Suche

Schüler vor ihrer durch russische Bombenangriffe teilweise zerstörten Schule in Kostyantynivka, Region Donetsk (Archivbild vom Juli 2022) Schüler vor ihrer durch russische Bombenangriffe teilweise zerstörten Schule in Kostyantynivka, Region Donetsk (Archivbild vom Juli 2022) 

Ukraine: Die Mission, Schulen trotz des Kriegs offenzuhalten

In der Ukraine ist mit dem von Russland geführten Krieg die Aufrechterhaltung des Schulbetriebs für mehr als vier Millionen Schülerinnen und Schüler gefährdet. Der Leiter der griechisch-katholischen Schulen in der Ukraine, Pater Petro Mayba, berichtet von sinkenden Schülerzahlen und ständig durch Bombenalarm unterbrochenem Unterricht.

Delphine Allaire – Marseille, France/Christine Seuss - Vatikanstadt

Das ukrainische Bildungssystem, zum Teil Erbe der Jesuiten, die im 17. Jahrhundert in die Region kamen, hat von der Zentralisierung der Universitäten unter der österreichisch-ungarischen Herrschaft für den westlichen Teil bis hin zu den Schulen der Stalinzeit einiges mitgemacht. Heute jedoch, unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, leiden Schüler wie Lehrkräfte besonders. Das berichtete der Leiter der griechisch-katholischen Schulen in der Ukraine, Pater Petro Mayba, beim Weltkongress des katholischen Bildungswesens in Marseille.

Mangelnde Schutzräume und kaum Strom

 

Die gute Nachricht: Die meisten der 23.000 Schulen des Landes sind geöffnet geblieben, sowohl für Präsenz- als auch für Fernunterricht. Doch die Sicherheitsmaßnahmen sind drastisch. Laut dem ukrainischen Bildungsministerium verfügt fast die Hälfte der Schulen über einen Schutzraum, laut dem Ministerium für Notfallsituationen sind es aber weitaus weniger.

Dazu kommt der mittlerweile fest im Sattel sitzende Winter. Die gezielten Angriffe auf die Infrastruktur haben die Stromversorgung in vielen Landesteilen verkompliziert, sodass viele Schüler ohne Licht und Heizung lernen müssen.

Ein Beamter untersucht eine durch russischen Beschuss zerstörte Schule in Lyman (Donetsk)
Ein Beamter untersucht eine durch russischen Beschuss zerstörte Schule in Lyman (Donetsk)

P. Petro Mayba ist ein griechisch-katholischer Salesianerpriester aus Lviv. Er ist für die rund 20 ukrainischen griechisch-katholischen Schulen des Landes zuständig und hat den Weltkongress in Marseille auch genutzt, um aus der lokalen Erzdiözese humanitäre Hilfe entgegenzunehmen. Bevor er am Sonntag mit einem Lastwagen für die fast 1.600 Kilometer lange Heimreise über Krakau aufbrach, berichtete er uns, dass neun Monate nach Kriegsausbruch „viele Schüler und Lehrer das Land verlassen“ hätten.

Die griechisch-katholischen Schulen arbeiten bei der Lehrerausbildung gut mit dem ukrainischen Staat zusammen, bleiben aber privat, sodass die Familien sie finanziell tragen müssen. „Mehrere Familien können nicht mehr zahlen, weil es im Moment wenig Arbeit gibt. Viele Familien sind mit ihren Kindern weggegangen, so dass unsere Schülerzahlen eindeutig gesunken sind. Es gibt weniger Unterrichtsstunden und auch weniger Gehalt für die Lehrer“, erklärt der Salesianer.

„Die Kinder sind mittlerweile an den Krieg gewöhnt“

Der junge Priester berichtet auch von den schwierigen Bedingungen für den Unterricht ohne Strom, in der Kälte und ohne Internet für den Teil der Schüler, der sich aus Sicherheitsgründen für Fernunterricht entschieden hat.  „Die Bombenangriffe sind häufig. Jedes Mal, wenn ein Alarm ertönt, müssen wir in die Schutzräume gehen. Die Lehrer arbeiten so gut sie können, aber sie haben keine Möglichkeit, etwas zu planen. Wir wissen, wie der Tag beginnt, aber nie, wie er endet...“

Die ukrainischen Schüler haben sich heute notgedrungen an dieses Klima des Schreckens gewöhnt. Der Priester aus Lviv erzählt, wie die Kinder im Februar vor allem durch die Berichte ihrer Mitschüler, die aus dem Osten der Ukraine kamen und von „schrecklichen Dingen“ erzählten, beunruhigt und verängstigt waren. „Heute wissen sie, wie sie sich verhalten müssen. Wir haben den Kleinsten die Situation erklärt, in der Krippe, im Kindergarten auf eine bestimmte Art und Weise. Wir versuchen, das ruhig zu leben“, so der Pädagoge.

(vatican news)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

06. Dezember 2022, 10:30