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In einem Flüchtlingscamp in al-Suwar bei Wad Madani im Sudan In einem Flüchtlingscamp in al-Suwar bei Wad Madani im Sudan  (AFP or licensors)

Sudan: Sorge vor einem Bürgerkrieg

Die „International Crisis Group“ (ICG) blickt mit großer Sorge auf die Kämpfe im Sudan. „Der bittere Konflikt im Herzen von Khartum und anderswo im Land könnte einen der größten Staaten Afrikas in den Kollaps treiben.“

Das steht in einer Analyse, die die Denkfabrik am Donnerstag auf ihrer Internetseite veröffentlichte. Die Auseinandersetzung zwischen dem Militär und der RSF-Miliz drohe zu einem „diffuseren Bürgerkrieg“ zu werden, den die Anführer der beiden streitenden Parteien nicht mehr zu beenden vermöchten.

„Die Sudanesen zahlen einen unerträglichen Preis“, so die ICG. Auch andere Staaten in der Region und weit darüber hinaus würden die negativen Auswirkungen eines Staatsverfalls im Sudan zu spüren bekommen. Das Land drohe zu einer „Oase für Dschihadisten, Söldner und Schmuggler“ zu werden.

„Oase für Dschihadisten, Söldner und Schmuggler“

Die Denkfabrik ruft zu verstärkten diplomatischen Bemühungen um ein Ende der Kämpfe im Sudan auf. Dabei sei vor allem die Afrikanische Union gefragt.

Auf der Flucht
Auf der Flucht

Die vom deutschen Göttingen aus operierende „Gesellschaft für bedrohte Völker“ weist derweil auf ethnische Säuberungen im sudanesischen Darfur hin. RSF-Einheiten hätten El Fasher, die größte Stadt in Darfur, eingekreist; die wichtigsten Straßen, die aus der Stadt hinausführten, seien blockiert. „Nach Angaben von Quellen vor Ort ist die sudanesische Armee in höchster Alarmbereitschaft und befiehlt Zivilisten, aus den Außenbezirken der Stadt ins Stadtzentrum zu kommen, um sich dort zu verteidigen.“

Ethnische Säuberungen

Erst vor wenigen Tagen sei El Geneina weiter östlich in Darfur eingekreist worden. Dort hätten RSF-Einheiten offenbar hunderte Zivilisten getötet, Häuser zerstört und tausende Menschen vertrieben. Ein ähnliches Szenario sei nun in El Fasher zu befürchten.

Aus El Geneina berichteten Aktivisten, sie hätten die ersten 500 Leichen identifiziert. Hunderte weitere lägen noch auf den Straßen, in Moscheen und Privathäusern. Seit der vergangenen Woche werde dort über ethnische Säuberungen an den Masalit berichtet, einer großen ethnischen Gruppe in Darfur. Verschiedene Organisationen und auch die Vereinten Nationen warnen vor einem erneuten Völkermord.

Mindestens 2.000 Tote

Seit dem 15. April 2023 bekämpfen sich die RSF und die reguläre Armee des Sudan. Deshalb ist heute mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zivilisten sind täglicher Gewalt ausgesetzt, alte Menschen und Kinder verhungern, sind in Heimen und Krankenhäusern der Gewalt der Bewaffneten ausgeliefert.

Laut Angaben der Vereinten Nationen wurden bereits rund 2.000 Menschen getötet, die Dunkelziffer liegt höher. Über 2,5 Millionen Menschen sind auf der Flucht innerhalb und außerhalb des Landes. Während anfangs die Kämpfe auf die Hauptstadt Khartum konzentriert waren, haben sie sich in den letzten Wochen in mindestens sechs Regionen ausgeweitet.

(icg/gfbv – sk)
 

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23. Juni 2023, 10:17