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Kreuz über den Massengräbern von Butscha bei Kyiv Kreuz über den Massengräbern von Butscha bei Kyiv  (AFP or licensors)

Bischof von Kyiv: „Wir kämpfen gegen den Hass“

Einerseits ist er sehr dankbar dafür, dass sich „die kirchlichen Kräfte aus der ganzen Welt zusammengeschlossen haben, um der Ukraine zu helfen“. Aber andererseits weist Bischof Vitaly Kryvitsky darauf hin, dass diese Hilfe eine Langzeit-Aufgabe sein wird.

Kryvitsky ist der lateinische Bischof von Kyiv und Zhytomyr. In unserem Interview weist er darauf hin, dass die Menschen in seinem Land vor enormen Herausforderungen stehen, die sie viele Jahre lang in Atem halten werden.

„Vor allem besteht die Aufgabe der Kirche heute wohl darin, die Menschen nicht im Krieg untergehen zu lassen. Es geht darum, die Menschen davor zu bewahren, das Fundament zu verlieren, auf dem sie ihre gesamte Existenz aufbauen. Wir kämpfen gegen die Wut und den Hass, die von außen über uns gekommen sind, und wir tun alles, um zu verhindern, dass sie in unseren Herzen, in unserem Inneren Wurzeln schlagen. Gleichzeitig erleben wir, dass die Spannungen zwischen den Menschen und den verschiedenen Schichten unserer Gesellschaft zunehmen. Viele Menschen sind des Krieges müde, und ihre Reaktion ist nicht immer angemessen. Aber wir haben nicht das Recht, zuzulassen, dass unsere Herzen von Wut oder gegenseitigem Misstrauen beherrscht werden.“

Immer mehr Spannungen in den Familien

Der Bischof der ukrainischen Hauptstadt weist auf die vielen Binnenflüchtlinge in der Ukraine hin. Sie bräuchten grundlegende materielle Unterstützung, denn staatliche Subventionen reichten nicht aus für Menschen, die ihres gesamten Besitzes beraubt wurden. Darüber hinaus müssten sie aber auch auf menschlicher und sozialer Ebene gut aufgenommen werden, damit sie sich an ihrem neuen Wohnort tatsächlich integrieren können, so der Bischof. Die gesamte Gemeinschaft stehe vor „sehr großen Herausforderungen“.

Interview mit Bischof Kryvitsky von Kiew über Krieg in Ukraine - Radio Vatikan

„Wir sehen auch, wie sich in unseren Familien Spannungen aufbauen. Sehr oft hängt das damit zusammen, dass Familien getrennt werden, wenn ein Mann im Land, in der Ukraine, bleibt und beispielsweise seine Frau und seine Kinder ins Ausland gehen. Im letzten Jahr haben diese beiden Teile einer Familie ein völlig unterschiedliches Leben geführt. Unsere Aufgabe ist es, die Einheit zwischen denen herzustellen, die einst vor dem Altar, durch die Ehe, vereint wurden und heute durch den Krieg getrennt sind. Natürlich geht es hier um Herausforderungen, die wir in den nächsten Jahren nicht bewältigen können. Selbst wenn der Krieg heute endet, wird er noch Jahrzehnte andauern.“

Eine Bitte an die Medien

Bischof Krywicki hat auch noch etwas auf dem Herzen, was die Berichterstattung über den Krieg aus der Ukraine betrifft. Natürlich gehe es darum, die Wahrheit zu sagen – aber gleichzeitig müsse auch der Schmerz der Menschen respektiert werden. Zum Glück machten „die meisten Medienleute ihre Arbeit richtig“, sagt Krywicki diplomatisch.

(vatican news – sk)
 

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07. Mai 2023, 10:25