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Katholische Schwestern lassen im Friedenspark von Imjingak Luftballons ins Taubenform in den Himmel steigen (Archivbild vom 27.6.2019) Katholische Schwestern lassen im Friedenspark von Imjingak Luftballons ins Taubenform in den Himmel steigen (Archivbild vom 27.6.2019) 

Südkorea: Tag des Friedens und der Versöhnung im Zeichen von Spannungen

Angesichts der Gefahr einer Eskalation des Krieges auf der koreanischen Halbinsel wird am 25. Juni der Tag des Friedens und der Versöhnung begangen – in der Hoffnung auf eine Wiederaufnahme des Dialogs.

„Das Jahr 2023 markiert den 70. Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstands des Koreakrieges (1950-1953). Der Krieg, der Millionen von Menschenleben gekostet hat, ist noch nicht offiziell beendet. Diese nicht beendete Konfrontation ist immer noch die Hauptursache für die gegenwärtige Bedrohung des Friedens. Deshalb kommen wir nicht umhin, am Gebetstag für Versöhnung und nationale Einheit tiefer über unseren Aufruf zum Frieden nachzudenken.“

So heißt es mit Blick auf den Gebetstag für Versöhnung und nationale Einheit am 25. Juni in der gemeinsamen Botschaft des „Komitees für nationale Versöhnung“ und der „Kommission für Gerechtigkeit und Frieden“ der koreanischen Bischöfe. Die katholischen Gläubigen im ganzen Land werden sich auch vom 17. bis zum 25. Juni mit einer Gebetsnovene auf den Tag vorbereiten.

Erneut schwere Krise

In der von den beiden bischöflichen Gremien herausgegebenen Erklärung heißt es weiter besorgt, dass der „Konflikt zwischen den beiden Koreas“ nicht neu sei,  „weil der Krieg nicht wirklich beendet wurde“; doch stehe man in diesen Tagen „erneut vor einer schweren Krise“: „Dies geschieht, weil das Argument, dass nur Gewalt den Frieden erhalten kann, immer mehr an Boden gewinnt. Die Raketentests Nordkoreas gehen weiter, und die Militärübungen Südkoreas und der Vereinigten Staaten als Reaktion darauf sind ebenfalls eindrucksvoll. Der Dialog über eine friedliche Lösung ist schon lange nicht mehr möglich, während der Teufelskreis der bewaffneten Proteste, eine Sackgasse, weitergeht. Aufgrund der gestörten Kommunikation zwischen den beiden koreanischen Staaten besteht zudem die ernsthafte Gefahr eines unbeabsichtigten bewaffneten Konflikts. Experten sprechen sogar von Kriegsgefahr und befürchten eine Zunahme der militärischen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel.“

USA versprechen Rückendeckung

Nach Ansicht der beiden Kommissionen ist das von den nordkoreanischen Behörden im September letzten Jahres verabschiedete „Dekret über die Politik der nuklearen Streitkräfte“ eine Art Indikator für das Ausmaß der militärischen Krise. In dem neuen Gesetz heißt es, dass „ein präventiver Nuklearschlag durchgeführt werden kann, wenn ein feindlicher Angriff als unmittelbar bevorstehend angesehen wird und wenn er aus operativen Gründen als unvermeidbar gilt“. „Als Reaktion auf diesen Erlass hat die südkoreanische Regierung auf eine stärkere ,erweiterte Abschreckung‘ durch die Vereinigten Staaten gedrängt, und die jüngste Washingtoner Erklärung, die von den Führern der Vereinigten Staaten und Südkoreas in Umlauf gebracht wurde, wird als klares Versprechen der Vereinigten Staaten gewertet, die Sicherheit Südkoreas zu gewährleisten“, heißt es in dem Text weiter.

„Wenn Atomwaffen erst einmal eingesetzt sind, gibt es kein Zurück mehr...“

Mit Blick auf die Gefahr einer Eskalation heißt es in der Botschaft: „Das Versprechen des US-Präsidenten, ,im Falle eines nordkoreanischen Atomangriffs mit US-Atomwaffen zu antworten‘, schürt unsere Besorgnis weiter. Denn wenn Atomwaffen erst einmal eingesetzt sind, gibt es kein Zurück mehr, und Nordkorea erklärt, dass es noch leistungsfähigere Atomwaffen und Raketen entwickeln wird, während es gleichzeitig gegen die Washingtoner Erklärung des Korea-US-Gipfels protestiert. Die Machtkonfrontation verschärft sich von Tag zu Tag.“

Waffen bringen keinen Frieden

Um einen Krieg zu verhindern und die militärischen Spannungen abzubauen, muss ein „ernsthafter und bewusster Dialog wieder aufgenommen werden“, heißt es in der Erklärung: „Auch wenn es ein langer und mühsamer Weg ist, dürfen wir unsere Bemühungen um den Frieden auf der koreanischen Halbinsel nicht aufgeben. Denn Gott ,hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung anvertraut‘ (2 Kor 5,18). Deshalb glauben wir Gläubigen nach dem Vorbild Christi, dass das Bemühen um Vergebung und Versöhnung wichtiger ist als alles andere, und wir sind zuversichtlich, dass wahrer Frieden durch gegenseitiges Vertrauen und Vergebung erreicht werden kann. Begegnungen, Dialog und das Bemühen um gegenseitiges Verständnis sind der Weg zum Frieden, nicht aber High-Tech-Waffen oder militärische Macht“.

Messe am Jahrestag

Die koreanische Kirche erinnert daran, dass am 27. Juli, dem 70. Jahrestag des Waffenstillstandsabkommens, in der Kathedrale von Myeongdong, dem Sitz der Erzdiözese Seoul, eine besondere Messe zum Gebet für den Frieden stattfinden wird. Bei dieser Messe, die vom Nationalen Versöhnungskomitee und der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der Bischofskonferenz organisiert wird, wird die katholische Gemeinschaft in Korea intensiv dafür beten, „dass auf der koreanischen Halbinsel ein echter Dialog für den Frieden beginnt. Der Herr, der den Tod besiegt hat und auferstanden ist, hat uns den wahren Frieden versprochen. Lasst uns alle zusammen beten, damit wir diesen Frieden genießen können“.

(fides - cs)

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09. Juni 2023, 10:42