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Polens Regierung hatte Anfang Oktober das Auswärtige Amt in Berlin in einer diplomatischen Note zur Zahlung von Kriegsreparationen für deutsche Verbrechen von 1939 bis 1945 in Polen aufgefordert. Polens Regierung hatte Anfang Oktober das Auswärtige Amt in Berlin in einer diplomatischen Note zur Zahlung von Kriegsreparationen für deutsche Verbrechen von 1939 bis 1945 in Polen aufgefordert.  

Polen/D: „Positionspapier der Kirchen zu Reparationszahlungen“

Die katholischen Bischöfe Polens und Deutschlands sollten sich nach Ansicht des Kattowitzer Erzbischofs Wiktor Skworc gemeinsam zur Frage von Reparationszahlungen für die Verluste des Zweiten Weltkrieg zu Wort melden.

Er sprach sich in einem Interview der polnischen Nachrichtenagentur KAI für die Erarbeitung einer „gemeinsamen Position zu Reparationen oder Wiedergutmachung“ aus.

Dialog und symbolische Gesten

Der polnische Erzbischof warnte davor, „den heutigen Deutschen die Schuld an den Sünden ihrer Vorfahren zuzuschreiben“. Eine solche „medial und politisch attraktive Verallgemeinerung ist eine schwere Verletzung der Wahrheit und ein politischer Fehler, der den Weg für Zusammenarbeit und Verständigung versperrt“, so Skworc. In der aktuellen Situation brauche es beharrlichen Dialog und symbolische Gesten. Das in Berlin geplante „Denkmal für Polen und der Ort der Begegnung und des Kennenlernens der Geschichte“ wären derartige Gesten, so der 74-Jährige. Skworc war von 2006 bis 2016 Ko-Vorsitzender der Kontaktgruppe der Polnischen und der Deutschen Bischofskonferenzen.

Polens Regierung hatte Anfang Oktober das Auswärtige Amt in Berlin in einer diplomatischen Note zur Zahlung von Kriegsreparationen für deutsche Verbrechen von 1939 bis 1945 in Polen aufgefordert. Weder Warschau noch Berlin machten bisher den genauen Inhalt der Note öffentlich. Eine polnische Parlamentskommission schätzte zuvor in einem Gutachten die durch Nazi-Deutschland verursachten Verluste Polens auf 1,3 Billionen Euro. Die Bundesregierung lehnt die Zahlung von weiteren Reparationen an Warschau ab und verweist dabei auf Verträge, die zuletzt beim EU-Beitritt Polens 2004 bekräftigt worden seien. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) betonte zugleich, Deutschland stehe ohne Wenn und Aber zu seiner historischen Verantwortung.

Keine Sprache der Anklage

Skworc sagte in dem Interview nicht, ob er die Forderung nach deutschen Reparationen unterstützt oder ablehnt. Kriegsentschädigungen dürften jedoch nicht „in der Sprache der Anklage“ geltend gemacht werden, „die negative Emotionen weckt und auf ein Gefühl der Feindschaft gegenüber dem Täter zurückgreift“. Die Kirche in Polen verstehe ihre öffentliche Verantwortung und bleibe unabhängig von politischen Autoritäten. In der Vergangenheit habe sie eine führende Rolle beim Wiederaufbau der Beziehungen zwischen Polen und Deutschland gespielt. "Dieser Versöhnung will sie auch heute in voller Verantwortung und Unabhängigkeit weiter dienen", so Skworc.

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, hatte in seiner Stellungnahme zum Gutachten über die Kriegsverluste Polens eine „Wiedergutmachung des Unrechts“ befürwortet. „Die staatlichen Institutionen sind aufgerufen, über die praktischen Formen der Wiederherstellung des Rechts zu entscheiden“, erklärte er. „Möge es daher unser gemeinsamer Wunsch sein, dass die beiden versöhnten Völker, Polen und Deutsche, ihren Blick auf eine bessere Zukunft richten.“

(kna - pr)
 

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15. Oktober 2022, 09:24