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Ein Fan von König Charles in einer Warteschlange am Londoner Boulevard The Mall am Freitag Ein Fan von König Charles in einer Warteschlange am Londoner Boulevard The Mall am Freitag  (AFP or licensors)

Krönung von Charles III.: Unser Interview mit Botschafter Trott

Er ist zwar nicht der Agent, aber dafür der Botschafter Seiner Majestät: Christopher Trott vertritt Großbritannien beim Heiligen Stuhl. Und er glaubt, dass sich die beiderseitigen Beziehungen unter Charles III. hervorragend entwickeln werden.

Schon der Auftakt ist vielversprechend: Kein Geringerer als Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, die Nummer zwei des Vatikan, wird am Samstag an der Krönung von Charles und Camilla in der Westminster Abbey teilnehmen.

„Wir sind sehr aufgeregt, dass Kardinal Parolin in London dabei sein wird“, so Trott im Interview mit Radio Vatikan. „Und als Geschichtsfanatiker bin ich besonders aufgeregt darüber, dass es das erste Mal seit 1553 ist, dass ein päpstlicher Vertreter bei der Krönungszeremonie anwesend sein wird. Die letzte Krönung, Elisabeth II. im Juni 1953, fand noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil statt. Der Vatikan wollte damals nicht, dass Mitglieder der katholischen Kirche an einer solchen Zeremonie einer anderen christlichen Konfession teilnehmen. Darum musste die Delegation, die der Vatikan schickte, die Zeremonie von einer eigens errichteten Tribüne außerhalb der Westminister Abbey mitverfolgen. Die Türen gingen zu, und sie blieben draußen.“

Botschafter Trott während unseres Interviews
Botschafter Trott während unseres Interviews

Eine Frucht des Konzils

Die Anwesenheit eines päpstlichen Vertreters innerhalb der Westminster Abbey bei Charles‘ Krönung sei also gar nicht auf die Politik der britischen Regierung zurückzuführen, unterstreicht der Botschafter: Vielmehr sei sie eine Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils und seiner ökumenischen Öffnung. Das britische Staatsoberhaupt, nach Elisabeth nun Charles, ist auch weltliches Oberhaupt der anglikanischen „Kirche von England“ sowie der „Kirche von Schottland“.

Kardinal Parolin und an seiner Seite wohl der neu ernannte päpstliche Nuntius in Großbritannien werden am Samstag dem öffentlichen Teil der Zeremonie beiwohnen - also zusehen, wie dem König und der Königin jeweils die Krone aufgesetzt wird. Aber wahrscheinlich, so der Botschafter, werden sie die Salbungszeremonie nicht miterleben, die ein sehr privater Ritus ist.

Franziskus 2020 mit Queen Elisabeth II.
Franziskus 2020 mit Queen Elisabeth II.

Salbung mit Öl aus Jerusalem

Der neue König nimmt, wie Botschafter Trott betont, seine Aufgabe für die anglikanische Kirche sehr ernst. „Wir haben ja erlebt, wie der König in seiner ersten Fernsehansprache versprochen hat, sich um die kirchlichen Belange zu kümmern… Beim Ritus der Salbung wird nicht nur das Haupt, sondern auch die Brust mit heiligem Öl aus Jerusalem bestrichen. Das ist sozusagen der heiligste Teil der Zeremonie; das Öl ist geweiht, wie für eine Priesterweihe. Es erinnert den König an die Verantwortung, die er nicht nur dem Volk, sondern Gott gegenüber trägt. Unter seinen vielen Titeln hat er ja auch den eines ‚Verteidigers des Glaubens‘, und man würde diesen Titel unterschätzen, wenn man ihn rein als historischen Titel einordnen würde. Symbolisch wird Charles als Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England angesehen, und technisch gesehen wird ein Erzbischof der Kirche von England daher vom König ernannt. Aufgrund der spezifischen Beziehung zwischen Staat und Kirche erfolgt die Ernennung eines Erzbischofs, insbesondere des Erzbischofs von Canterbury, auf Empfehlung des Premierministers an den Monarchen.“

Zur Krönung von Charles III.: Interview von Radio Vatikan mit dem britischen Botschafter beim Heiligen Stuhl

Auch für Charles' Mutter, Königin Elisabeth II., habe der Glaube eine wichtige Rolle bei ihrer Regierungstätigkeit gespielt, so der Botschafter. Trott glaubt, dass es jetzt auch unter Charles so sein wird.

