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Johannes Paul II. am 9. Mai 1993 in Agrigent Johannes Paul II. am 9. Mai 1993 in Agrigent 

Sizilien: Als Johannes Paul II. der Mafia die Leviten las

Die Kirche hat immer die Mafia bekämpft. „Wie könnte man Kardinal Salvatore Pappalardo vergessen, der bei der Beerdigung von General Carlo Alberto Dalla Chiesa mit Nachdruck sein und der gesamten Kirche ,Genug´ sagte“, so Bischof Antonio Raspanti, Vorsitzender der sizilianischen Bischofskonferenz (Cesi), am Montag in Agrigent bei einem Gespräch, das die Erzdiözese 30 Jahre nach dem Besuch von Johannes Paul II. in der sizilianischen Stadt organisierte.

Der frühere Kardinal von Palermo Pappalardo bezog sich auf den Mordanschlag der Mafia gegen Dalla Chiesa, berühmt für seinen Kampf gegen den italienischen Terrorismus in den 1970er Jahren. Der General und „Mafiajäger“ Dalla Chiesa wurde am 3. September 1982 in Palermo ermordet. „Wir sind gezwungen, ständig unsere Toten zu betrauern“, erinnerte der Bischof von Acireale Raspanti und fügte erneut ein ernstes „Genug“ an.

Er erinnerte auch daran, dass die die „klaren Worte“ Johannes Pauls II. aus dem Tal der Tempel in Agrigent die Perspektive verändert hätten. Der Papst sprach vor genau 30 Jahren – am 9. Mai 1993 – bei seinem Sizilienbesuch nicht mehr die Sprache, die bis dahin gesprochen wurde, sondern seine Botschaft sei evangelisch gewesen, so Raspanti. „Johannes Paul II. wandte sich nicht an die Mafia als solche, sondern an die Personen, an das Volk, und er tat dies mit demselben Wort, mit dem Jesus seine Predigt begann: Bekehrt euch!“, erinnerte Bischof Antonino Raspanti von Acireale und Vorsitzender der sizilianischen Bischofskonferenz (Cesi), in Agrigent bei dem Gespräch, das die Erzdiözese 30 Jahre nach dem Besuch von Johannes Paul II. in der sizilianischen Stadt und seinem Anathema gegen die Mafia organisiert hatte.

Gäste aus Rom und Brüssel

Neben Bischof Raspanti sprachen Giuseppe Pignatone, Präsident des Gerichts des Vatikanstaates, und Caterina Chinnici, Richterin und Mitglied des Europäischen Parlaments, Tochter von Rocco Chinnici. Dieser war ein italienischer Staatsanwalt und Ermittlungsrichter. Er trat besonders durch die Bekämpfung der Mafia in Erscheinung und wurde 1983 durch ein Attentat mit einer Autobombe ermordet.

Unter der Moderation des Vatikan-Korrespondenten Fabio Marchese Ragona sprachen sie darüber, wie sich die Mafia verändert habe und welchen Weg die Kirche seit dem Besuch Johannes Pauls eingeschlagen habe. „Was jeder als die Verurteilung der Mafia durch Johannes Paul II. in Erinnerung hat, war in Wirklichkeit mehr“, sagte Bischof Raspanti. „Es war eine Ankündigung der Verurteilung und der Erlösung zugleich: Du, ein Kind Gottes, wenn du dich weiterhin so verhältst, wirst du mit einer Verurteilung konfrontiert, aber für dich kann es Erlösung und Rettung geben. Und das war für die Mafiosi ein sehr ernster Eingriff, gerade wegen dieser Verbindung zur Religion, derer sie sich rühmten.“ Damit bezieht sich Raspanti auf die pseudoreligiösen Rituale der Mafia-Anhänger, aber auch den Spitznamen, mit denen der Mafiaboss als „der Papst“ bezeichnet wurde, sowie auch von den Segnungen und Anrufungen aus dem katholischen Bereich in den mündlichen und schriftlichen Gesprächen der Mafia-Bosse. Die der Mafia, so der Bischof, sei „eine perverse und pervertierte Religiosität“. „Pervertiert ist der Sinn des Menschlichen.“ Und weiter: „Vom Papst haben wir viel gelernt: Wir alle sollen uns als wahre Christen verhalten, nicht gleichgültig, sondern im Einklang mit dem Evangelium, und wir Männer der Kirche sollen uns dem Problem als Hirten stellen, durch die Wahrheit des Evangeliums und gestützt auf die Hinweise des Lehramtes“, so Bischof Raspanti.

(sir – mg)

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09. Mai 2023, 10:28