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Blick in einen Hörsaal der Katholischen Uni Johannes Paul II. in Lublin Blick in einen Hörsaal der Katholischen Uni Johannes Paul II. in Lublin 

Polen: Studieren hinter Gittern

Die Katholische Uni Lublin war immer schon etwas Besonderes. Während des kommunistischen Regimes war sie die einzige private Hochschule im ganzen Ostblock; auch der spätere Papst Johannes Paul II. unterrichtete hier. Erst kürzlich hat sie ein christlich-jüdisches Studienzentrum eingerichtet.

Jetzt macht die Uni mit einer weiteren interessanten Initiative von sich reden. Im Untersuchungsgefängnis von Lublin hat die Uni Anfang dieser Woche ein Studienzentrum eingerichtet. Damit sollen die Häftlinge eine Chance zum Studieren bekommen – und später soll das dann ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft erleichtern.

„Dies ist eine wunderbare Initiative – ganz im Geist des Evangeliums.“ Das sagt der polnische Kurienkardinal Konrad Krajewski. „Man sieht, dass die Katholische Uni Lublin mit der Logik des Evangeliums denkt. Sie geht über die Grenzen ihrer Gebäude und Räumlichkeiten hinaus in die Haftanstalt, denn dort gibt es Menschen, die Hilfe brauchen, darunter auch Studenten der Theologie und andere.“

Ist Namensgeber der Uni - und lehrte einst auch selbst hier: Johannes Paul II. (1978-2005)
Ist Namensgeber der Uni - und lehrte einst auch selbst hier: Johannes Paul II. (1978-2005)
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„Die Häftlinge brauchen Hilfe, um aus dieser Falle herauszukommen“

Tatsächlich lässt sich an der Uni Lublin – und von jetzt an im Gefängnis der Stadt – nicht nur Theologie studieren, sondern auch Jura, Sozialwissenschaften, Mathe oder Informatik. Schon bisher hatte die Uni, die auch viele Kooperationen mit namhaften internationalen Lehranstalten (etwa der Pariser Sorbonne) unterhält, drei Filialen im Süden der Stadt. Jetzt kommt die Uni hinter Gittern hinzu.

„Die Häftlinge brauchen die Hilfe von gebildeten Menschen, von sensiblen Menschen, die ihnen helfen, aus dieser Falle herauszukommen. Damit dieses Gefängnis etwas wird, das positive Früchte trägt, ihre Würde wiederherstellt und es ihnen ermöglicht, nach Verbüßung ihrer verdienten Strafe herauszukommen und auf das Leben vorbereitet zu sein.“

Kardinal Krajewski
Kardinal Krajewski

Paulus war selbst mehrfach im Gefängnis

Krajewski ist Präfekt des vatikanischen Dikasteriums für die Barmherzigkeit – und ein enger Vertrauter des Papstes. Im Auftrag von Franziskus hat er eine Grußbotschaft an die Professoren und Häftlinge in Lublin geschickt. Der Papst ist sehr sensibel für das Thema Gefangenenpastoral; auf seinen Reisen gehört in der Regel ein Termin in einer Haftanstalt immer dazu.

„In dem Brief wird der heilige Paulus als Schutzpatron angerufen, denn auch er war im Gefängnis! Der Heilige Vater wollte diese Initiative der Katholischen Universität segnen, denn sie ist das reine Evangelium.“

(vatican news – sk mit Material von Krzystztof Oldakowski SJ)
 

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28. Oktober 2022, 11:45