Suche

Netanjahu mit Mitgliedern seiner Koalition am Mittwoch in der Knesset Netanjahu mit Mitgliedern seiner Koalition am Mittwoch in der Knesset  (ANSA)

Israel: Kommt jetzt ein Anti-Verkündigungs-Gesetz?

Zur umstrittenen Justizreform der rechten Regierung, gegen die im ganzen Land Hunderttausende auf die Straße gehen, hält sich die kleine katholische Gemeinschaft in Israel zurück.

Doch gegen ein weiteres Gesetzesvorhaben von Ministerpräsident Benjamin Netanjahus Koalition äußert sie heftigen Widerspruch. Dabei geht es um ein sogenanntes Anti-Verkündigungs-Gesetz, das zwei Abgeordnete der religiösen Rechten eingebracht haben.

William Shomali, Generalvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, spricht von einem Gesetzesvorhaben, das „gegen die Gewissensfreiheit“ verstößt und „im Widerspruch zu Artikel 18“ der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen stehe. In der Vergangenheit habe es viele Fälle von Christen gegeben, vor allem aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die aus Überzeugung oder Bequemlichkeit Juden geworden seien, so Shomali; niemand sei „auf die Idee gekommen, einen Gesetzestext vorzuschlagen, um dies zu verhindern“.

Knesset in Jerusalem
Knesset in Jerusalem

„Das Anti-Missionar-Gesetz gibt es längst“

Moshe Gafni und Yaakov Asher - zwei Mitglieder der Knesset, des israelischen Parlaments – haben vergangene Woche einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die christliche Evangelisierung ausdrücklich verbietet und jeden Versuch, das Leben Jesu und seine Lehren zu bezeugen, für illegal erklärt. Für Zuwiderhandelnde sind im Falle eines Inkrafttretens Strafen von bis zu einem Jahr Gefängnis vorgesehen. Der Text spricht von „missionarischen Gruppen, vor allem Christen“, die als erste von der Regelung betroffen seien; er schließt die Möglichkeit aus, auch nur „friedlich zu sprechen“ und zu versuchen, eine Person „eines anderen Glaubens“ durch „Gespräche von Angesicht zu Angesicht“, aber auch durch „Posts oder Online-Videos“ zum Christentum zu „überreden oder zu bekehren“.

Im israelischen Gesetzbuch gebe es bereits eine Art „Anti-Missionar“-Gesetz, das „einen Christen, der des Proselytismus für schuldig befunden wurde, bestraft“, so Shomali. „Es richtet sich gegen diejenigen, die versuchen, einen Juden zu taufen, insbesondere wenn dieser wirtschaftliche oder berufliche Interessen in der Einrichtung hat, in der der Übertritt stattfand.“ Das ziele zum Beispiel auf jüdische Angestellte eines katholischen Krankenhauses.

Jerusalems Lateinischer Patriarch Pizzaballa
Jerusalems Lateinischer Patriarch Pizzaballa

Der Tweet des Premiers

Unter den Stimmen, die den Gesetzentwurf besonders deutlich kritisieren, sind die evangelikalen Christen in den USA. Dabei gehören sie zu den einflussreichsten Gruppen, die Israel in den Vereinigten Staaten unterstützen. Netanjahu hat deswegen auf Twitter versichert, dass das Gesetz nicht angenommen werde.

„Besorgniserregend ist das allgemeine Klima“ im Heiligen Land in den letzten Wochen, so Shomali weiter. „Die Gewalt, die Toten, bereits 14 auf israelischer Seite und über 85 auf palästinensischer Seite, Tendenz steigend. Gewalt erzeugt Gewalt, ein Teufelskreis, der auf beiden Seiten zu Repressalien führt.“ Es bleibe zu hoffen, dass es während des Ramadan, dem heiligen Monat des Fastens und Betens, nicht zu einer weiteren Eskalation komme.

(asianews – sk)
 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

24. März 2023, 12:44