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Salva Kiir Mayardit, seit 2011 erster Präsident des Südsudans Salva Kiir Mayardit, seit 2011 erster Präsident des Südsudans 

Südsudan vor Papstbesuch: Gewalt ist „tägliche Realität“

Vor dem geplanten Besuch von Papst Franziskus im Südsudan im Februar sind Gewalt und Vertreibung in dem ostafrikanischen Land „tägliche Realität“. Das berichtete Sigrid Lamberg, Projektkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen, in einem Online-Pressegespräch am Mittwoch.

Die Oberösterreicherin ist seit Oktober im Südsudan, wo sie in Lankien im Osten des Landes in einem Spital der Hilfsorganisation tätig ist. Der Papst reist vom 3. bis 5. Februar in die südsudanesische Hauptstadt Juba. In dem vom Bürgerkrieg gezeichneten Land seien „alle Personen, die versuchen, Friedensdialoge zu starten“, willkommen, zeigte sich Lamberg überzeugt.

Interesse am Papstbesuch

Der bevorstehende Besuch des Papstes werde im jüngsten und ärmsten Staat der Welt durchaus mit Interesse beobachtet, schilderte Lamberg. Die Kirche sei gesellschaftlich stark verankert und der Friedensdialog in dem Binnenstaat, der seit Jahren von Gewaltausbrüchen und bewaffneten Konflikten erschüttert wird, ein wichtiger Aspekt.

Lamberg berichtete von einer „multidimensionalen Konfliktlage“ in dem Staat. „50 Jahre Bürgerkrieg haben Spuren hinterlassen, sehr viele Menschen haben Waffen zu Hause, Konflikte werden oft mit Waffengewalt ausgetragen“, so die „Ärzte ohne Grenzen“-Mitarbeiterin. Nach wie vor seien viele militärische Gruppierungen damit beschäftigt, ihren Einfluss zu verteidigen oder auszuweiten. So stünden Viehdiebstähle an der Tagesordnung; ein Phänomen, das zwar nicht neu sei, „aber früher waren die jungen Männer nicht mit Kalaschnikows bewaffnet“, schilderte Lamberg, die sich bereits zu ihrem vierten Einsatz im Südsudan aufhält.

Eine multidimensionale Konfliktlage

Auch Überfälle auf Konvois des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen hätten immer wieder stattgefunden, berichtete die Oberösterreicherin. Rund 7,5 Millionen Menschen im Südsudan - etwa zwei Drittel der gesamten Bevölkerung - sind derzeit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das Land zählt zu den ärmsten der Welt. Hunderttausende Südsudanesen sind aus Angst um ihr Leben vor der Gewalt auf der Flucht. Hinzu kommen die Folgen der Klimakrise, die sich im Südsudan durch heftige Überschwemmungen äußert.

Lamberg sieht Stabilität als wichtigsten Faktor für eine bessere Zukunft im Südsudan. Danach müssten Investitionen im Gesundheits- und Bildungsbereich folgen, so die „Ärzte ohne Grenzen“-Mitarbeiterin. Der Staat sei aber „nicht wirklich existent“ und auf internationale Geldgeber angewiesen. Diese würden aktuell ihre Mittel aufgrund der wirtschaftlichen Weltlage reduzieren. Auch den Einfluss internationaler Wirtschaftstreibender sei zu hinterfragen. So würden etwa chinesische Firmen in einigen Regionen Erdöl abbauen. Die Bevölkerung profitiere davon freilich nicht, schloss Lamberg.

„Ökumenische Pilgerfahrt des Friedens“

Papst Franziskus holt vom 31. Januar bis 5. Februar 2023 seine zuletzt verschobenen Afrikareise in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan nach. Vor allem der dreitägige Besuch im Südsudan steht im Vatikan unter dem Vorzeichen einer „Ökumenischen Pilgerfahrt für den Frieden“. Gemeinsam mit Anglikanerprimas Justin Welby und dem Moderator der presbyterianischen Kirche Schottlands, Iain Greenshields, soll Franziskus am 4. Februar in Juba mit südsudanesischen Binnenflüchtlingen zusammentreffen sowie abends ein ökumenisches Gebet halten.

In der südsudanesischen Hauptstadt sind u.a. auch Begegnungen des Papstes mit Staatsoberhaupt Salva Kiir Mayardit und Vizepräsident Riek Machar geplant. Die beiden politischen Rivalen waren 2019 zu sogenannten Besinnungstagen in den Vatikan eingeladen worden. In einer spektakulären Geste beim Abschluss des Treffens kniete der Papst vor den Politikern nieder und küsste ihnen die Füße, um sie zum Friedensschluss für ihr Volk aufzufordern.

(kap - pr)

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14. Dezember 2022, 13:25