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Ein schwerbewaffneter Polizist in der Provinz Negros Oriental, wo am 5. März Gouverneur Roel Degamo erschossen wurde Ein schwerbewaffneter Polizist in der Provinz Negros Oriental, wo am 5. März Gouverneur Roel Degamo erschossen wurde  (AFP or licensors)

Philippinen: Straßenproteste gegen Auftragsmorde

Etwa hundert Mitglieder einer katholischen Pro-Life-Gruppe haben an diesem Montag gegen die Ermordung eines Gouverneurs und fünf weiterer Personen protestiert. Auftragsmorde und Privatarmeen sind in dem südostasiatischen Land noch immer weit verbreitet.

Auslöser der Proteste war die Ermordung des Gouverneurs der Provinz Negros Oriental, Roel Degamo, und fünf weiterer Personen zwei Tage zuvor. Die Demonstranten versammelten sich vor der Menschenrechtskommission in Quezon City in der Hauptstadt Manila und zündeten in der St. Peter's Church Kerzen an.

„Wir kommen nicht nur als Katholiken, sondern als philippinische Bürger, die Frieden und Gerechtigkeit in unserem Land wollen. Wir haben Berichte erhalten, nach denen bestimmte Politiker noch immer Auftragskiller oder Privatarmeen anheuern, um ihre politischen Feinde auszuschalten", stellte der Präsident von „Life and Hope“, Javier Urbano, gegenüber dem Nachrichtendienst UCA News fest. Die Regierung wurde aufgefordert, eine gründliche Untersuchung der Morde einzuleiten.

„Wie können wir jemals dauerhaften Frieden haben, wenn wir weiter in einer Kultur der Gewalt leben? Wann wird dieser Kreislauf des Mordens jemals enden?“

 

Wie lokale Medien unter Berufung auf die Polizei berichteten, drangen bewaffnete Angreifer in das Haus des Gouverneurs ein und erschossen ihn und fünf weitere Bewohner. Der 56-jährige Degamo und die anderen Opfer wurden in ein Krankenhaus gebracht, konnten dort aber nur noch für tot erklärt werden.

„Die Mörder von Gouverneur Degamo waren Auftragskiller. Sicherlich gab es jemanden oder eine Gruppe, die seinen Tod wollte – auf Kosten unschuldiger Zivilisten", beklagte Pro-Life-Präsident Urbano. Auch der Bischof von Dumaguete, Julito Cortes, verurteilte die „sinnlose Bluttat“. „Wie können wir jemals dauerhaften Frieden haben, wenn wir weiter in einer Kultur der Gewalt leben? Wann wird dieser Kreislauf des Mordens jemals enden?“, so der Bischof in einer Erklärung.

Ein politisches Motiv?

Die Familie Degamos vermutet, dass hinter dem Mord ein politisches Motiv steckt. Sie hatten bereits seit Monaten Morddrohungen erhalten.

Degamo wurde zum Gouverneur ernannt, nachdem der Oberste Gerichtshof seinen politischen Rivalen Pyrde Teves nach einem Wahlprotest seines Amtes enthoben hatte. Teves, der seit Juni 2022 Gouverneur war, wurde im Oktober entlassen, als die Wahlkommission seinen Wahlsieg nach einer Neuauszählung der Stimmen vom Mai 2022 für ungültig erklärte.

Fünf Verdächtige festgenommen

Die Polizei hat inzwischen fünf Verdächtige festgenommen, ein weiterer wurde bei einer Schießerei getötet.

Degamo war ein Verbündeter von Präsident Ferdinand Marcos Jr.. Jener hatte sich vor den Präsidentschaftswahlen im vergangenen Jahr im Wahlkampf für ihn stark gemacht. „Meine Regierung wird nicht ruhen, bis wir die Täter dieses abscheulichen Verbrechens vor Gericht gestellt haben“, sagte Marcos nach Bekanntwerden des Mordes.

Die Geißel der Privatarmeen

Die Pro-Life-Gruppe vermutet, dass für die Ermordung eine Privatarmee angeheuert wurde.  2010 hatte die ehemalige Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo die Unabhängige Kommission gegen Privatarmeen (ICAPA) gegründet, um die Auflösung dieser Armeen auf den Philippinen voranzutreiben. Ein Jahr zuvor hatte das von der Schweiz finanzierte „Center for Humanitarian Dialogue“ berichtet, dass es landesweit 115 bewaffnete Gruppen gebe, die mit lokalen Politikern und politischen Clans verbunden seien.


(ucanews – skr)
 

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06. März 2023, 12:45