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Papst Franziskus besuchte Budapest kurz im Jahr 2021 Papst Franziskus besuchte Budapest kurz im Jahr 2021  (AFP or licensors)

Kirche in Ungarn: Still, aber nicht untätig

Viele katholische Gläubige arbeiteten in NGOs und karitativen Einrichtungen mit, sagte der Sprecher der ungarischen Bischofskonferenz, Csaba Török, am Dienstag bei einem Online-Treffen vor der Reise von Papst Franziskus nach Budapest. Der Priester antwortete auch auf die Frage, warum sich die katholische Kirche mit Kritik an politischen Vorgängen in Ungarn zurückhält.

Die katholische Kirche in Ungarn sei in ihrer Finanzierung nicht unabhängig, erklärt Török, der auch Pfarradministrator der Kathedrale von Esztergom ist, nach Angaben der Nachrichtenagentur „Agensir.“ „Schulen, Institute, Krankenhäuser und sogar Diözesen werden vom Staat finanziert. Jedes Mal, wenn es politische Spannungen gibt, intern oder extern, ziehen wir es vor, nichts zu sagen, weil wir unsere Finanzierung aufs Spiel setzen.“

Wenn eine Regierung zum „Feind der Kirche“ werde, könne sie die Kirche innerhalb weniger Monate in den Bankrott treiben. Der Bewegungsspielraum sei also begrenzt, betont der Sprecher der Bischofskonferenz. „Die ungarische Kirche hält sich auf der Ebene der Bischöfe und der Bischofskonferenz an die Richtlinien der Regierung und versucht, sich an die Situation anzupassen. Aber wenn wir von der Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen sprechen, gibt es viele Initiativen, die versuchen, eine evangeliumsgemäße Antwort auf diese Situation zu geben.“

Die katholische Kirche verstehe sich als Brückenbauerin hin zur Orthodoxie, fuhr Török fort. Angesichts des Krieges Russlands gegen die Ukraine gebe es offene Fragen. Dass Papst Franziskus auf seiner Ungarn-Reise Ende des Monats dem russisch-orthodoxen Patriarch Kirill begegnen wird, komme zwar aktuell „nicht infrage“, erklärt Török, Frieden und Dialog gehörten aber zu den zentralen Themen dieses Besuchs.

„Kleine Türen finden, wenn man nicht durch die große hineinkommt“

In Bezug darauf, wie die ungarische Kirche mit dem Thema Migration über die Balkanroute umgeht, erklärt Török: „Die katholische Kirche ist sehr still, [aber] viele Katholiken arbeiten in NGOs und versuchen zu helfen.“ Karitative Einrichtungen versuchten, „die kleine Tür zu finden, wenn man nicht durch die große Tür hineinkommt.“ Dafür hätten die Dienste des Malteserordens und der Caritas sehr viel getan. Besonders an der Grenze zu Serbien, das südlich Ungarns liegt, seien kirchliche NGOs und karitative Einrichtungen sehr aktiv. „Sie waren eine große Hilfe für die Migranten", betonte der Priester.

Jetzt habe Ungarn die Grenze geschlossen, und offiziell gelten jene, die das Land betreten, als illegale Migranten. Damit müssen sie ein Gerichtsverfahren durchlaufen, an dessen Ende sie nach Serbien zurückgeschickt werden. Der Zustrom an Menschen sei „sehr stark“, da viele Wege nach Europa durch Ungarn führen – „auch wenn die Regierung das lieber nicht sehen möchte“, so Töröks Einschätzung. An dieser Front versuchten viele Katholiken, „außerhalb der sichtbaren Grenzen der institutionellen Kirche zu helfen.“

Über die Balkanroute versuchen Migrierende aus Afrika und Asien in die EU zu gelangen. Ungarns Regierung unter Viktor Orban fährt seit Jahren einen harten Kurs gegen diese Form der Migration. Weitaus gastfreundlicher zeigt sich das Land gegenüber Kriegsflüchtlingen aus dem christlich geprägten Nachbarland Ukraine. 

Papst Franziskus wird die ungarische Hauptstadt vom 28. bis 30. April 2023 besuchen – bereits zum zweiten Mal in seinem zehnjährigen Pontifikat. Die Reise steht unter dem Motto „Christus ist unsere Zukunft.“

(agensir – fg)

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18. April 2023, 14:35