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Mutter Christiane Baka mit Papst Franziskus Mutter Christiane Baka mit Papst Franziskus 

Ordensoberin aus Afrika: „Franziskus hat Frauen in Kirche gestärkt"

Das Pontifikat von Papst Franziskus hat zu einer „Sichtbarmachung" von Frauen in der Kirche geführt. Das sagt im Gespräch mit uns eine Ordensoberin und Theologie-Professorin aus Elfenbeinküste.

In den zehn Jahren seines Pontifikats ist die Zahl der im Vatikan beschäftigten Frauen und vor allem der Frauen in Führungspositionen in der Tat stark gestiegen, so die Oberin der Congrégation des Soeurs Notre Dame de la Paix, Christiane Baka, unter Verweis auf eine Erhebung von Vatican News. Sicherlich liege der Schwerpunkt von Franziskus in der Wiederannäherung zwischen Kirche und Menschen, aber eine Bilanz dieser zehn Jahre riskiere unvollständig zu sein, wenn die Haltung des 86-jährigen Papstes in der Frauenfrage nicht berücksichtigt werde, so die Ordensfrau, Theologin und Dekanin der philosophischen Fakultät der Katholischen Universität Westafrikas in Abidjan.

Wächterinnen des Unsichtbaren zu lange unsichtbar

Aus ihrer Sicht lässt sich das Pontifikat von Papst Franziskus als das einer Bemühung um die „Sichtbarmachung" von Frauen in der Institution Kirche definieren. Der heilige Papst Johannes Paul II. (1978-2005) habe seinerzeit Frauen „Wächterinnen des Unsichtbaren" genannt, erinnert Schwester Baka. Allerdings sind aus ihrer Sicht „diese Wächterinnen zu lange im Schatten und fast unsichtbar geblieben". Johannes Paul II. ist als Verfasser mehrerer Schreiben über und an Frauen hervorgetreten.

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Franziskus hingegen ist nach Einschätzung der afrikanischen Universitätsdekanin als der Papst anzusehen, der seit Beginn seines Pontifikats bedeutende Schritte unternommen hat, um Türen zu öffnen, die für Frauen in der Kirche zuvor verschlossen waren. Als Beispiele nennt sie den Zugang von Frauen zu einigen kirchlichen Ämtern, die Ernennung mehrerer Frauen in Führungspositionen am Heiligen Stuhl, die Erhöhung der Zahl der weiblichen Mitglieder der Internationalen Theologischen Kommission und die Einsetzung einer Kommission für die Zulassung von Frauen zum Ständigen Diakonat durch Franziskus. „All das zeigt, dass die Frauenfrage in der Kirche weiterhin aktuell ist", betonte die Ordensoberin und Dozentin.

Baka zufolge ist Franziskus davon überzeugt, dass die Kirche davon profitieren würde, wenn sie der Frau den ihr gebührenden Platz einräumt, weil sie damit in den Augen der Welt glaubwürdig wäre. Der Papst wünsche Frauen auch an jenen Stellen, an denen wichtige Entscheidungen für die Kirche fallen. Diese Vision von Franziskus, so Schwester Baka, erkläre all die Ernennungen von Frauen in wichtige Positionen im Vatikan. Heute gibt es beim Heiligen Stuhl mehr weibliche Angestellte insgesamt und mehr weibliche Führungskräfte als je zuvor. Einige Frauen hat Franziskus sogar mit einem Stimmrecht ausgestattet.

„Er glaubt, dass Frauen die Kirche bereichern können“

Franziskus habe „enorm“ dazu beigetragen, dass in die Frauenfrage Bewegung gekommen sei, so die Dekanin. „Er glaubt, dass Frauen die Kirche bereichern können durch das, was ihnen an Besonderem gegeben ist. Die Bemühungen von Papst Franziskus sind löblich und begrüßenswert - auch wenn die Frage der Ämter der Stolperstein ist, an dem alle Hoffnungen auf eine Revolution scheitern", bemerkt die Ordensfrau im Gespräch mit uns.

Auch auf gesellschaftlicher Ebene, also abseits des innerkirchlichen Bereichs, stärkt Franziskus der westafrikanischen Theologin zufolge Frauen. So habe er mehrfach dazu aufgerufen, die Rechte der Frauen anzuerkennen, aber auch ihre Leistungen im sozialen und beruflichen Leben. Christiane Baka spricht an diesem Punkt von einem „Paradigmenwechsel der Macht“, den Franziskus der Gesellschaft gerne verordnen würde - und für den er Frauen als seine Verbündeten betrachte. „Es geht darum, von einer Macht, die als Herrschaft und Unterdrückung verstanden wird, zu einer Macht überzugehen, die als Kultur der Fürsorge für die Person und ihre Würde verstanden wird.“ In diesem Bereich, so die Ordensoberin und Theologie-Dozentin, habe das Weibliche der Kirche etwas zu lehren.

Kirche braucht gebildete Frauen

Die Theologin von der Elfenbeinküste sieht in der Beziehung von Papst Franziskus zu den Frauen ein nachahmenswertes Beispiel. Relevant und aktuell bleibe in jedem Fall die Frage der Ausbildung von Frauen, erklärte die Universitätsdekanin. Denn nur wenn Frauen gleichberechtigte Partnerinnen in der Diskussion und Reflexion über das Leben der Kirche werden, könnten sie der Kirche wirklich neuen Schwung verleihen.

Hintergrund

Christiane Baka ist Generalsuperiorin der „Congrégation des Soeurs Notre Dame de la Paix“, einer diözesanen Ordensgemeinschaft des Bistums Abidjan, Elfenbeinküste. Den Doktortitel in Philosophie erwarb sie am Institut Catholique de Paris und an der Universität Poitiers, darüber hinaus hat sie einen Master in Theologie. Baka wirkt als Lehrbeauftragte und Dekanin der philosophischen Fakultät der Université Catholique d'Afrique de l'Ouest in Abidjan. Seit 2021 gehört sie dem Kontaktteam in Elfenbeinküste für die Weltsynode zum Thema Synodalität an.

(vatican news – gs)

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16. März 2023, 11:30