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Nuntius in Slowakei: Papst von seinen Wurzeln her verstehen

Der Papst-Botschafter in Bratislava, Nicola Girasoli, hat sich in einem Podcast-Interview mit Vertretern der Fokolar-Bewegung über Papst Franziskus, den Synodalen Prozess und die Kirche in der Slowakei geäußert.

Man müsse den Papst von dessen Erfahrungen in Lateinamerika her verstehen, wo es viel weniger Priester gebe als in Europa, sagte er. Weil dies übersehen wurde, seien in die Amazonien-Synode 2019 falsche Hoffnungen etwa bezüglich der Weihe verheirateter Männer gesetzt worden, so Girasoli. Der 65-jährige aus Apulien stammende Erzbischof gehört zu jenen Vatikandiplomaten mit weltkirchlichen Erfahrungen, die der Papst mit Vorliebe in die postkommunistischen Länder entsendet. Vor seinem Amtsantritt in der Slowakei 2022 war Girasoli Nuntius in Peru, zuvor in den Staaten der Karibik.

Zum Unterschied von Lateinamerika oder Afrika, wo sich ein Priester um mehrere Pfarren kümmern muss, müsse er sich in der Slowakei auf die Abhaltung der zahlreichen gut besuchten Gottesdienste konzentrieren, wurde Girasoli in dem Interview auf der Website „nm.sk“ zitiert. Die „übermäßige Anwesenheit der Priester“ sei zwar schön, bringe aber auch Schwierigkeiten mit sich. Man könne sogar sagen, „dass die Präsenz der Priester die Teilnahme der Gläubigen einschränkt“. Die Kirche denke jedoch auch an die Zukunft, denn „später einmal, wenn die Priester fehlen werden“, werde man die Laien einbeziehen müssen.

Es sei eines der Ziele des Synodalen Prozesses, die Laien und besonders die Frauen darauf vorzubereiten. Eine der Vorbedingungen dafür sei die Auffindung von Bischöfen, „die über Erfahrungen und Kompetenzen sowohl im institutionell-kanonischen als auch im pastoralen Bereich verfügen“. Er selber sei „in der Phase der Suche, gemeinsam mit den Bischöfen, aber auch den Priestern und Laien“, schilderte der Nuntius. Die Slowakei-Visite von Franziskus im September 2021 habe vieles in Bewegung gesetzt. Man dürfe sich aber nicht mit „Gedenkfeiern an den Papstbesuch“ begnügen, sondern es müssten konkrete Zeichen der Offenheit gesetzt werden. Auch Kritiker müssten angehört werden.

„Hauptrolle der Laien“

Die Evangelisierung und Weitergabe des Glaubens sei eine „Hauptrolle der Laien“, so Girasoli. Den Bischöfen und Priestern komme es zu, sie dabei zu begleiten. Bedenken gegenüber dem Synodalen Prozess, wonach dieser eine Tendenz der Angleichung an die Welt habe, seien nicht angebracht. Der Prozess sei „unausweichlich, mag man es nun wollen oder nicht“, sagte der Nuntius.

Es gehe um die „Umkehrung einer Pyramide“, bei der die Autorität herabsteigen müsse und in der Mitte mitgeht. Darin unterscheide sich Autorität in der Kirche von ziviler Autorität, so Girasoli. „Autorität in der Kirche ist Dienst. Deshalb muss der Dienst der Macht in die Macht des Dienstes umgewandelt werden. Das ist sehr wichtig und wird einige Zeit in Anspruch nehmen.“

Die Kirche in der Slowakei sei „aus mehrfachen historischen Gründen noch immer sehr abhängig vom Staat“, merkte der Nuntius weiter an. Von diesem Weg müsse sie sich „schrittweise entfernen“. Und überwinden müsse sie auch die „Furcht ins öffentliche Leben einzugreifen“. Dazu bedürfe es einer gewissen „Elastizität, die von Vorurteilen befreit und zum Respekt und tatsächlichen Dialog führt“.

(kap – pr)
 

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05. Mai 2023, 12:09