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Anhänger des abgewählten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro unterstützen einen Offizier der Militärpolizei bei Zusammenstößen nach einem Einmarsch in den Präsidentenpalast Planalto in Brasilia am 8. Januar 2023. Anhänger des abgewählten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro unterstützen einen Offizier der Militärpolizei bei Zusammenstößen nach einem Einmarsch in den Präsidentenpalast Planalto in Brasilia am 8. Januar 2023.  (AFP or licensors)

Brasilien: Bischöfe verurteilen Sturm auf Regierungsviertel

Die Nationale Bischofskonferenz von Brasilien (CNBB) ist „sprachlos über die schweren und gewalttätigen Ereignisse in Brasília“. Das teilten die Bischöfe am Sonntag über ihren Twitter-Kanal mit. Sie kritisierten die „antidemokratischen Akte und Vandalen“, die in das Parlamentsgebäude eindrangen.

Es sei nicht hinnehmbar, dass Bürger „öffentliche Gebäude zerstören, die symbolisch den brasilianischen Staat repräsentieren“, so die Bischöfe in ihrer kurzen Botschaft. Anhänger des früheren Präsidenten Jair Bolsonaro drangen in den Sitz des Nationalkongresses, den Bundesgerichtshof und den Planalto-Palast ein, den Sitz der brasilianischen Regierung.

Die Präsidentschaft der CNBB forderte „Gelassenheit, Frieden und die sofortige Einstellung der kriminellen Angriffe auf den demokratischen Rechtsstaat“, heißt es in dem Statement weiter. „Diese Angriffe müssen sofort eingedämmt und ihre Organisatoren und Teilnehmer im vollen Umfang des Gesetzes zur Rechenschaft gezogen werden. Bürger und Demokratie müssen geschützt werden“, fügten die Bischöfe hinzu. 

Zum Nachhören - was die Bischöfe in Brasilien schreiben

Die Protest-Anhänger hatten den Rücktritt des derzeitigen Präsidenten Lula da Silva sowie eine militärische Intervention gefordert. In mehreren Videos sieht man zerbrochene Fensterscheiben und Demonstranten, die im Kongress spazieren gehen.

Öffentliche Sicherheit gewährleisten

Laut BBC kündigte der amtierende Präsident Lula auf einer Pressekonferenz in Sao Paulo eine Bundesintervention in Brasilia an, um „die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten“, und sagte, dass das, was am Wochenende passierte, „in der Geschichte des Landes beispiellos“ sei. Lula ordnete auch die Schließung des Zentrums von Brasilia, wo sich die an diesem Sonntag übernommenen Orte befinden, für 24 Stunden an. „Was in Brasilia passiert ist, ist inakzeptabel!“, sagte der Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal Odilo Scherer. „Das hat im demokratischen Zusammenleben nichts zu suchen. Alle müssen sich beruhigen. Wer respektiert werden will, muss selber respektieren“, versicherte der Kardinal auf seinem Twitter-Account .

Proteste in Brasilia
Proteste in Brasilia

Erst nach mehreren Stunden konnte die Polizei die Kontrolle über die Gebäude im Regierungsviertel erlangen. Rund 150 Personen wurden laut Medienberichten verhaftet. Lula machte die Regierung des Hauptstadtdistrikts für die Ausschreitungen verantwortlich. So sollen nur wenige Polizisten zum Schutz des Regierungsviertels eingesetzt worden sein, obwohl die Demonstration der Bolsonaro-Anhänger seit Tagen angekündigt worden war. Nahezu ohne Widerstand der Polizei konnten die Angreifer so in die Gebäude eindringen und diese verwüsten. Fernsehbilder zeigen zerstörte Möbel und Scheiben in den Gebäuden.

Auch der anglikanische Bischof der Diözese Sul Oeste, Francisco de Assis da Silva, hat in einer Stellungnahme betont: „Die Taten zielen eindeutig darauf ab, den neu erprobten demokratischen Prozess in einem Übergangsprozess unter der Ägide des Rechts und rechtsstaatlicher Prinzipien zu destabilisieren.“ Verfassungsbruch sei ein Verbrechen und jetzt gelte es, für Brasilien zu beten.

(vatican news/twitter - mg)

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09. Januar 2023, 10:58