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Spanien: Neue unbekannte Missbrauchsfälle aufgetaucht

Seit dem Beginn der Untersuchungen im Februar tauchen immer mehr unbekannte Fälle von Missbrauchsfällen in der Kirche in Spanien auf. So seien die der Bischofskonferenz bislang bekannten Fälle nur „die Spitze des Eisberges“.

Dies sagte der von der spanischen Bischofskonferenz beauftragte Anwalt Javier Cremades in einem Interview mit der spanischen Nachrichtenagentur Europa Press. Dabei berichtete er, dass er seit seiner Ernennung durch die Bischöfe im Februar auch Hunderte von nicht gemeldeten Fällen erhalten hat. „Zwischen denen, die der Bischofskonferenz vorliegen, und denen, die der Zeitung El País vorliegen, sprechen wir von etwa 1.000 bis 2.000 Fällen. Jetzt sind wir dabei, die Fälle, die uns erreicht haben, zu sortieren und zu klassifizieren", sagte Cremades. Mitte Dezember berichtete die spanische Zeitung El País, sie habe eine dreijährige Untersuchung über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Spanien durchgeführt und dabei 251 unveröffentlichte Missbrauchsfälle aus den letzten 80 Jahren aufgedeckt. El País sagte, dass ihre Untersuchung, die 2018 begann, schätzungsweise 1.246 Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche aufdeckte.

Cremades sagte gegenüber Europa Press, dass seine Untersuchung zwar „recht gut" voranschreite, aber nicht ohne „einige Schwierigkeiten" verlaufen sei. „Es wird nicht einfach sein, den Umfang, die Anzahl der Fälle und das Ausmaß des Phänomens zu bestimmen, denn viele Opfer haben sich nicht gemeldet, sie schweigen, und wir verstehen sie auch", sagte er. Außerdem bestätigte er, dass die Anzahl der Fälle, die er bisher untersucht hat, „nicht der Realität des Problems entspricht". „Wir haben es nur mit der Spitze des Eisbergs zu tun" sagte Cremades. „Ich denke, es gibt viel Schweigen; wir kommen aus einer Kultur der Vertuschung und einer Kultur des Schweigens, in der die Kirche die Institution über das Individuum stellten und umgekehrt die Menschen ein enormes Gefühl der Hilflosigkeit empfanden."

Hintergrund

Die spanische Bischofskonferenz hat im Februar die Anwaltskanzlei von Cremades beauftragt, unabhängige Untersuchungen zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche zu beginnen. Dies stellte eine Kehrtwende dar, nachdem Kardinal Juan José Omella von Barcelona noch im Januar eine unabhängige Kommission abgelehnt hatte.

Cremades sagte gegenüber Europa Press, dass er hofft, seine Ergebnisse im Jahr 2023 zu veröffentlichen und dass diese Ergebnisse nicht nur Fälle von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen durch Kleriker, sondern auch solche, die von Laienmitarbeitern in Kirchen und Schulen begangen wurden, umfassen werden. „Wir werden überhaupt nicht restriktiv sein, wir werden nicht versuchen, das Ausmaß des Schadens zu schmälern oder zu minimieren, sondern die harte Realität darstellen. Wir werden uns auch nicht nur auf legale oder nicht verfolgbare Fälle beschränken; es wird keine Verfahrenskategorie sein, die über die Aufnahme in den Katalog des Missbrauchs der spanischen Kirche an Minderjährigen entscheidet", sagte er. Er sagte auch, dass der Bericht Empfehlungen enthalten wird, um zu verhindern, dass sich Missbrauchsfälle wiederholen, sowie Vorschläge zur Wiedergutmachung für Überlebende des Missbrauchs.

(ucan -schw)

 

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28. Juli 2022, 14:58