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Afrin in der Provinz Aleppo, 16. Februar: Obdachlos gewordene Menschen erhalten Matratzen von einer NGO Afrin in der Provinz Aleppo, 16. Februar: Obdachlos gewordene Menschen erhalten Matratzen von einer NGO   (AFP or licensors)

Syrien: „Menschen können doch nicht im Freien leben“

Zehn Tage nach dem Erdbeben stellen fehlende Unterkünfte die größte Notlage für die Menschen in Aleppo dar. Das berichtete der maronitische Bischof der stark beschädigten Stadt, Joseph Tobji, gegenüber fides.

Die Bevölkerung sammele sich in Notunterkünften, darunter auch in den weniger beschädigten Kirchen. Dort seien Dienste zur Verteilung von Lebensmitteln, Decken und Medikamenten organisiert worden. „Aber man kann nicht zu lange so leben“, so Bischof Tobji über die notdürftige Versorgung. „Die Wiederaufbauarbeiten müssen so schnell wie möglich beginnen, denn die Menschen können doch nicht im Freien leben.“

Wiederaufbau dürfte Monate dauern

Die kirchlichen Gemeinschaften hätten eine Ingenieurs-Kommission eingesetzt, die den Zustand der Gotteshäuser und der von christlichen Familien bewohnten Gebäude überprüfen soll, berichtete der Bischof. Parallel liefen behördliche Schätzungen zum Ausmaß der Schäden und die Sicherung verbliebener Bausubstanz. Viele Menschen dürften aber erst in Monaten wieder in ihre Häuser zurückkehren können, so Tobji. Das Erbeben habe vor allem in Stadtgebieten mit illegalem Wohnungsbau viele Gebäude niedergestreckt. In den christlich dominierten Vierteln seien vor allem alte Steingebäude betroffen, die ohne Stahlbeton gebaut wurden.

Kritik an Sanktionen gegen Syrien

 

Das eigentliche „Ausmaß der materiellen und geistigen Zerstörung“ werde jetzt erst langsam greifbar, so Joseph Tobji weiter: „Es beginnt eine schwere Zeit, in der wir aufgerufen sind, auch in dieser Situation zu bekennen und zu bezeugen, dass unser Vater im Himmel uns liebt und unser Heil will“. Kritisch äußerte sich der Bischof über die Sanktionen gegen Syrien, die vor allem die Armen träfen. Weil Syrien von internationalen Systemen abgeschnitten sei, die von Bankinstituten und Geldtransferunternehmen online genutzt würden, kämen Spenden nur schwer an, nennt der Bischof ein Beispiel.

(fides – pr)
 

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17. Februar 2023, 12:04