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Gäste beim Papstbesuch in Juba Gäste beim Papstbesuch in Juba  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Südsudan: Vertriebene fordern Frieden

Kinder und Jugendliche aus dem Flüchtlingszentrum in Juba haben Papst Franziskus am zweiten Tag seiner apostolischen Reise in den Südsudan ihre Geschichten erzählt. Worte der Dankbarkeit und der Hoffnung, die nicht über die vielen Schwierigkeiten hinwegtäuschen, mit denen sie, wie Tausende anderer Gleichaltriger, täglich konfrontiert sind: Platzmangel, fehlende Bildung, Einsamkeit, Träume von einer besseren Zukunft.

Mario Galgano und Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Johnson hat nicht genug Platz, um Fußball zu spielen, aber er besucht auch keine Schule. Seine Adresse lautet B2, bzw. der Block und der Sektor der Stätte zum Schutz der Zivilbevölkerung, in dem er lebt. Joseph ist 16 Jahre alt, acht davon hat er im Lager verbracht. „Wenn es Frieden gegeben hätte“, sagt er mühsam, aufgeregt und bewegt, „hätte ich meine Kindheit genossen“. Rebecca ist wie die anderen „sehr glücklich“, den Papst vor sich zu haben, hier „trotz ihres wunden Knies“. Dankbarkeit, Hoffnung, Kummer, Gebet. Dies und vieles mehr kam in den Stimmen der jungen Menschen zum Ausdruck, die der Papst im Lager der Binnenvertriebenen in Juba traf und die vor seiner Rede Zeugnis ablegten.

Hier die Lebensgeschichten der Binnenflüchtlinge im Wortlaut:

Johnson Juma Alex

Lager zum Schutz der Zivilbevölkerung, Malakal

Mein Name ist Johnson Juma Alex. Ich gehöre der Episkopalkirche des Südsudan an. Ich bin 14 Jahre alt. Ich wohne in Block B, Sektor 2 des „Malakal Camps“ zum Schutz der Zivilbevölkerung.

Ich besuche die Grundschule. Ich lebe hier im Lager mit meiner Mutter und meinem Vater. Sie haben keine Arbeit, aber einer meiner Onkel schickt ihnen Hilfen aus Juba. Wenn er ein wenig Geld schickt, kann ich mir Kleidung kaufen.

Ich bin 2014 ins Lager gekommen, weil es in der Stadt Malakal Probleme gab. Frieden ist gut, Probleme sind nicht gut. Wir wollen Frieden, damit die Menschen nach Malakal, in ihre Heimat, zurückkehren können. Das Leben in den Lagern ist kein gutes Leben; sie sind klein und heillos überfüllt. Es gibt nicht genug Platz, um Fußball zu spielen. Viele Kinder gehen nicht zur Schule, weil es nicht genug Lehrer und Schulen für uns alle gibt.

Ich möchte eine gute Zukunft haben, in der Frieden herrscht und die Kinder zur Schule gehen können. Das Leben in den Flüchtlingslagern ist nicht gut, aber wir danken der UNO, weil sie uns Schutz und Nahrung gibt.

Wir möchten, dass die Menschen in der Kirche für uns beten, damit Gott uns Frieden schenkt und wir nach Malakal zurückkehren können.

Danke!

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Zeugnis eines im Flüchtlingslager lebenden Mädchens

Lieber Papst Franziskus,

mein Name ist Nyakuor Rebecca. Ich bin Mitglied der Pfarrei „Heilige Dreifaltigkeit“ und lebe im Lager von Juba. Ich freue mich sehr, dich zu treffen, und es ist mir eine Ehre, heute hier sein zu dürfen. Im Namen der Kinder im Südsudan möchte ich dir für deinen Besuch danken. Wir wissen, dass du ein großer Führer bist, denn du bist trotz deines schlimmen Knies zu uns gekommen, um uns Hoffnung und eine Botschaft des Friedens zu bringen. Wir wissen, dass du Kinder liebst und immer sagst, dass wir Kinder wichtig sind für unser Land und die Kirche. Papst Franziskus, auch wir lieben dich! Danke für deine Liebe zu uns.

Wir, die Kinder im Südsudan, tanzen und singen gerne. So loben wir Gott, der immer bei uns ist.

Lehre uns weiterhin, Freunde Jesu zu sein, und sprich weiter zu unserem Volk, damit wir alle in Frieden zusammen sein können.

Im Namen Jesu möchte ich dich bitten, einen besonderen Segen für alle Kinder im Südsudan zu spenden, damit wir gemeinsam in Frieden und Liebe wachsen können.

Danke, dass du ein großer Bote Gottes bist. Wir werden diesen Tag nie vergessen.

Papst Franziskus, wir lieben dich. Danke, dass du den Südsudan liebst.

Vielen Dank!

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Joseph Lat Gatmai

Vertriebenenlager, Bentiu

Ich danke dem Herrn Jesus, der mir die Gelegenheit gegeben hat, heute hier vor Ihnen, unseren Religionsführern und den Christen, die zu diesem Besuch gekommen sind, zu stehen.

Mein Name ist Joseph Lat Gatmai. Ich bin ein Christ der presbyterianischen „North Western Upper Nile Church“. Ich bin 16 Jahre alt. Ich bin im Mai 2015 mit meinen Eltern in das Lager für die Zivilbevölkerung in Bentiu gekommen, bin also schon seit mehr als acht Jahren hier. Ich habe die Grundschule abgeschlossen, und mein Traum ist es, die Schule bis zur Universität fortzusetzen, in Jesu Namen.

Ich bin im Alter von acht Jahren in dieses Lager gekommen und dort aufgewachsen. Mein Leben im Lager ist nicht angenehm, und ich mache mir Sorgen, welche Zukunft das Leben für mich und die anderen Kinder hier bereithalten wird. In all diesen Jahren konnten meine Eltern und ich, und auch viele andere vertriebene Familien, dank der humanitären Hilfen überleben.  Wenn Frieden geherrscht hätte, wäre ich in meiner Heimat geblieben; ich hätte ein besseres Leben führen und meine Kindheit genießen können.

Warum müssen wir im Vertriebenenlager leiden? Wegen der anhaltenden Konflikte in unserem Land, dem jüngsten Land, das seine Unabhängigkeit erreicht hat. Seit 2020 sind wir auch von Überschwemmungen betroffen; Tausende von Familien wurden aus ihren Dörfern und Städten vertrieben, haben ihr Vieh und ihre Ernten verloren.

Daher appelliere ich an die Politiker dieser großen Nation Südsudan, unserem Land dauerhaften Frieden, Liebe, Einheit und Wohlstand zu bringen! Und ich bitte die Religionsführer, auch weiter für einen dauerhaften Frieden im Südsudan zu beten.

Möge Gott unsere Gebete erhören!

(vatican news)

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04. Februar 2023, 20:50