Trott mit Papst Franziskus
Trott mit Papst Franziskus

Krönung in einer Multikulti-Gesellschaft

„Es war tatsächlich ziemlich frappierend und wurde auch hier im Vatikan wahrgenommen, dass er in seiner ersten Ansprache an sein Volk, am Tag nach dem Tod der Königin im September, auf die Tatsache verwiesen hat, dass für seine Mutter der Glauben die Grundlage gewesen sei für alles, was sie tat. Charles hat sich bei dieser Gelegenheit auch verpflichtet, auf der gleichen Basis zu arbeiten. Und es ist bekannt, dass er einen starken persönlichen Glauben hat. Auch wenn er immer daran interessiert war, anderen Religionen die Hand zu reichen, ist sein Glaube in seiner christlichen Erziehung und seiner Rolle als Oberhaupt sowohl der Kirche von England als auch der Kirche von Schottland begründet.“

Trott findet, es werde am Samstag interessant sein zu sehen, welche Art von Anerkennung der multireligiösen Gesellschaft des Landes während der Krönungszeremonie erfolgen werde. Die Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Vereinigten Königreich nennt der Diplomat herzlich und fruchtbar; so hätten sie sich unter der Queen entwickelt, und so werde es sicher auch unter Charles III. weitergehen.

Das Kreuz von Wales
Das Kreuz von Wales

Ein Kreuzessplitter für den Monarchen

„König Charles ist in seinem Leben schon drei Päpsten persönlich begegnet, und ich erwarte, dass die Beziehung in gegenseitigem Respekt fortgesetzt wird. Es war übrigens eine wirklich beeindruckende Geste von Papst Franziskus im Vorfeld der Krönung, ihm einen Splitter des wahren Kreuzes zu schenken. Dieses Geschenk ist in ein wunderschönes walisisches Kreuz eingearbeitet worden, mit dem die Krönungsprozession in die Westminster Abbey geleitet wird. Es gibt also jetzt schon ein Gefühl des gegenseitigen Respekts, das auf höchster Ebene weitergeführt werden wird.“

Bei der Krönung von Charles und Camilla wird – auch das ist eine historische Premiere – auch der katholische Erzbischof der Westminster Cathedral zugegen sein. Das Gebäude liegt in Sichtweite der Westminster Abbey. Kardinal Vincent Nichols hat sich den Ablaufplan der Feier von diesem Samstag genau angesehen und spricht in einem Beitrag für den Osservatore Romano von einer „zutiefst christlichen Zeremonie“. Geschichte und Innovation gingen dabei ebenso eine geglückte Mischung ein wie Musik, gesprochenes Wort und stilles Gebet

„Gott segne König Charles“, schreibt der Kardinal

„Unsere Geschichte ist von unserer religiösen Geschichte zutiefst geprägt“, so Nichols. „Bis um 16. Jahrhundert waren Krönungen katholisch. In den letzten vierhundert Jahren war es ein Dienst der ‚Kirche von England‘, und das ist auch diesmal der Fall. Doch viele Aspekte der Veranstaltung bezeugen und stärken diesmal die stark veränderten“ – lies: verbesserten – „Beziehungen zwischen unseren Kirchen.“ Der Kardinal schließt sein Statement mit den Worten „Gott segne König Charles“.

Westminster Abbey am Donnerstag
Westminster Abbey am Donnerstag

(vatican news – sk)

 

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05. Mai 2023, 12:29