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Mosambik: Kein Religionskrieg

„Es sind die Terroristen, die uns glauben machen wollen, dass es sich um eine religiöse Angelegenheit handelt, aber das ist es nicht.“ Das sagt Bischof Alberto Vera Aréjula von Nacala im Norden Mosambiks, wo bewaffnete Gruppen mit Bezug zum Islamischen Staat seit 2017 Tod und Zerstörung säen.

„In der internationalen Öffentlichkeit hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass es sich um einen Religionskrieg, einen Krieg des Islamischen Staates handelt. Wir sind der Meinung, dass dies hier nicht der Fall ist, auch wenn es stimmt, dass es Dschihadisten gibt“, erklärt Bischof Vera in einem Interview mit InfoCatólica. „Auch wenn es vielleicht 50 Fanatiker gibt und unter ihnen 10 oder 15, die das gesamte Terrornetz in Cabo Delgado und jetzt in Nampula leiten oder verwalten, sind es die Terroristen, die uns glauben machen wollen, dass es sich um eine religiöse Angelegenheit handelt, aber das ist nicht der Fall“, fügt der Bischof erneut an und erinnert an die verschiedenen Interessen, die im Norden Mosambiks im Spiel seien und dazu beitrügen, die Gewalt zu schüren. In erster Linie die wirtschaftlichen, die mit der Ausbeutung großer Gasfelder durch westliche Unternehmen verbunden seien, aber es gebe auch noch zu verwertende Bodenschätze, die das Interesse vieler wecken könnten.

Andere Interessen, über die nur sehr wenig gesprochen werde, stünden im Zusammenhang mit dem Drogenhandel, so der Bischof: „Heroin aus Indien, Pakistan oder Afghanistan wird über dieses Küstengebiet eingeführt“, erläutert Bischof Vera. Die organisierte Kriminalität betreibe auch Mädchenhandel, um sie in die Prostitution zu schicken. Die durch die Gewalt der Terroristen verursachte enorme Vertreibung - mehr als eine Million Menschen wurden zur Flucht gezwungen - könne das Anlocken von Mädchen, die von ihren Familien getrennt wurden, erleichtern.

Starkes Medienecho erzielen

Der Angriff auf die Mission in Chipene, bei dem die Komboni-Missionarin Maria De Coppi getötet wurde, könnte nach Ansicht des Bischofs von Nacala eine Aktion gewesen sein, die darauf abzielte, ein starkes Medienecho zu erzielen: „Das liegt daran, dass es sich um Menschen dreier verschiedener Nationalitäten handelte und sie wussten, dass ihre Aktion am nächsten Tag ein internationales Echo haben würde, vor allem, wenn die Regierung sagt, sie habe das Problem mehr oder weniger unter Kontrolle“, so der Bischof.

Obwohl Mosambik ein überwiegend christliches Land sei, bekenne sich in den nördlichen Provinzen die Mehrheit der Bevölkerung (bis zu 70 Prozent) zum Islam. „Der lokale Islam war jedoch immer friedlich, und es gab nie ernsthafte Probleme im Zusammenleben, sagt Bischof Vera. „Das Problem ist nicht der Islam, der von hier kommt, sondern der, der aus dem Ausland kommt, meist von Ausländern, die Moscheen errichten, von denen wir nicht wissen, wer sie finanziert“, betont der Bischof. „In den Dörfern fühlen sich die einfachen Leute, Christen und Muslime, sehr einig, es gibt keine Probleme. Bei meinen Besuchen in den Missionen treffe ich immer auch die Leiter der Moscheen. Die Beziehungen sind sehr gut. Ein Beweis für diese gute Harmonie ist, dass in der Regel auch Muslime an der Messe teilnehmen. Bei dem Gottesdienst, den er vor ein paar Wochen im Bezirk Liupo abhielt, waren fast genauso viele Muslime wie Christen anwesend“, sagt er.

Dschihadisten rekrutieren junge Menschen eher aus Verzweiflung als aus ideologischen Gründen oder religiösem Fanatismus. „Unter den Dschihadisten gibt es auch junge Nicht-Muslime ohne Zukunft, manche sind sogar Christen, die sich der Gruppe nur wegen des Geldes anschließen“, sagt Bischof Vera.

(fides - mg)

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08. Oktober 2022, 14:40