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Ukraine: Großerzbischof in Sorge um Atomkraftwerk

Der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, schließt sich der vielfach geäußerten Sorge um das von Russland besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja an. Er äußerte sich am Freitag in seiner täglichen Videobotschaft.

 Christian Schwaiger und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Russland erfinde „unaufhörlich alle möglichen Provokationen" wie etwa die Militarisierung des Atomkraftwerks oder die Drohung, den Strom abzuschalten. Ein solcher Schritt könnte für die Ukraine, Europa und die ganze Welt „großes Unheil bringen", erklärte der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew. 

Weltweit große Sorge

Das Atomkraftwerk in Saporischschja im Süden der Ukraine ist das größte AKW Europas und befindet sich laut Medienberichten seit Anfang August unter Beschuss. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig dafür verantwortlich. Russische Truppen hatten das Atomkraftwerk bereits im März besetzt. Es ist für die Stromversorgung der Ukraine zentral und wird Berichten nach immer noch von ukrainischen Technikern betrieben. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Gutierres, betonte, der dort erzeugte Strom gehöre der Ukraine. 

Russlands Präsident Wladimir Putin und der französische Präsident Emmanuel Macron tauschten sich am Freitag telefonisch aus. Der Kremlchef warnte dabei vor einer „großen Katastrophe“, die durch den Beschuss des Kraftwerks riskiert werde. Dies teilte der Kreml laut Medienberichten am Nachmittag (Ortszeit) mit. Putin und Macron hätten sich darauf verständigt, dass Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) überprüfen sollten, wie es um die Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Anlage stehe. 

Eindringlicher Friedensappell

„Vor dem Hintergrund der Schrecken des Krieges lade ich Sie alle ein, zu denken, zu träumen, zu beten und Frieden zu schaffen“

Der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, nutzte seine Videobotschaft vom Freitag unterdessen auch erneut für einen Friedensappell:

„Vor dem Hintergrund der Schrecken des Krieges lade ich Sie alle ein, zu denken, zu träumen, zu beten und Frieden zu schaffen. Denn Krieg kann und muss mit Frieden, mit Gottes Frieden, gewonnen werden. Aber was ist Frieden? Heute bedeutet dieses Wort dasselbe wie das Wort Liebe. Manchmal wird es so manipuliert, dass es seine ursprüngliche Bedeutung verliert. Und deshalb ist es für uns Christen so wichtig, diese lebensspendende Kraft aus der Heiligen Schrift, dem Wort Gottes, zu schöpfen, um zu erkennen, was Frieden ist, und ihn nicht nur zu suchen, um den Krieg zu gewinnen." 

Schewtschuk betonte, Friede müsse aufgebaut werden und es sei wichtig, sich selbst zum Frieden zu erziehen. Friede sei mehr als nur eine politische oder soziale Realität, so der Kirchenmann: 

„Frieden gibt es dort, wo es Vollkommenheit gibt, Vollkommenheit in der Liebe, Vollkommenheit in den Beziehungen. Im biblischen Sinne ist Frieden also mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Frieden - Schalom - ist die Fülle des Lebens. Der Mensch versteht es leider, Kriege anzuzetteln, aber dann wird er ein Sklave des Krieges. Denn der Krieg hat seine eigene teuflische Logik, die dem, was wir als Frieden bezeichnen, bekennen und anstreben, völlig entgegengesetzt ist. Der Friede ist nicht allein das Werk von Menschenhand, sondern eine der größten Gaben Gottes an die Menschen."

„Der Friede ist nicht allein das Werk von Menschenhand, sondern eine der größten Gaben Gottes an die Menschen“

In seiner Videobotschaft bezieht sich Schewtschuk darüber hinaus auf die schweren Kämpfe in der Region Donezk. Die Städte Charkiw und Mykolaiw sind laut dem Großerzbischof unter ständigem Beschuss, vor allem nachts: „Gerade in der Nacht, wenn die Menschen ruhig schlafen wollten, zerstörte der Feind friedliche Stadtviertel. Leider gibt es viele Verletzte“, so Schewtschuk. In den Städten Kramatorsk und Mykolajiw seien vor allem Bildungseinrichtungen das Ziel gewesen. Schewtschuk sieht darin einen Versuch, ukrainische Kinder und Jugendliche zu hindern, in ihrer Heimat zu studieren. Er bekräftigt erneut: „Aber die Ukraine steht. Die Ukraine kämpft. Die Ukraine betet.“

„Aber die Ukraine steht. Die Ukraine kämpft. Die Ukraine betet“

Die Videobotschaften des Großerzbischofs 

Jeden Tag seit Kriegsbeginn in der Ukraine äußert sich der griechisch-katholische Großerzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, in einer Videobotschaft. Diesen Samstag ist bereits der 178 Tag seit Kriegsbeginn. Schewtschuk geht in seinen Beiträgen nicht nur auf tägliche Probleme ein, sondern behandelt auch jeweils spezifische theologische Thema. Am Freitag stand der Friede im Zentrum.  

„Krieg ist immer der Verlust des Friedens. Das ist die größte Sünde gegen Gott und gegen den Menschen. Krieg ist die Verleugnung von Gottes Plan für den Frieden. Der Krieg ist ein Sakrileg, sagt Papst Franziskus, weil er eine der grundlegenden Eigenschaften unseres Gottes leugnet. Deshalb lasst uns nicht nur gemeinsam denken, sondern auch gemeinsam bewusst werden, wie wir in Frieden leben können; wie wir Frieden schaffen können; wie wir Frieden, wenn es notwendig ist, verteidigen können (...). "

Papst Franziskus ruft zu Frieden auf

Papst Franziskus ruft seit Kriegsbeginn immer wieder zu Frieden in der Ukraine und einem Ende der Gewalt auf. Mehrfach hat er seine Bereitschaft bekundet, sowohl in die Ukraine als auch nach Moskau zu reisen, sollte dies einen Beitrag zum Frieden leisten. 

(pm/diverse - schw/sst)

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20. August 2022, 12:45