenhang seinen Appell an Russland, seine „unglückliche Entscheidung“, das Abkommen zu blockieren, rückgängig zu machen. Ein Appell, der am Rande der Konferenz die Zustimmung des italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella fand. Dieser hatte bei einem Gespräch mit Guterres Putins Entscheidung als „eine sehr schwerwiegende Entscheidung mit sehr schwerwiegenden Folgen für die Bevölkerungen vieler Länder“ bezeichnet.

Qu Dongyu: Umgestaltung wird vier Billionen Dollar kosten

„Wir müssen die Transformation der Lebensmittelsysteme beschleunigen, um sie nachhaltiger und widerstandsfähiger zu machen“, appellierte seinerseits der Generaldirektor der FAO, Qu Dongyu, auf der Eröffnungsplenarsitzung des Food Systems Summit +2. „Die FAO ist der Meinung, dass wir uns auf bereichsübergreifende Beschleuniger konzentrieren müssen“, erklärte er mit Blick auf die Bereiche Wissenschaft und Innovation, Digitalisierung, Finanzen und Governance.

„Um die Agrar- und Ernährungssysteme zu verändern, müssen wir bis 2030 4.000 Milliarden Dollar (vier Billionen Dollar) in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen investieren“, fügte Qu hinzu, der einräumte, dass dies „eine enorme Summe“ sei. Die Verringerung der geschlechts- und einkommensbedingten Unterschiede in der Agrar- und Ernährungswirtschaft „kann das BIP um 100 Milliarden Dollar erhöhen und die Ernährungsunsicherheit um zwei Prozentpunkte und die Zahl der Menschen ohne sicheren Zugang zu Nahrungsmitteln um 45 Millionen verringern“, so die Überzeugung des Generaldirektors.

Dazu sei es notwendig, „sich auf die Wissenschaft zu konzentrieren, weniger Ressourcen zu verbrauchen und die Klimaresistenz gegenüber Hitze und Dürre zu erhöhen, um die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, die eine Milliarde Menschen mehr ernähren könnte“. Von grundlegender Bedeutung ist für Qu schließlich „eine integrierte öffentliche Finanzierung“, um den Landwirten den Zugang zu Finanzinstrumenten zu erleichtern, sowie eine neue synergetische und koordinierte Governance.

Malteserorden im Einsatz für humanitäre Hilfe

Am zweiten Tag des Gipfels sprach auch der Großkanzler des Malteserordens, Riccardo Paternò di Montecupo. Dabei betonte er die „zutiefst negativen Auswirkungen“ des anhaltenden Konflikts in der Ukraine auf die Ernährungssicherheit, insbesondere in Afrika, und teilte die „tiefe Besorgnis so vieler Länder über die durch den Konflikt verursachte Unterbrechung der Wertschöpfungsketten von Getreideprodukten und anderen wichtigen Nahrungsmitteln“. Aus diesem Grund sei „der Malteserorden der Ansicht, dass eine rasche Reaktivierung des von den Vereinten Nationen geförderten Abkommens dringend erforderlich ist“, schlug er in dieselbe Kerbe wie Guterres.

In seiner Rede erinnerte Riccardo Paternò di Montecupo aber auch an die zahlreichen Projekte, an denen der Malteserorden in Afrika, im Nahen Osten und in verschiedenen Ländern Lateinamerikas aktiv beteiligt ist. Viele dieser Projekte zielten darauf ab, den lokalen landwirtschaftlichen Anbau zu unterstützen, die Unterernährung von Müttern und Kindern zu bekämpfen, landwirtschaftliche Fachkräfte auszubilden sowie die Widerstandsfähigkeit und die Ernährungsgewohnheiten und -standards der einkommensschwächsten Bevölkerungsschichten zu verbessern.

Mit Blick auf den Konflikt in der Ukraine betonte der Großkanzler, dass der Malteserorden „Zehntausende von Flüchtlingen, vor allem in der Ukraine und in den Nachbarländern“, unterstützt und „über ein sehr umfangreiches Netz von Sozialkantinen Soforthilfe für die am stärksten gefährdeten Gruppen in vielen Ländern“ geleistet habe. Im Namen des Malteserordens bekräftigte der Großkanzler dessen Bereitschaft, aktiv mit den UN-Institutionen und Organisationen der Zivilgesellschaft für humanitäre Belange zusammenzuarbeiten.

Ehrgeizige Ziele in immer weiterer Ferne

Ziel des Food System Summit 2023 ist es, das Ziel der Agenda 2030 „Zero Hunger“ zu erreichen, indem konkrete Maßnahmen und Verantwortlichkeiten zu Papier gebracht werden.

Über 2.000 Teilnehmer aus 161 Ländern nahmen an den dreitägigen Arbeiten in Rom teil, die an diesem Mittwoch zu Ende gingen. Unter ihnen befanden sich 22 Staats- und Regierungschefs. An der Eröffnungsfeier am 25. Juli nahmen die italienische Premierministerin Giorgia Meloni und UN-Generalsekretär António Guterres teil.

(vatican news/pm)

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26. Juli 2023, 14:16