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Afghanistan: Helferinnen-Verbot hat verheerende Konsequenzen

Als „eklatanten Verstoß gegen die Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts und die grundlegenden Menschenrechte der Frauen in Afghanistan“ wertet das Kinderhilfswerk UNICEF das Verbot von NGO-Helfern in Afghanistan durch die Taliban.

Das schreibt UNICEF-Generaldirektorin Catherine Russell in einer Erklärung von diesem Montag. Das Kinderhilfswerk bezieht sich dabei auf ein Dekret, mit dem die De-facto-Taliban-Behörden allen nationalen und internationalen NGO-Helferinnen die Arbeit in Afghanistan verbieten. Auch an dem Beschluss, allen Frauen den Zugang zur Hochschulbildung zu verwehren, übt UNICEF in seiner Erklärung erneut Kritik.

Folgen für Gesundheit, Ernährung, Bildung und Kinderschutz

Die beiden Entscheidungen würden „weitreichende Folgen für die Bereitstellung grundlegender Dienstleistungen für Kinder und Familien im ganzen Land haben, insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bildung und Kinderschutz, in denen die Helfer eine unermesslich wichtige Rolle spielen“, so Russell. Dazu gehörten auch die UNICEF-Programme, mit denen 19 Millionen Menschen, darunter mehr als zehn Millionen Kinder, im ganzen Land versorgt würden.

Durch das Verbot der Arbeit von NRO-Frauen verweigerten die Taliban-Behörden einem großen Teil der Bevölkerung diese Dienste und gefährdeten das Leben und Wohlergehen aller Afghanen, insbesondere von Frauen und Kindern. UNICEF fordert die De-facto-Behörden der Taliban deshalb auf, beide Beschlüsse „unverzüglich zu widerrufen und allen Studentinnen die Rückkehr in die Schule und den NRO-Mitarbeitern die Fortsetzung ihrer wichtigen Arbeit in Afghanistan im humanitären Bereich zu ermöglichen“.

„Riesengroßes Dilemma"

Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten am Sonntag angekündigt, ihre Hilfsprogramme in Afghanistan zunächst einzustellen. Die Hilfsorganisationen Care, Save The Children und die Norwegische Flüchtlingshilfe teilten in einer gemeinsamen Erklärung mit, sie könnten Notleidende in Afghanistan nicht ohne die Hilfe ihrer Mitarbeiterinnen erreichen. Die Anweisung der Taliban werde nicht nur lebensrettende Hilfen für Tausende Menschen unmöglich machen, sondern auch Tausende Arbeitsplätze in einer Gesellschaft in einer großen wirtschaftliche Krise gefährden. Der Leiter von Caritas international in Kabul, Stefan Recker, sagte dem WDR, dass auch die Caritas ihre Arbeit vorübergehend einstelle. Es sei für Nichtregierungsorganisationen ein „riesengroßes Dilemma": Tausende Hilfsbedürftige seien dadurch erst einmal von Basisleistungen abgeschottet. Man müsse aber jetzt auch „dringend" eine Botschaft senden.

Die Taliban-Regierung, die im August 2021 die Macht wiedererobert hatte, hatte in einem Schreiben an alle nationalen und internationalen Nichtregierungsorganisationen verlangt, keine Frauen mehr zu beschäftigen. Kurz zuvor hatten die Taliban Frauen von Hochschulen ausgeschlossen.

 

(pm/kna – pr)
 

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26. Dezember 2022, 11:56